Die Schöne vom Nil
Mann mit dem Engelsgesicht! Der braune Körper, an dem jeder Muskel spielen kann … und diese schwarzen Locken! Wenn er geht, so ist es wie das Schreiten eines Panthers! Oh, welch ein Mann! – Für mich sind Sie eine Seifenblase, weiter nichts! Soll ich Ihnen die chemische Formel für Seife nennen?«
»Ich sehe, Sie nehmen mich nicht ernst, Luisa!« entgegnete Suliman dumpf. »Ich werde Ihnen beweisen müssen, was man mit Frank Herburg tun kann.«
Plötzlich stand Entsetzen in Luisas Augen. Sie wollte es nicht, aber sie hatte zuviel Kraft verbraucht, um Suliman mit ihrer Überlegenheit zu bluffen. Es war ihr völlig klar, welche Macht dieser Mann besaß. Er konnte vor ihren Augen Frank töten lassen, und sie wußte, daß sie sich auch dann nicht opfern konnte …
Bevor sie antworten konnte, sprang die Tür auf.
Mit einem Satz war Suliman aus dem Sessel aufgesprungen, aber die Pistole, die plötzlich in seiner Hand lag, war wirkungslos gegen das, was nun geschah.
Mit aufgelösten Haaren, das lange seidene Gesellschaftskleid am Ärmel zerrissen, einen blutigen Dolch in der Hand, stand Salimah vor Luisa und duckte sich wie eine Raubkatze vor dem Sprung.
Luisa wich bis zur Wand zurück … Vor Suliman hatte sie keine Angst gehabt, aber diese Frau war im Zustand des Hasses und der verratenen Liebe eine akute Gefahr.
»Ich habe es gewußt!« keuchte sie. »Ich habe es gewußt! Er hat dich aufgefressen mit seinen Blicken! Nur daß du ihm neun Leichen wert bist – das habe ich nicht gewußt. Es war so gut gespielt … so gut, ich habe alles geglaubt!« Sie wirbelte herum und starrte auf die Pistole in Sulimans Hand. »Schieß doch! Schieß! Ich habe immer alles geglaubt, was du mir gesagt hast … aber dann sah ich Achmed mit dem goldenen Teeservice davonschleichen. Ich ging ihm nach, und nun habe ich entdeckt, daß sich eine Wand öffnen läßt und man in einen anderen Teil des Hauses gelangen kann!«
Sie schleuderte den blutigen Dolch Suliman gegen die Brust und wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab.
»Ich mußte Achmed töten. – Er wollte sich mir in den Weg stellen. Es ist sein eigener Dolch – sieh ihn dir an! Als er mich festhielt, habe ich mein Kleid geöffnet, und er durfte meine Brüste berühren … Während er das tat, habe ich ihm den Dolch aus dem Gürtel gerissen und zugestochen! Gib den Weg frei … Gib den Weg frei!«
Sie wirbelte zu Luisa herum und lachte schrill.
»Was hat er dir versprochen?« schrie sie. »Wie teuer bist du ihm? Nicht ein ägyptisches Pfund, du blonde Hure! Nicht du bist wichtig für ihn, sondern allein das Grab …«
»Halt den Mund, Salimah!« rief Suliman dazwischen. »Bei Allah, ich erschieße dich!«
»Ich warte darauf!«
Sie warf den Kopf zurück – eine wilde unfaßbare Schönheit, die sich selbst zerstören mußte.
»Das Grab allein ist es!« rief sie. »Es hat noch einen geheimen Eingang! Es ist ein Lager … ein Lager für Tonnen voll Rauschgift!«
Aber Suliman schoß nicht.
Es war unverständlich, daß er Salimah aussprechen ließ. Er steckte sogar die Pistole in die Rocktasche zurück und bückte sich, um den blutigen Dolch aufzuheben.
Es war eine jener leicht gebogenen Waffen, wie sie die Leibwächter stolz im Gürtel tragen, mit einer besonders schön gearbeiteten Scheide, die mit Goldfäden bestickt und mit bunten Halbedelsteinen verziert war. Der Handgriff mit dem dicken Knauf war vergoldet, mit uralten Arabesken ziseliert.
Ein Prachtstück von einem Dolch, auf den Achmed so stolz gewesen war …
Suliman betrachtete die Waffe und legte sie dann auf den kleinen Tisch, neben das goldene Teeservice und die roten Rosen. Daß er kein Wort dabei sprach, hatte eine stärkere Wirkung, als wenn er sich auf Salimah gestürzt, sie gewürgt, zu Boden gerissen und mit eisiger Grausamkeit mißhandelt hätte.
»Nun wissen Sie es, Luisa!« sagte er und setzte sich wieder in den Sessel. Er schlug die Beine übereinander und benahm sich ganz so, als gehöre das alles zu einer gemütlichen Teestunde. »Es stimmt alles: In dem Grab, das wirklich vom sagenhaften Imhotep genial angelegt wurde, lagern zur Zeit Haschisch und Kokain im Wert von fast zwei Millionen Pfund. Der Verkaufswert beträgt ein Vielfaches. Der Handel mit dem Stoff zum Träumen ist die Grundlage meines Reichtums, und auch andere, sehr angesehene Geschäftsleute Ägyptens partizipieren davon!«
»Gemal Mohammed!« schrie Salimah. »Und Fuad und Belarcham und Trinolopoulos … und …«
»Auch
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