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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eingewickelt lassen!«
    »Dann sperren Sie sie ein, erfinden Sie irgend etwas, daß sie nicht weglaufen kann. In diesen vier Tagen muß etwas geschehen, wenn ich in Sulimans Haus liege und Harris weiter ins Grab hinabsteigt. Es muß doch möglich sein, Leila vier Tage lang im Lager festzuhalten!«
    »Sie kennen doch meine Tochter, Frank!«
    Dr. Abdullah dachte in diesem Augenblick, daß er eigentlich als Vater sehr wenig von seiner Tochter wußte. Als sie begonnen hatte, Frank Herburg zu lieben, da erst bemerkte er mit Staunen, daß sie ganz anders war, als er sie immer gesehen hatte. Mein Töchterchen, hatte er immer gesagt, mein Augenlicht … mein strahlender Stern … Und es war selbstverständlich, daß sie ein gutes gehorsames Kind war und nach dem Tod der Mutter ihren Vater umsorgte.
    Plötzlich war das alles anders. Die Liebe zu einem anderen Mann hatte Leila verwandelt. Alles Kindliche war von ihr abgefallen, sie war erwachsen, hatte einen eigenen Willen und warf sich dem Leben entgegen, wie ein Schwimmer sich ins Wasser stürzt. Bei Allah, sie ist ja schon zweiundzwanzig Jahre alt, hatte Abdullah damals gedacht. Das hast du nie beachtet, vielleicht nie wahrhaben wollen wie alle Väter von Töchtern, die sich vor dem Erwachsenwerden ihrer Lieblinge fürchten. Zweiundzwanzig Jahre … Da sind andere Frauen schon Mütter! Aber er hatte Leila immer noch als Kind angesehen.
    »Wie wollen Sie Leila davon überzeugen, daß es notwendig ist, Sie jetzt allein zu lassen, Frank?« fragte Abdullah, seine Gedanken beiseite schiebend. »Um zu Ihnen zu gelangen, würde sie Barackenwände aufbrechen, die Baracken anzünden, Löcher in die Dächer schlagen, sich wie ein Maulwurf durch die Erde wühlen … Ich frage mich immer wieder: Was haben Sie nur mit meiner Tochter gemacht?«
    »Ich liebe sie und sie mich, das ist alles, Abdullah. Das genügt, um eine Welt in Stücke zu schlagen!«
    Frank Herburg lag langgestreckt auf dem Bett, in Bandagen eingewickelt wie eine Mumie, aber mit freien Armen. Über der Brust klammerte Dr. Pernam gerade das Ende der Binde mit Spezialklammern fest. Die Pistole und die Munition auf dem Bauch konnte wirklich niemand ahnen.
    Jetzt stützte Mitchener Herburg etwas ab, damit Pernam den Kopf neu bandagieren konnte.
    Dann fragte Herburg den verzweifelten Vater: »Hätten Sie denn nicht auch alles für Ihre Frau getan, Dr. Abdullah?«
    »Alles! Sie sah Leila ähnlich. Sie war siebzehn, als wir heirateten. Das vergesse ich immer – Sie haben recht!« Abdullah ging zum Fenster und blickte hinaus.
    Ein weißer Range Rover fuhr langsam auf das Lager zu.
    »Sie kommen!«
    »Ist Suliman dabei?«
    »Nein. Aber er versteht etwas von bühnenreifen Auftritten: Im Wagen sitzen zwei Männer in weißen Mänteln und weißen Kappen. Wie ein echter Krankentransport!«
    »Sie werden einen schweren Fall zu transportieren haben!«
    Herburg lachte. »Pech hat Suliman nur, wenn wirklich ein Arzt aus Kairo kommt.«
    »Wir haben keinen angefordert«, meinte der Professor.
    »Da ist eine Lücke in unserer Logik!« sagte Pernam und beendete den Kopfverband. Herburg war transportbereit. »Er rechnet mit einem Arzt, weil er ja die Verletzungen ernst nimmt … und trotzdem holt er Frank in sein Haus! Was hat er nun davon, wenn dieser Arzt immer um ihn herum ist?«
    »Sie laden zwei Tragen aus«, berichtete Abdullah am Fenster. »Ich gehe schon mal hinaus und sage ihnen, daß wir nur eine brauchen.«
    Frank Herburg legte sich zurück, und Dr. Pernam deckte ihn mit einem Leinentuch zu. Der Eindruck war vollkommen: ein Schwerverletzter, der nur noch von seinen Bandagen zusammengehalten wurde.
    »Sehen Sie leidender aus!« sagte Pernam fröhlich und tätschelte Herburgs Wangen. »Ziehen Sie die Lippen ein, machen Sie gefälligst ein spitzes Gesicht …«
    »Ich bin Archäologe und kein Staatsschauspieler …«
    Herburg versuchte alles, um leidend auszusehen. Er schloß die Augen und zog die Wangen etwas ein.
    »Sehr gut!« hörte er Pernam sagen. »Der eindrucksvollste Sterbende, den ich je gesehen habe!«
    Das Ganze war ein verflucht makabrer Scherz … Sie spürten es alle, aber sie lachten doch darüber, etwas bedrückt allerdings und sehr gedämpft …
    Die beiden Männer, die Suliman geschickt hatte, waren vorsichtig und sehr stark. Sie legten Herburg ganz sacht auf die Leinentrage und verließen mit ihm die Baracke.
    Draußen am Fahrzeug stand Toc-Toc.
    Er starrte die Trage mit Frank Herburg völlig entgeistert an und

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