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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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oder im Hintergrund auf und sorgen für gewisse farbige Akzente.
    Selbstverständlich gibt es die Stars. Bei einer erfolgreichen Fernsehshow wird die Handlung um sie aufgebaut, der Zeitplan richtet sich nach ihnen, genau wie der Service. Eigentlich leistet jeder den Stars einen Service.
    Doch auch bei einer Show, in der der Star das Sagen hat, steht der Direktor oder Regisseur auf der obersten Stufe. Nur darf man nicht vergessen, daß es die oberste Stufe zur Hölle ist.
    Die Hölle versucht, dreihundert Leute in der richtigen Kleidung, bei passendem Wetter, optimalen Lichtverhältnissen, mit dem richtigen Text an den richtigen Ort zu befördern und sicherzustellen, daß das, was aufgenommen oder gefilmt oder live aufgeführt (was Gott verhüten möge!) werden soll, den Vorstellungen des Regisseurs entspricht. So läuft das zumindest theoretisch ab.
    Marty DiGennaro gedachte die Theorie in die Praxis umzusetzen. Er wollte eine Show aufnehmen, wie es sie noch nie gegeben hatte. Dafür mußte er sich total auf seine Arbeit konzentrieren. Er besaß die richtigen Voraussetzungen für einen Hit. Die ersten drei Drehbücher lagen ihm vor, die Besetzung stimmte, die Mannschaft war komplett. Nur eines ließ ein wenig zu wünschen übrig: die Konzentration.
    Denn seit er Lila Kyle kennengelernt hatte, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Marty DiGennaro sah sich in seiner Traumfabrik um. Auch jetzt noch, viele Jahre nach dem ersten Erfolg, konnte er es kaum glauben, daß all diese Spielsachen zu seiner ausschließlichen Verfügung standen. Ihm, dem komischen, kleinen italienischen Kind, das in Queens aufgewachsen war! Marty war zu schwächlich gewesen, um mit den Jungs aus der Nachbarschaft mitzuhalten. Er war ein mieser Schüler, ein Versager bei den Mädchen, unsportlich, ungeschickt. Sooft es ging, flüchtete er in die dunklen Vorführräume der Kinos. Dort fand er Zuflucht. Es wurde sein Zuhause. Nun hatte die Filmindustrie ihm ein praktisch perfektes Leben beschert.
    Sein Privatleben ließ jedoch zu wünschen übrig. Er fand es schwer, fast unmöglich, echte Freunde zu finden. Denn alle versuchten, ihn auszunützen. Auch Joanie, seine künftige Ex-Frau, hatte von ihm profitiert und ihre Karriere mit Hilfe seiner Beziehungen aufgebaut. Das störte ihn nicht. Doch als er sein Kind haben wollte und darauf bestand, daß sie mit Sasha zu Hause blieb, hatte sie ihn verlassen.
    Inzwischen konnte er praktisch alle Frauen haben. Sie kamen nur zu gern zu ihm. Ihm gefiel das nicht sonderlich. Denn trotz seiner Erfolge, seiner Macht, seines gewaltigen Reichtums und seiner Beziehungen fühlte er sich noch immer als magerer, hässlicher kleiner Italiener mit ungeschickten Händen. Er vermutete, daß die vielen Frauen, die zu ihm kamen, wenig von seinen Liebeskünsten hielten und ihre Lust nur vortäuschten. Auch er fand sie eher lästig und forderte die Damen selten auf, ihn ein zweites Mal zu besuchen. Für ihn zählte nur die Arbeit. Sonst nichts.
    Hollywood staunte über die Erfolgsserie, auf die Marty zurückblicken konnte. Sie fragten sich, mit welchen Tricks oder Zauberformeln er das schaffte. Doch es gab weder das eine noch das andere.
    Eigentlich befand er sich immer auf der Suche nach neuen Nervenkitzeln. Allmählich verlor alles an Reiz: Die Oscar-Nominierungen, ja, die Verleihung eines Oscars, auch das Glückspiel in Las Vegas.
    Darum war ihm die Idee mit dem Fernsehen gekommen. Das letzte große Gebiet, das er noch nicht erforscht hatte, weil er das, was in diesem Medium gezeigt wurde, für unterdurchschnittlich hielt, alles schon zigmal gesehen. Immerhin stimmte die Zuschauerquote. Wenn er, Marty DiGennaro, nun ganz allein dafür sorgte, daß einer der notleidenden Sender, die ums reine Überleben kämpften, weil ihnen Kabelfernsehen und Videokassetten den Rang abliefen, wieder gute Einschaltquoten verzeichnen konnte? Er würde von Les Merchant als Held verehrt werden. Doch darüber hinaus würde er unbegrenzten Freiraum erhalten. Er konnte sich Stunden Zeit lassen, um seine Darsteller zu formen und zur Entfaltung zu bringen und mußte sich nicht auf die lausigen 120 Minuten beschränken. Konnte man etwas noch nie Da-gewesenes schaffen? Konnte Mary das schaffen?
    Der Gedanke fesselte ihn. Zufällig fiel ihm ein Remittendenexemplar von Three für the Road in die Hände, geschrieben von einer unbekannt gebliebenen Autorin namens Grace Weber aus Jersey. Nachdem er den Stoff gelesen hatte, wußte er, daß er damit seine

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