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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Ding auf den Rücken zu heben und dann festzuschnallen, Dr. Herburg?«
    »Nein.«
    »Dann rufe ich Ihren Toc-Toc.«
    »Ich werde es ihm verbieten. Er gehorcht nur mir«, protestierte Frank Herburg.
    »Auch gut. Ich schaffe es allein.«
    »Ich gehe mit Ihnen, Luisa! Sie haben doch noch ein zweites Gerät bei sich, wie ich sehe.«
    »Ja, und noch drei! Sie liegen in dem VW. Und der Hubschrauber bringt heute abend ein vollkommenes Labor mit Laborzelt, eigener Strommaschine und dem ganzen Pipapo. Später kommen vielleicht auch noch einige Laborantinnen. Hübsche Mädchen – wie aus dem Bilderbuch von Tausendundeiner Nacht! Ihre Leila wird Amok laufen müssen, und Ihren Arbeitern werden Sie Beruhigungsmittel ins Essen geben müssen!«
    »Warum müssen Sie immer diese Ausdrücke …«
    »Ich bin so, Frank!«
    »Nein. Damit panzern Sie sich! Und dann sagen Sie wieder …«
    »Daß ich Sie liebe?« Luisa lachte hell. »Sie mißverstehen das wieder einmal gründlich. Typisch Mann! Himmel, wie mich das wieder aufregt! Liebe – da denken alle nur ans Bett! Zugegeben, auch das muß sein, sonst hätten wir im Körper einige Drüsen zuviel. Aber wenn ich Ihnen sage: Ich liebe Sie, – dann meine ich, daß ich Sie als Mensch liebe, als Individuum, als geistige Kapazität, als ein Wesen, das zu schade ist, im Gifthauch eines Pharaonengrabes zugrunde zu gehen. Als Mann, vom Nabel abwärts, sind Sie mir recht gleichgültig, Frank!«
    »Das war klar. Danke.«
    »Endlich zufrieden?«
    »Ja.« Dr. Herburg lächelte jungenhaft. Es gab seinem Gesicht etwas Sympathisches, das an die in jeder Frau verborgenen Mutterinstinkte appellierte. »Ich bin sehr zufrieden. Ich weiß jetzt, daß Sie nicht nur eine ausgezeichnete Ärztin und eine sehr begehrenswerte schöne Frau sind, sondern auch eine perfekte Lügnerin. Ihre Worte sind wohl meist von der Rückseite zu betrachten …«
    Dr. Luisa Alius riß das Sauerstoffgerät mit einem Ruck hoch. Herburg half ihr, das Tragegestell aus dicken Leinengurten überzustreifen. Als er die Gurte über ihre Schultern zog, berührte er zufällig ihre Brust. Es fuhr wie ein Stromstoß durch seine Hände. Sie bemerkte es nicht.
    »Ich will mich nie wieder verlieben!« sagte sie und schob die Gummimaske unter ihr Kinn.
    »Nach drei Liebschaften in dreißig Jahren? Beeinflußt Ihr täglicher Umgang mit Giften vielleicht Ihr Gefühlsleben nach der negativen Seite hin? Lassen Sie doch mal einen Test über Cholin und Acetylcholin machen …«
    Sie fuhr herum und starrte ihn an. Ihre blau-grünen Augen waren plötzlich von einem tiefen dunklen Blau, so, als habe er mit seinen provozierenden Äußerungen ein Fenster zu ihrem Inneren aufgestoßen.
    »Was verstehen Sie denn davon? Kümmern Sie sich um Ihre Mumien und nicht um mein Gefühlsleben!«
    Frank lächelte, um Verzeihung bittend. »Auch wenn ich 5.000 Jahre alte Mumien ausbuddele, mein Interesse gilt auch den Lebenden.«
    Das Gespräch brach ab. In einem Jeep war Dr. Pernam herangekommen, um zu sehen, was am Grab geschah. Er traf zuerst Leila, die auf einem eckigen Säulentorso hockte und einen langen seidenen Schal in dünne Streifen zerriß. Der Staub der Ausgrabungen umwehte sie und puderte sie ein.
    »Auch wenn Sie ein Kind dieses Landes sind«, sagte Pernam und fächerte sich mit einem breiten Strohhut Luft zu, »können Sie einen Sonnenstich bekommen, Leila. Warum sitzen Sie in der prallen Hitze? Was ist denn los? Und was mißfällt Ihnen an dem Schal? Wo ist Frank?«
    »Na, wo wohl?« schrie sie unbeherrscht. »Dort!«
    Pernams Blick folgte Leilas ausgestreckter Hand, in der die Schalfetzen flatterten. Vor Schreck setzte er seinen Hut wieder auf.
    »Was ist denn das?« rief er. »Haben Sie Wasser in dem Grab entdeckt? Will Luisa tauchen? Tropfsteinhöhlen in der ägyptischen Wüste! Na, so ein Blödsinn dürfte selbst einem Romanschriftsteller nicht einfallen, selbst bei völliger Unzurechnungsfähigkeit …«
    »Sie wird mir Frank wegnehmen –«, jammerte Leila. »Ich spüre es! Sie wird ihn mir wegnehmen.«
    »Mit einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken? Nie!« Dr. Pernam lachte laut. »Aber reißen Sie nur weiter Ihren Schal in Streifen. Vielleicht wollen Sie damit Luisa erdrosseln?«
    »Vielleicht!«
    Harris Pernam hatte kein Ohr für den Ernst dieses Ausrufs. Er lief weiter zu dem Grabeingang und kam gerade bei der Kiste an, als Herburg das zweite Gerät zusammenschraubte.
    »Wenn ihr Korallen oder schöne kleine Phosphorbarben findet, bringt

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