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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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setzte sich neben Sharleen. »Wie geht's?«
    Sharleen flüsterte: »Das spielt keine Rolle. Sie sollten lieber fragen, was ich hier mache. Ich glaub, ich träume.«
    Jahne lachte. Sie einigten sich darauf, sich von nun an zu duzen. Jahne mochte Sharleen um ihrer frischen Ehrlichkeit willen. Sie sollte Clover, die Texanerin spielen, Jahne die Cara, ein Mädchen aus New York. Im stillen hoffte Jahne, daß Sharleen sich ihre unschuldige Gradlinigkeit bewahrte. Eine allerdings abwegige Hoffnung. Denn in Hollywood würde Sharleen mehr als ihre Bibel brauchen, die sie ständig krampfhaft festhielt. Besonders bei diesem Körper.
    Lila Kyle fehlte. Sie hatte ihren Garderobewagen noch nicht verlassen. An diesem Tag ging es weder um Kleidung noch Make-up, nur um eine Vorbesprechung, damit man sich allgemein bekannt machte. Spielte Lila bereits jetzt den großen Star?
    Das Gemurmel ringsum erstarb. Lila Kyle kam gemächlich näher. Jede ihrer Bewegungen wirkte einstudiert. Lila trug enganliegende schwarze Lederhosen, schwarze hochhackige Stiefel und eine schwarze Lederjacke mit Reißverschlüssen und breiten gepolsterten Schultern. Schulterpolster und Stiefel wirkten bei Lilas Größe von fast einsachtzig nicht aufdringlich. Vielmehr schienen sie zu ihr zu gehören. Außerdem paßte das alles auch zu Lilas Rolle: Crimson, das reiche Mädchen aus San Francisco, das durchgebrannt war.
    Lila blieb neben Marty stehen, der sich erhoben hatte. Doch bevor er jemanden vorstellen konnte, küßte sie ihn auf die Wange und wandte sich an die anderen. »Hallo. Ich bin Lila Kyle«, sagte sie mit volltönender Stimme. Sie legte eine kurze Pause ein. Jahne sah verblüfft, daß alle Männer sich von ihren Plätzen erhoben hatten. Lila setzte sich. Sie dachte an einen berühmten Ausspruch ihrer Mutter: Immer Distanz wahren. Das hatten wohl auch alle verstanden, sonst wären sie nicht aufgestanden. Auch das hatte Lila von Theresa gelernt: Der Auftritt mußte stimmen. Man mußte als letzte kommen und allen klarmachen, daß man eine Dame war. So streckten sie beizeiten die Waffen.
    Marty stellte wieder alle namentlich vor. Doch Lila sah die einzelnen nicht an, sondern lächelte nur vor sich hin. Lila beobachtete Jahne verstohlen, die Marty zuhörte, als sei er der Herrgott persönlich. Lila wußte, daß Jahne in New York auf der Bühne gestanden hatte. Doch mehr wußte sie nicht von ihr. Eine kleine Person im Vergleich zu Lila. Höchstens eins-fünfundsechzig. Die Blondine besaß keine schauspielerische Erfahrung. Sie hatte gekellnert, wie Lila sich verächtlich in Erinnerung rief. Doch zweifellos war sie bildhübsch.
    Lila machte sich keine Gedanken. Obwohl sie an sich gleichberechtigte Kolleginnen waren, was Marty betont hatte, nahm Lila sich vor, die anderen auszuschalten. Hier gab es nur einen Star. Und der hieß Lila.
    Lila fühlte Sharleens Hand auf ihrem Arm und sah das junge Mädchen abweisend an. »Die Hosen sind einfach klasse. Wo haben Sie die her?« fragte Sharleen.
    »Die habe ich anfertigen lassen. Sie sind von Florenz«, sagte Lila, weil sie versuchen wollte, freundlich zu erscheinen.
    »Können Sie mir die Telefonnummer von Florenz geben? Solche würde ich mir auch gern machen lassen«, bat Sharleen.
    Lila blinzelte ungläubig. Dann zwang sie sich zu lächeln. Die kann ja nicht wahr sein, dachte Lila. Sie sah die Bibel auf dem Tisch vor Sharleen und stöhnte innerlich.
    »Florenz in Italien«, sagte sie, und Sharleen wurde puterrot.
    Jahne Moore hatte Mitleid mit Sharleen. »Florenz ist eine Stadt, die für ihre Lederwaren berühmt ist«, klärte sie Sharleen auf. »Doch die meisten Amerikaner sprechen die Stadt so aus wie die Italiener: Firenze.«
    Doofe Kuh, dachte Lila gereizt.

17.
    Nach der Arbeit kam Jahne erschöpft nach Haus. Fast allabendlich rief Pete an und hat vorbeikommen zu dürfen. Er war lieb und hilfsbereit, schlief mit ihr, hielt sie in seinen Armen. All das brauchte sie. Doch mehr Gemeinsamkeiten gab es nicht. Pete konnte nur über Fernsehsendungen reden, die er gerade gesehen hatte. Er stellte den Apparat auch stets an, sobald er eintraf. Pete war wohltuend wie ein warmes Bad und ebenso anregend. Kein Vergleich mit Sam.
    Tatsächlich hatte sie sich mit Pete aus völlig falschen Gründen eingelassen: aus Langeweile und Einsamkeit. Sie hatte sich benommen, wie es sonst Männer tun. Irgendwie mußte sie das in Ordnung bringen. Sonst zahlte der arme Pete eines Tages einen bitteren Preis dafür.
    Als das Telefon

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