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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schon ab, diese Hunde!« sagte Pernam dumpf und drehte den Ton ab, als die ersten fröhlichen Weisen – Musik bis zum frühen Morgen – ertönten. Er stand auf, ging zum Fenster und blickte hinaus auf das riesige Gräberfeld. Die ersten Strahlen der Morgensonne vergoldeten die oberste Plattform der Stufenpyramide des Djoser.
    »Wer kann sich damit abfinden, daß es Luisa einfach nicht mehr gibt? Sie, Professor?«
    »Welch dämliche Frage, Harris! Aber was soll man tun? Diese Hilflosigkeit ist schrecklich, ich gebe es zu … Doch wenn Militär und Polizei nichts erreichen, wie sollen wir armseligen Grabwühler da eine Chance haben? So schwer es uns fällt: Wir müssen mit den Tatsachen rechnen …«
    Am nächsten Morgen erschien Suliman im Lager der Archäologen.
    Er kam in einem schweren Cadillac mit Chauffeur und stieg vor den Baracken aus, als stelle er sich für eine Modeaufnahme zur Verfügung. Sein weißer, auf Figur geschnittener Anzug unterstrich die Bräune seines Gesichts. Die schwarzen Locken glänzten in der Frühsonne. Man konnte verstehen, daß die Frauen wie hypnotisiert von ihm waren …
    »Was höre ich da?« rief er, als Professor Mitchener ihn an der Tür seiner Baracke begrüßte. »Es hat einen Unfall gegeben? Unser lieber Dr. Herburg und seine Leila? Reißen die Katastrophen denn hier nie ab? Furchtbar! Steht es schlimm um sie, Professor?«
    »Das wissen wir noch nicht«, sagte Mitchener zurückhaltend.
    Dann führte er Suliman in den Raum einer Baracke und zeigte auf zwei Betten.
    Herburg und Leila lagen mit dick bandagierten Köpfen in den Betten, und neben ihnen hockten Dr. Abdullah und Dr. Pernam und fühlten den Puls der Kranken.
    Harris legte sogar den Finger auf die Lippen, als der Besucher eintrat.
    Suliman blickte interessiert auf die beiden reglosen Gestalten und ging auf Zehenspitzen zu einem Sessel. »Wie konnte das passieren?« fragte er leise.
    »Dr. Herburg ist abgestürzt.«
    »Abgestürzt? Mußte er denn klettern?«
    »In der Grabanlage brach eine Treppenstufe zusammen, darunter war ein tiefer Schacht. Eine raffinierte Falle unseres guten Imhotep! Als Leila helfen wollte, riß sie mit ihrem Nylonseil eine steinerne Wächterfigur um. Zum Glück prallte diese schräg gegen eine Wand, so daß Leila nur unter einigen Trümmern begraben wurde.«
    Der Wächter im zweiten Gang und die Treppe zur zweiten Etage, dachte Suliman. Sie forschen in der falschen Richtung … Wenn sie dort weitersuchen – und das werden sie, um den Schacht zu erforschen –, haben wir Zeit genug, um die Ware wegzuholen und nach Kairo zu verschiffen. Ich brauche eine Woche Zeit – und was danach kommt, kümmert mich nicht mehr. Dann werde ich eine Weile in Urlaub fahren, nach Beirut vielleicht, um dort einen neuen Kontaktmann einzuarbeiten.
    »Leila und Dr. Herburg werden sicherlich noch nach Kairo geflogen, nicht wahr?« fragte Suliman flüsternd.
    »Nein.« Professor Mitchener schüttelte traurig den Kopf. »Sie sind leider noch nicht transportfähig …«
    Suliman bemerkte, wie sich Dr. Abdullah über seine Tochter beugte und ihr den Schweiß von der Stirn tupfte.
    Dr. Pernam kümmerte sich immer mehr um Dr. Herburg. Jetzt griff er in einen verchromten Kasten und zog eine Spritze auf …
    Allah! Das Glück ist auf meiner Seite, dachte Suliman zufrieden. Von dieser Seite droht keine Gefahr mehr! Es bleibt nur noch Luisa. Sie einfach zu töten widerstrebte ihm, aber sie leben zu lassen war nach dem, was sie wußte, unmöglich …
    »Haben Sie etwas Neues gehört?« flüsterte der Professor.
    Suliman sah ihn mit großen erstaunten Kinderaugen an. »Neues? In welcher Richtung?«
    »Dr. Luisa Alius …«
    »Nur, was man im Radio sagt. Das haben Sie sicherlich auch gehört.«
    »Ja.«
    »Ich möchte Ihnen ein Angebot machen«, sagte Suliman plötzlich. »Mir fällt gerade ein: Ich werde einen gutgefederten Range Rover schicken und Leila und Dr. Herburg zu mir ins Haus holen.« Er machte eine weite Handbewegung. »Es ist doch schrecklich, hier liegen zu müssen. Ich habe klimatisierte Räume und kann die beste Betreuung anbieten, bis ein Spezialist aus Kairo kommt – denn es wird doch einer kommen, nicht wahr? Ich habe bei mir alle Möglichkeiten; sie sind bei mir aufgehoben wie in der besten Klinik.«
    Er blickte fragend Professor Mitchener an.
    Dr. Pernam hatte sich tief über Herburg gebeugt, und so hörte Suliman nicht, wie Herburg flüsterte:
    »Zusagen! Sofort zusagen! Das ist die große Chance

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