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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Plätschern eines Springbrunnens und das Zwitschern von Vögeln. »Nach einer angemessenen Zeit komme ich zurück. Ich möchte doch wenigstens einmal in Ihren schönen Augen die Angst sehen …«
    Die Tür fiel zu, ein Schlüssel drehte sich im Schloß.
    Luisa war allein mit der Toten und mit der Gewißheit, soeben zum letztenmal das Sonnenlicht gesehen zu haben.

IX
    Frank Herburgs Verletzungen waren nicht so ernsthaft, daß ein Transport nach Kairo notwendig geworden wäre.
    Der recht tüchtige Sanitäter der Armee untersuchte ihn, und wenn er auch kein Arzt war, so konnte er doch feststellen, daß Professor Mitcheners Vermutung über die Verletzungsmöglichkeiten übertrieben war. Es war kein Schläfenbeinbruch und auch keine Arterienquetschung – es war ein schlichter Bluterguß und eine massive Beule. Das war alles, was der Sanitäter feststellte. Er verordnete kalte Umschläge und versicherte, daß Frank in ein paar Tagen alles vergessen habe.
    »Ich hätte Sie gern weit weg gesehen, Frank«, sagte Mitchener ehrlich, als sie – diesmal in Leilas Zimmer – um einen runden Tisch saßen und zu nächtlicher Stunde ihren Tee tranken. »Ich frage mich nämlich seit einiger Zeit, wer hier eigentlich der Leiter der Ausgrabungen ist.«
    »Sie doch wohl«, antwortete Pernam mit seiner nie versagenden Schnodderigkeit, »aber – Sie haben ja die Grabungen eingestellt. Was Frank und ich jetzt noch tun, sind Privatsachen.«
    »Mit der Ausrüstung meiner Expedition!«
    »Möchten Sie gern eine Leihgebühr, Professor? Wieviel? Auf welches Londoner Konto?«
    »Man sollte mit Ihnen nicht mehr reden, Harris.«
    Mitchener wandte sich Herburg zu. »Wie ich Sie kenne, klettern Sie morgen wieder in das Grab.«
    »Natürlich! Harris und ich …«
    »Und ich?« fragte Leila.
    Sie hatte im Nacken noch ein großes Pflaster kleben. Über die Schrammen, die ihr der gestürzte Steinwächter beigebracht hatte, war man geteilter Meinung gewesen. Der Sanitäter hatte eine Heilsalbe daraufgeschmiert und dann ein Pflaster darübergeklebt.
    Aber Dr. Abdullah ibn Hedscha wollte darauf bestehen, seine Tochter in das Toxikologische Institut von Kairo zu überführen. Die Demonstration, die Dr. Alius mit den im Grab vorgefundenen Giften veranstaltet hatte, ließ doch keinen Zweifel zu: Imhotep, der Erbauer der Grabanlage, hatte überall den lautlosen Tod verstreut. Warum sollte gerade diese wichtige Statue des Wächters frei von Giften sein?
    Aber Leila hatte sich geweigert, ebenso wie sich Dr. Pernam geweigert hatte, gleich mitzufliegen. Auch er hatte eine Menge von Abschürfungen am ganzen Körper, die man zunächst mit einem antibakteriellen Puder besprüht hatte. Dann waren alle hinübergegangen in Luisas Laborzelt und hatten die vielen Fläschchen und Dosen betrachtet, die sie ausgepackt, aber noch nicht geordnet und markiert hatte.
    »Darunter sind bestimmt eine Menge Gegengifte«, hatte Professor Mitchener gesagt. »Oder man kann sie mit ihnen herstellen. Aber wer außer Luisa kennt sich da aus? Ich hoffe doch, daß morgen aus Kairo ein neuer Toxikologe kommt, um Luisas Arbeit zu übernehmen.«
    Leila und Pernam schienen Glück gehabt zu haben. Man saß bis zum Morgengrauen zusammen, ohne daß sich irgendeine Wirkung eines eventuell in die Wunden geratenen Kontaktgiftes einstellte. Die Schrammen brannten und juckten lediglich – aber das war natürlich.
    Die Nachrichten, die man im Radio hörte, überschlugen sich förmlich.
    Libyen klagte Ägypten wegen des Überfalls der gemeinen Lüge an. Reporter riefen nach Pressefreiheit, denn seit dem Attentat auf Sulimans Palast hatte man auch Sakkara hermetisch von der Umwelt abgeschlossen. Die Zufahrtsstraßen wurden von der Polizei kontrolliert. Militärstreifen mit Hunden griffen jeden auf, der sich abseits der Wege in die Totenstadt schleichen wollte.
    Ein Bataillon Infanterie und ein Zug Fallschirmjäger standen bereit, um in einer Großaktion den Dschebel Quatrani zu durchkämmen.
    Die Bewohner der am nächsten nach Sakkara zu liegenden Oasen beteuerten immer wieder, keine Reiter gesehen zu haben. Die Nacht, sagten sie, sei still gewesen, und man sei froh, daß man seine Ruhe habe …
    In einem Kommentar wurde näher auf das Leben von Dr. Luisa Alius eingegangen. Der Radiosprecher nannte sie die beste Expertin für Toxikologie, die es gegenwärtig in Ägypten gäbe.
    Eines stand aber schon felsenfest: Einer eventuellen Erpressung der Rebellen würde man nie nachgeben!
    »Sie schreiben Sie

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