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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach dem herrlich frischen Gebäck und verzehrte mit Genuß ein Stück mit Honig gefüllten Blätterteig. Suliman goß sich Sahne in den Tee.
    »Es hat neun Tote gegeben!« sagte er dabei ohne besonderen Ausdruck. »Das nur zur Illustration!«
    »Was wollen Sie denn damit illustrieren?«
    »Daß wir uns arrangieren müssen, liebe Luisa. Der Überfall galt nicht nur der Eroberung einer der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe, sondern hatte auch noch andere Gründe, die für uns beide in dieser Situation nicht von Bedeutung sind.«
    »Von welcher Situation sprechen Sie?«
    »Ich liebe Sie, Luisa.«
    »Ich Sie nicht, Suliman. Sollen wir jetzt darüber diskutieren, wer sich durchsetzen wird? Ich weiß, es hat neun Tote gegeben. Das heißt, daß Sie für bestimmte Ziele über Leichen gehen. Eines dieser Ziele bin anscheinend ich – oder besser mein Körper. Sie bekommen ihn nicht. Was nun? Wollen Sie mich vergewaltigen? Ich garantiere Ihnen einen Kampf auf Leben oder Tod, Suliman!«
    »Ich weiß: Ich werde nicht von Männern geraubt, sondern ich raube Männer …«
    »So ist es. Ihr Reiter hat es Ihnen ausgerichtet, wie ich höre.«
    »Natürlich! Ein himmlischer Satz! Nur – was muß ich tun, um von Ihnen geraubt zu werden?«
    »Sterben, sich einbalsamieren lassen und in fünftausend Jahren als Mumie wieder auftauchen! Dann wären Sie von Interesse. Jetzt nicht!«
    »Sie sind eine herrliche Frau, Luisa.«
    »Ihr Tee ist vorzüglich!« Sie goß sich noch einmal nach und knabberte dann an einem Gebäckstückchen, das mit einer Scheibe kandierter Orangen belegt war. »Sie sehen, Suliman, es gibt Probleme, die man nicht mit neun Toten und einem goldenen Käfig wie diesem hier lösen kann. Als Mann sind Sie für mich völlig uninteressant.«
    »Das war mir klar.«
    Suliman lehnte sich zurück und blickte an die Decke. »Die Lage ist verworren. Harris Pernam liebt Sie, aber Sie lieben Dr. Herburg, der wiederum Leila liebt. Bleiben wir ein wenig bei Frank Herburg. Ich kann ihn jederzeit erledigen.«
    Luisa ließ das Gebäck fallen und starrte Suliman an.
    Kein Erschrecken war in ihrem Gesicht, nur gespannte Gegenwehr. Ihr schöner Mund wurde zu einem schmalen Strich.
    »Sie glauben wirklich, ich lasse mich über den Umweg Frank Herburg von Ihnen erpressen? Machen Sie sich nicht lächerlich!«
    »Herburg ist vor einer halben Stunde wieder in das Grab eingestiegen.«
    »Das ist nicht wahr!« Luisa sah ihn entgeistert an. Sie umfaßte ihre Teeschale mit beiden Händen, um nicht zu zeigen, daß sie zu zittern begannen.
    »Wie kann ich Ihnen beweisen, daß ich nicht lüge?« Suliman schlug die Beine übereinander. »Es wäre töricht zu sagen: mein Ehrenwort!«
    »Ja, töricht und saudumm«, entgegnete Luisa heiser. »Aber komisch – ich glaube diesem Ehrenwort! Wie kann er nur allein in diese Grabanlage steigen – nach den Erfahrungen der letzten Stunden und Tage?«
    »Er ist ja nicht allein. Leila ist bei ihm.«
    »Das ist noch größerer Wahnsinn!«
    »Also: Sie werden vom Militär gesucht, Luisa. Harris Pernam hat sich wie ein Irrer aufgeführt. Danach aber muß es zu einer Absprache zwischen ihm und Herburg gekommen sein, denn Pernam ist jetzt mit von der Partie und hält mit einer MP jeden fern, der das Unternehmen stören könnte. Überall nur sinnloses Heldentum! Darüber wollte ich mit Ihnen auch sprechen, Luisa. Wenn Frank Herburg so weitermacht, ist er unter Garantie bald ein toter Mann!«
    »Er wird weitermachen! Sie kennen ihn doch auch gut genug. Ich begreife nur nicht, warum er gerade jetzt …«
    »Sie haben erwartet, daß er Sie überall sucht, nicht wahr? Daß er durch die Wüste reitet und immerzu brüllt: ›Luisa! Luisa!‹«
    »Jetzt werden Sie kindisch, Suliman.«
    »Gut. Kehren wir zur Realität zurück.«
    »Die Realität bin ich!«
    »Auch! Aber nicht Sie allein …«
    »Haben Sie noch eine Frau geklaut?«
    »Luisa!«
    »Ich kann nicht anders, ich muß lachen, Suliman!« Sie legte die Hände in den Schoß. »Wie sind Sie nur auf die Idee gekommen, mir Angst einjagen zu wollen? Mich zu etwas zwingen zu wollen?«
    »Ich kann Sie zwingen …«
    »Ihre Geliebte zu werden? Ausgeschlossen!«
    »Wenn ich Ihnen verspreche, Herburg leben zu lassen?«
    »Sonst würden Sie ihn töten …?«
    »Mit Sicherheit.«
    »Suliman, führen wir doch hier keine Verdi-Oper auf! Sie haben mit diesem Überfall einen großen Fehler begangen und wissen nun nicht, wie Sie aus dem eigenen Netz wieder herauskommen sollen!

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