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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sehr.
    »Sie Heuchler!« eröffnete Gemal Mohammed ibn Djelfa das Gespräch. »Sie haben drei Dinge auf einmal erledigt! Sie haben Luisa, Sie haben in die Politik eingegriffen, und Sie haben drei Ihnen recht unliebsame Männer erschießen lassen!«
    »Sie wußten zuviel«, antwortete Suliman ruhig. »Die Gelegenheit war günstig, und es geschah ja auch in Ihrem Interesse.«
    »Zugegeben! Aber die Branche wundert sich, warum bei diesem Überfall auf Ihr Haus gerade diese drei auf der Strecke blieben …«
    »Zufall …«
    »Das verbreite ich jetzt auch pausenlos. Reiner Zufall! Aber – wer glaubt's?«
    »Ist das wichtig? Wir werden die Anteile der drei Toten über Banken aufkaufen.«
    »Ist schon eingeleitet, Suliman.«
    »Wie gut, daß wir uns wieder ohne Beschimpfungen verstehen«, sagte Suliman spöttisch. »Gemal, aber diesmal geht das Geschäft mit den Anteilen fünfzig zu fünfzig!«
    Wortlos legte Gemal Mohammed den Hörer auf.
    Suliman hatte sich gerade vorgenommen, der schönen Luisa einen Besuch abzustatten, als sich sein Vertrauensmann aus Sakkara meldete. Was er am Telefon sagte, war kaum zu glauben:
    »Der deutsche Doktor macht sich wieder bereit, in das Grab zu steigen«, rief er aufgeregt. »Und Leila begleitet ihn diesmal! Hier ist die Hölle los, Herr! Professor Mitchener hat es verboten, Dr. Abdullah ibn Hedscha will seine Tochter verstoßen, wenn sie mit in das Grab geht, und Dr. Herburg töten. Dr. Pernam steht mit einer MP vor dem Grabeingang und hält damit Abdullah und Mitchener zurück, und das herumstehende Militär kann nichts tun, weil es keinerlei Befehle aus Kairo hat. Das Lager ist in zwei Teile gespalten, aber der Teil, der für Weiterarbeiten ist, ist größer. An der Spitze dieser größeren Gruppe steht ein Fellache, den sie alle Toc-Toc nennen.«
    Gemals Ahnung! Suliman starrte gegen die Wand und dachte nach.
    Was dieser Herburg jetzt tat, war nicht mehr zu verhindern. Die Kommission, die in Kairo die Einstellung der Grabungen beschließen sollte, tagte noch und konnte sich nicht einigen. Eigene massive Maßnahmen waren in so kurzer Zeit nicht möglich; gegen das Gift, das Mitchener vertrieben hatte, war Herburg jetzt geschützt.
    Es blieb nur noch die Hoffnung, daß sich die beiden Eindringlinge in dem Labyrinth, das vor 5.000 Jahren der berühmte Imhotep angelegt hatte, verirren würden und die vermauerte Tür nicht fanden, die zur inneren Grabkammer führte. Theoretisch war das zwar in der kurzen Zeit, die Herburg an diesem Tag noch blieb, nicht möglich … aber Zufälle haben schon andere Katastrophen ausgelöst.
    »Es ist gut«, antwortete Suliman ruhig, »laß sie einsteigen. Paß auf, höre alles und berichte.«
    Er legte den Hörer zurück und drückte beide Hände flach auf sein Gesicht. Er war müde und wie ausgelaugt … und dieser Herburg hatte noch die Kraft, in die unterirdische Totenstadt einzusteigen.
    Abermals dachte Suliman nach. Er war ehrlich genug, sich eigene Fehler auch einzugestehen. Und ein verdammter Fehler war es gewesen, als zehntes Opfer des Überfalls nicht Frank Herburg auf der Terrasse liegen zu sehen. Luisa und Frank … dieses Gespann war die Gefahr!
    Nicht die Ärztin allein mit ihren Gegengiften … Und nun kam noch Harris Pernam hinzu, den Suliman bisher nur als whiskyfesten Schwätzer und als Party-Frauenhelden angesehen hatte.
    Er seufzte, legte den Kopf weit zurück und schloß die Augen.
    Laß das Glück bei mir sein, Allah, dachte er. Zugegeben – ich bin ein elender Bursche … aber es sind doch Ungläubige! Hilf nicht den Ungläubigen, Allah! Hilf Du dem, der an Dich glaubt – auch wenn er ein verfluchter Gauner ist!
    Vor der Grabanlage hatte sich die Lage weiter zugespitzt.
    Unten, an dem nun völlig freigelegten Eingang, standen Dr. Herburg und Leila in ihren Plastikschutzanzügen, die Gasmasken vor der Brust, den Kopf mit einer enganliegenden Plastikhaube bedeckt. Toc-Toc wickelte ihnen die Nylonseile um den Leib und befestigte sie – die einzig sichere Verbindung zur Außenwelt, wenn sich die Forscher in dem Labyrinth der Gänge, Stollen und Kammern verirren sollten.
    An den Gürteln, vor der Brust und auf dem Rücken hingen alle Geräte, die man brauchte, um in der Tiefe der Grabanlage weiterzukommen: Hammer und Meißel, für jeden zwei Flaschen mit reinem Sauerstoff, Beutel für Boden- und Wandproben, größere Plastiksäcke für Fundstücke wie Urnen, Schüsseln, Trinkgefäße oder Schrifttafeln, das Kehlkopfmikrofon, ein

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