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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stern. Wenn sie gleich die Gasmasken überstülpten, konnten sie sich nur noch über die umgeschnallten Kehlkopfmikrofone unterhalten.
    »Angst?« fragte Frank Herburg.
    Sie schüttelte tapfer den Kopf. »Nicht eine Spur. Du bist ja bei mir.«
    »Ich gehe voraus. Halte dich immer dicht hinter mir. Und atme gleichmäßig, ganz ruhig, nie zu hastig, auch wenn du Dinge erblicken solltest, die dich erschrecken! Immer Ruhe! Da unten liegen Hunderte von Ibismumien und Pavianleichen. Wir müssen durch sie hindurch in den zweiten Querstollen.«
    »Ich habe keine Angst!« sagte Leila und griff nach dem starken Handscheinwerfer, den ihr Toc-Toc reichte. »Genau soviel Mut wie die deutsche Ärztin habe ich … noch mehr, Frank, denn ich kann mit dir sterben. Könnte sie das auch?«
    Leila fragte es ganz ruhig, aber er spürte den zerstörerischen Haß, der hinter diesen Worten steckte.
    »Gehst du nur deshalb mit? Um mir das zu beweisen?« fragte er.
    In dieser Sekunde war er bereit, alles abzubrechen und sich der Meinung der anderen anzuschließen, daß die Mumie eines Kind-Königs keine weiteren Menschenopfer wert sei.
    »Nein! Ich liebe dich!«
    Herburg drehte sich weg und tappte in seinen Gummistiefeln zum Grabeingang. Die gleichen Worte hatte er von Luisa gehört, bevor sie zusammen in die Tiefe gestiegen waren …
    Er hörte, wie Leila ihm folgte.
    Pernam schrie: »Abdullah, bleiben Sie stehen! Sie können nichts mehr ändern!«
    Frank Herburg stülpte sich die Gasmaske über, kontrollierte den festen Sitz und stieg dann entschlossen in den schrägen, breiten Gang der Grabanlage ein. Die Scheinwerfer leuchteten an dunklen Löchern vorbei, von denen neue Gänge abzweigten.
    Ein zweiter Lichtstrahl zuckte an ihm vorbei, Leila war also dicht hinter ihm. Zum erstenmal in ihrem Leben sah sie in die Reste eines Lebens hinein, das vor 5.000 Jahren Mittelpunkt der menschlichen Kultur gewesen war.
    Er ging weiter, bis zu den Gefäßen mit den Pavianmumien und zeigte auf den Eingang zu einem Seitenstollen.
    »Ich stehe jetzt vor dem zweiten Querstollen links«, sprach Herburg nach einer Weile ins Mikrofon. Draußen hatte Dr. Pernam eine Übertragungsanlage gebaut, so daß alle über Lautsprecher mithören konnten, was im Innern des Grabes geschah.
    »Ich leuchte in den Gang hinein«, fuhr Herburg fort. »Er ist enger und niedriger als der Hauptgang und fast waagerecht. Soweit ich sehen kann, sind Nischen in die Wand geschlagen, in denen Schüsseln und Näpfe aus Alabaster und grünlichem Schiefer stehen. Die Nischen sind ausgemalt – wieder bäuerliche Szenen und Nilfischer. Die Malerei ist noch sehr gut erhalten. Ich gehe weiter durch diesen Gang …«
    Nach einer Pause, in der kein Wort gesprochen wurde, hörten alle: »Hier ist jetzt eine Seitenkammer mit … schätzungsweise hundert Vasen, großen Vasen … voller Vogelmumien …«
    »Das Gift …«, stammelte Dr. Abdullah. »Alles ist doch vergiftet. O Allah, hilf meiner Tochter!«
    Er saß oben auf einem großen Stein und betete.
    Professor Mitchener starrte die beiden Nylonseile an, die durch Toc-Tocs Hände glitten – Stück um Stück.
    Mr. Polski, der Assistent, saß mit seltsam bleichem Gesicht unter einem Sonnensegel und nahm auf Tonband alles auf, was in dem Grab gesprochen wurde.
    »Ich schwenke ab …«, ertönte jetzt Herburgs gepreßte Stimme. Der veränderte Stimmklang lag an dem Kehlkopfmikrofon. »Der Quergang endet bekanntlich vor einer Scheintür, mit der ich mich nicht aufhalte. Aber von der Kammer führt ein neues, verzweigtes System ins Unbekannte. Die ganze Anlage ist genial. Sie kann nur von Imhotep stammen! Ich vermute, daß er drei Labyrinthsysteme übereinander gebaut hat, ein Drei-Etagen-Grab also! Das bedeutet eine Neuentdeckung, Professor! So etwas hat es in der dritten Dynastie bisher nicht gegeben! Das ist sensationell! Um das alles zu erforschen, brauchen wir Monate! Ich taste mich jetzt auf gut Glück in dem neuen dritten Quergang vorwärts. Er endet an einer Treppe, die hinunterführt … gewissermaßen zur zweiten Etage. An dieser Treppe steht ein steinerner Wächter, fast lebensgroß. Er zeigt auf uns mit ausgestrecktem Arm, als wolle er mich zurückweisen. Ich gehe weiter …«
    In diesem Augenblick ertönte aus der Tiefe des Grabes ein heller Schrei.
    Dr. Abdullah sprang auf und krallte sich die Hände in die Haare. Der Professor, Mr. Polski und sogar Harris Pernam bekamen fahle Gesichter.
    »Leila!« schrie Abdullah verzweifelt. »Leila,

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