Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
zurück.
    Luisa gab keine Antwort mehr. Als sie sich abwandte, war das ein deutliches Zeichen ihrer Verachtung für Dr. Pernam.
    Dieser beugte sich zu Herburgs Ohr.
    »Sehen Sie das?« flüsterte er, heiser vor Aufregung. »Sie weiß keine Antwort mehr. Sie kann nicht mehr parieren! Sie flüchtet vor ihren Gefühlen.«
    »Schauen Sie in den nächsten Spiegel«, antwortete Herburg grob. »Da können Sie den größten Idioten Ägyptens sehen!«
    Er sah sich noch einmal nach Leila um.
    Da stand sie und erwiderte seinen Blick – und es war der Blick eines verwundeten Tieres. Frank nickte ihr lächelnd zu und spitzte die Lippen zu einem Kuß.
    Da lächelte sie auch, und ihr ebenmäßiges, schmales, von den langen schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht erstrahlte in einem überirdischen Glanz.
    Mein Gott, wie liebe ich sie, dachte Frank Herburg. Wo gibt es wieder solch eine Frau? Wo paart sich noch einmal Schönheit mit Zärtlichkeit, Wildheit mit Hingabe in so vollkommener Harmonie? Luisa … das ist eine Herausforderung für einen Mann – und das weiß sie genau. Mit ihr zusammenzuleben wäre schon ein Ereignis, als stünde man jeden Tag vor der Bezwingung eines unerforschten Berggipfels … In Leilas Armen träumt man von Rosengärten … Da liegt der Unterschied!
    Er blickte zu Dr. Alius zurück. Sie verstand seine stumme Frage. »Ja! Setzen Sie die Maske gleich auf. Kein Risiko, Frank. Wir wissen nicht, wo die nächste Giftsperre ist. Professor Mitchener ist genau in die erste hineingetappt, als er nur den Kopf in das Eingangsloch steckte.«
    Sie stülpten beide die Gummimasken mit den Atmungsschläuchen über den Kopf und sahen plötzlich aus wie Wesen von einem anderen Stern – wie Rieseninsekten. Die Technik der neuen Zeit wollte die Geheimnisse der alten Zeit erobern …
    Dr. Frank Herburg stieg als erster in den Gang. Dr. Alius folgte ihm direkt. Durch Dr. Pernams Hände lief die weiße Nylonschnur ab.
    Über ein anderes Funkgerät meldete der junge Assistent mit dem unaussprechlichen polnischen Namen, von dem man nur wußte, daß er mit Sczczy … begann, in das Hauptlager: »Dr. Herburg und Dr. Alius betreten die Grabanlage.«
    Professor Mitchener saß aufrecht in seinem Bett und seufzte tief. »Und ich liege flach!« sagte er zu Dr. ibn Hedscha, der ihm Gesellschaft leistete. »Ein halbes Leben lang, mehr noch – fünfunddreißig Jahre – habe ich auf diesen Augenblick gewartet und dafür gearbeitet: Das Grab des Menesptah zu betreten, des Kind-Königs, der mit zehn Jahren gestorben sein muß … Und nun liege ich hier wie ein Säugling im Bett! Abdullah, sagen Sie selbst, ist das nicht ein Scheißschicksal?«
    »Es wird immer Ihr Werk bleiben«, erwiderte Dr. Abdullah ibn Hedscha. »Sie waren es ganz allein, der immer an den Kind-König geglaubt hat. Und Sie haben ja auch als erster in sein Grab geblickt.«
    »Und bin dabei prompt aufs Kreuz gefallen!« Mitchener holte tief Atem. »Aber ich mache es meinen Kollegen nicht nach, weder Carter noch White, weder Westbury noch Bethell, und auch Ghoneim oder Emery können mich nicht schrecken mit ihrem plötzlichen Tod: Ich hole diesen Menesptah aus seinem Sarkophag und schließe eine Lücke in der Geschichte!«
    »Wir wären alle verrückt vor Freude, Sir!«
    »Kann man mit Frank Herburg sprechen?«
    »Ich will es versuchen.«
    Dr. Abdullah fragte bei dem Kollegen mit dem unaussprechlichen Namen zurück. Der Mann, den alle der Einfachheit halber schlicht Mr. Polski nannten, sagte ja und brachte es tatsächlich fertig, über Pernams Gerät eine Konferenzschaltung herzustellen. Frank Herburg meldete sich.
    »Hier Mitchener –«, sagte der Professor mit vor innerer Erregung zitternder Stimme. »Meinen Segen für alles, Frank! Was sehen Sie schon? Wo stecken Sie?«
    »Wir sehen erst wenig, Professor. Der Gang geht mäßig abwärts. Links und rechts sind Nischen in die Felsen geschlagen und zum Teil ausgefüllt mit mumifizierten Pavianen. Jede Affenmumie ruht in einem eigenen kleinen Gipssarkophag. Vor den Nischen stehen Tongefäße aller Art: Schalen, Teller, Näpfe, Krüge und Vasen. In meinem Scheinwerferschein sehe ich, daß der Gang sich erweitert, daß die Decke höher wird. Wir gehen langsam weiter – und jetzt ist der Gang mit Granitplatten belegt. Halt! Dr. Alius hat eine Vase entdeckt … Ein herrliches Gefäß aus grünem Schiefer … Augenscheinlich aus dem Wadi Hammamat …«
    »Hören Sie auf, Frank!« stöhnte Professor Mitchener. »Wie gern wäre ich

Weitere Kostenlose Bücher