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Die Schöne vom Nil

Die Schöne vom Nil

Titel: Die Schöne vom Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Mastaba des Tibis zum Weg nach Dahschur war durch Truppen abgeriegelt. Sie hatten sich, als sei man mitten im Krieg, in langer Schützenlinie verteilt.
    Salimah hatte man im Laborzelt auf einen Tisch gelegt. Der mitgekommene Polizeiarzt bescheinigte den Tod, den niemand bezweifeln konnte, und erklärte, Salimah sei durch einen Dolchstoß in den Rücken genau ins Herz getroffen worden – ein meisterhafter Treffer!
    Professor Mitchener, Dr. Abdullah, Dr. Pernam, Mr. Polski, Toc-Toc und die Herren aus Kairo sahen mit leichtem Schaudern zu, wie der Arzt über Salimahs wunderschönen Körper das weiße Laken zog. Für die Untersuchung hatte man sie entkleiden müssen, und so hatten alle nun diesen herrlichen Körper sehen können.
    Der Polizeipräsident blickte kurz den Chef der Geheimpolizei an. Dieser nickte unmerklich und starrte dann die Plane des Zeltes an.
    »Meine Herren«, sagte der Präsident und räusperte sich nach dieser Einleitung, »die schrecklichen Ereignisse der letzten Stunden machen es nötig, auch Ihnen, den Herren vom Grabungsteam, Klarheit zu verschaffen. Innerhalb von zwei Tagen haben wir in diesem Gebiet um Sakkara zwölf Tote und zwei Entführungen. Es hat den Anschein, daß eine bestens ausgerüstete und geführte Terrorgruppe drauf und dran ist, die innere Sicherheit Ägyptens zu bedrohen und durch Greueltaten verschiedener Art das ägyptische Volk in Furcht und Panik zu versetzen.«
    »Moment, bitte!« unterbrach ihn Dr. Pernam. Er hatte rasch nachgerechnet und sagte: »Wieso zwölf Tote und zwei Entführungen? Uns sind nur zehn Tote und eine Entführung bekannt …«
    »Das gerade wollten wir Ihnen erklären!« fuhr der Chef der Geheimpolizei fort. »Vor etwa vier Stunden ist auf der Hauptstraße nach Assuan folgendes passiert: Ein anscheinend zu einem Krankentransporter umgebauter Range Rover wurde von zwei Motorradfahrern überfallen …«
    »Frank!« stotterte Harris Pernam entsetzt. »Mein Gott, Herburg …«
    »Die beiden Fahrer, die weiße Klinikmäntel trugen, wurden erschossen, aus dem Wagen geworfen und das Auto selbst entführt. Die Gangster ließen lediglich ihre Motorräder zurück, sie waren in Kairo geliehen worden! Wir wissen nicht genau, wer in dem entführten Wagen als Kranker lag, aber wir rechnen doch …«
    »Meine Herren«, sagte Professor Mitchener dumpf. »Es war unser Dr. Herburg. Herburg lag in dem Range Rover.«
    »Bei Allah!«
    Der Geheimpolizeichef, der Herburg bei einer der Sulimanschen Partys kennengelernt hatte, stützte sich schwer auf den Tisch. Neben ihm lag unter dem Leinentuch die ermordete Salimah.
    »Was war denn mit Dr. Herburg passiert?«
    »Er ist gestern bei Forschungsarbeiten in der Grabanlage abgestürzt, und Suliman war so freundlich, ihn abholen zu lassen, damit er in seinem Haus bessere Pflege hätte. Wir waren ihm sehr dankbar dafür …«, erklärte Mitchener mit belegter Stimme.
    »Das gibt ja ein ganz anderes Motiv!« Der Chef der Geheimpolizei lehnte sich an die andere Seite des Tisches. »Überlegen wir einmal: Der Überfall auf Sulimans Party – neun Tote und die Entführung von Dr. Alius. Die erstochene Salimah ist Sulimans Braut. Auf der Hauptstraße wird ein Auto überfallen – abermals zwei Tote, und Dr. Herburg, der zu Suliman gebracht werden sollte, wird entführt! Was folgern Sie daraus? Das ist keine politische Aktion mehr, sondern ein privater Krieg gegen Suliman! Kampf gegen Sie, meine Herren. Gegen Ihre Ausgrabungen …«
    »Fanatiker also?« fragte Dr. Abdullah zögernd.
    Allah, wie soll ich das Leila beibringen, dachte er dabei. Wie wird sie reagieren? Abdullah gab sich selbst die Antwort: sie wird entfesselt sein und toben – bis zur Selbstvernichtung. Man darf sie, wenn sie die Wahrheit erfährt, nicht eine Minute lang allein lassen.
    »Ich wage noch keine Prognosen …« Der Chef der Geheimpolizei warf einen Blick auf Salimahs verhüllten Körper. »Unsere Gegner verfügen anscheinend über eine eigene kleine Streitmacht. Entweder haben sie selbst Geld genug – oder sie werden finanziert. Eines aber wird ganz klar: Da steckt Libyen nicht dahinter! Das ist eine innerägyptische Angelegenheit – aber von unabsehbaren Auswirkungen! Zunächst müssen wir recherchieren, warum sich alles gegen Suliman ibn Hussein richtet. Warum die Aktion gegen Sie und Ihr Team stattfindet, Professor Mitchener, ist mir klar. Eine übertrieben nationale Vereinigung oder Organisation will nicht, daß Sie den Pharao Menesptah aus seinem

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