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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wollen wir das Drama einmal durchspielen? Also: Ich werde Ihre Geliebte, wenn auch gezwungenermaßen. Sie lassen Frank Herburg in Ruhe. Was geschieht? Er sucht weiter in der Grabanlage. Ich bin für die Außenwelt für immer verschwunden. Und so muß es ja auch bleiben, denn Sie können mich niemals wieder freilassen, weil Sie wissen, daß ich dann dafür sorge, daß Sie eingesperrt werden. Also: meine Freilassung wäre Ihr Untergang! Was sollen also die ganzen Versprechungen? Ob ich Ihre Geliebte werde oder nicht … Sie sind in der unangenehmen Lage, mich entweder umzubringen oder als Dauergast zu behalten. Ich bin dreißig Jahre alt … meine Lebenserwartung beträgt siebzig … warum nicht? Dann müssen Sie mich vierzig Jahre lang verstecken! Mein armer Suliman …«
    Sie lachte, aber es klang wie verrostet.
    Suliman sah sie aus zusammengekniffenen Augen an und bewunderte sie maßlos. Ihr Mut, ihre Kaltschnäuzigkeit, mit der sie über die furchtbarsten Schicksale plaudern konnte, faszinierten ihn. Wen diese Frau liebt, der kann die Welt erobern!
    »Sie denken zu logisch, Luisa«, antwortete er. »Das gesamte Projekt Menesptah wird in spätestens drei Tagen von der Regierung in Kairo verboten werden. Da nützt auch Harris Pernam mit seiner MP nichts! Diese drei Tage mag Herburg noch in dem Grab herumkriechen … Ich werde dafür sorgen, daß er von einer Überraschung in die andere stolpert. Sollte das Projekt von der Regierung nicht gestoppt werden, so sind Sie mein Druckmittel.«
    »Sie wollen also Herburg erpressen? Mit mir … Suliman, was soll das alles?«
    »Ein Abkommen! Herburg steigt vierzehn Tage nicht in das Grab ein, Sie sind vierzehn Tage lang meine Geliebte, dann sind Sie frei und können sich Herburg oder Pernam oder wer Ihnen sonst gefällt an den Hals werfen. In vierzehn Tagen habe ich alles erledigt, was zu erledigen ist.«
    »Das heißt … Dann sind Sie weg, und ich kann durch Ihren leerstehenden Palast wandern …«
    »So ähnlich.«
    Suliman pflückte eine Rose aus dem Strauß in der Kristallvase und roch an ihr. Dann warf er sie lässig Luisa in den Schoß.
    »Daran ist vieles unlogisch, ich weiß es – aber nur für den, der die Hintergründe nicht kennt. Sie brauchen sie nicht zu kennen. Ihre Aufgabe ist es, Herburgs Leben zu retten, indem Sie meine Geliebte werden und mir vierzehn Tage Ihres Lebens schenken …«
    »Mehr nicht?« Luisa lächelte sarkastisch. »Suliman, was ist mit der Grabanlage los?«
    »Sie gehört nach den vierzehn Tagen Ihnen, Herburg und dem ganzen Team! Mit der Mumie des Kind-Königs Menesptah. Professor Mitchener hat nämlich recht: Es gibt ihn wirklich! Er liegt in einem goldenen Sarg, umgeben von seinen goldenen Fröschen! Weil er so gern mit Fröschen spielte … Wenn sich die Tür dieses Gemachs wieder für Sie öffnet, Luisa, dann liegt draußen auf einem Tisch der genaue Plan der gesamten Grabanlage! Wer den Weg kennt, für den ist es ein Kinderspiel, den Saal der goldenen Frösche zu erreichen. Wer diesen Weg erst suchen muß, der findet ihn erst nach Monaten oder nie. – Ist das ein Angebot?«
    »Sie kennen also dieses Grab …«
    »Wie mein eigenes Haus.« Suliman lachte verhalten. »Ihr Gegenangebot, Luisa?«
    »Keines! Töten Sie mich, töten Sie Frank …«
    »Also doch eine Verdi-Oper! Wir wollten doch nicht …«
    »Warum haben Sie meine Betäubung nicht ausgenutzt? Warum haben Sie sich denn nicht genommen, was Sie wollten?«
    »Einen schlafenden, schlaffen, willenlosen Körper? Luisa … ich will das Feuer in Ihren Augen brennen sehen, wenn ich bei Ihnen bin!« Er sah sie an und atmete schneller. »Luisa, wollen Sie Frank sterben lassen?«
    »Ja!« antwortete sie klar.
    »So wenig bedeutet er Ihnen?«
    »So viel bedeuten wir uns beide!« Sie sprang auf und ging in dem großen Raum hin und her. Federnd, jeden Muskel gespannt …
    Suliman verfolgte sie mit gierigen Blicken.
    »Und das alles, obgleich wir nie zueinander finden werden!«
    »Und wenn ich Ihnen dazu verhelfe?«
    »Sie?« Luisa blieb stehen und betrachtete Suliman wie einen ihrer Kolben, in denen sie die Gifte destillierte. »Jetzt werden Sie völlig verrückt!«
    »Ich reduziere … Zehn Tage!«
    »Nicht eine Sekunde! Suliman, wollen Sie um meinen Körper feilschen wie im Basar? Ich verabscheue Sie! Das hat Ihnen noch keine Frau gesagt, ich weiß es. Wo Sie bisher auftauchten, da fielen die Weiber auf den Rücken wie vom Baum geschüttelte Käfer! Der schöne reiche Suliman ist da! Der

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