Die schoenen Hyaenen
einfuhr. Seinen größten Fisch stellte bisher der Deal mit Flanders Cosmetics dar. Die Mädchen, die ihre Verträge für Three for the Road unterzeichnet hatten, wurden wie eine Ware an Amerika verkauft. Und sie würden, wenn Sy nicht plötzlich verrückt geworden war, schneller gekauft werden als Kondome in einem Puff.
Sy befand sich nur noch wenige Straßenzüge von seinem Büro entfernt. Er fuhr über eine rote Ampel und bog in eine breite Straße ein. Erleichterung machte sich breit. Manchmal ging alles glatt. Zumindest die Blondine hatte sich problemlos einfangen lassen, und die konnte einmal echt Geld bringen. Sharleen Smith. Ein ungewöhnlich hübsches Mädchen. Glick hatte die plötzlich aus dem Hut gezaubert...
Doch man mußte ständig kämpfen, um ganz oben auf dem glitschigen Haufen zu bleiben, von dem man so leicht abrutschte. Sy bedauerte noch jetzt, daß ihm die Rothaarige durch die Lappen gegangen war. Er holte tief Luft. Eins nach dem anderen. Heute brauchte er nur noch die New Yorker Schauspielerin, die Marty gefunden hatte, unter Vertrag zu nehmen und Michael McLain davon zu überzeugen, daß er neben Ricky Dunn spielen sollte. Anschließend mußte er wohl oder übel kleine Brötchen bei April Irons' Premiere backen.
Jahne saß Sy Ortis an dessen Schreibtisch gegenüber. Er telefonierte. Sie haßte die schmierigen Burschen, die sich Agenten nannten. Jahne bezeichnete sie insgeheim als Fleischhändler. Wie ein Geschwür in der Filmindustrie, doch leider ein notwendiges, das war ihr klar. Sie war nicht gern in dieses Büro gekommen. Doch Marty hatte ihr Sy Ortis vorgeschlagen, und was er vorschlug, erhob Jahne zum Gesetz. Auf der Bühne, hinter der Bühne. Immer.
»Das war Michael McLain«, sagte Ortis. Er entschuldigte sich nicht, weil er sie hatte warten lassen, scheinbar hielt er den Namen für Erklärung genug. »Wo waren wir stehengeblieben?«
»Sie sagten mir, was Sie für mich tun könnten, wenn Sie mein Agent wären. Wie lange arbeiten Sie schon für Michael McLain?«
»Zehn oder zwölf Jahre. Warum?«
»Er kam also zu Ihnen, als er schon ein großer Star war. Sie haben ihn nicht entdeckt. Er stand bereits oben.« Sie sah zu, wie Sy die Ärmel seines Armani-Jacketts zurechtzupfte. Zwar brüstete Sys Firma sich damit, Künstler zu entdecken. Doch das entsprach nicht der Wahrheit. Er beutete die Stars nach allen Regeln der Kunst aus, und zwar, nachdem sie Stars geworden waren.
»Er hatte Filme gedreht. Das stimmt. Aber er war nicht reich. Zu Reichtum habe ich ihm verholfen. Er hätte natürlich auch bequem ohne mich leben können. Verstehen Sie mich nicht falsch. Aber reich... « Er kicherte. »Nein, das wäre er nicht geworden. Sie könnte ich auch reich machen. Reich und berühmt, Jahne. Ich darf Sie doch so nennen?«
Jahne wußte, daß Sy recht hatte. Tatsächlich hatte er Michael und viele andere reich und berühmt gemacht. Und das strebte sie ja im Grunde an. Mit Geld und Ruhm erhielt man gute Rollen. So einfach geht das. »Das Geld ist natürlich wichtig, damit ich unabhängig werde. Doch Ruhm? Ich hätte gern einen guten Ruf als Schauspielerin, damit ich mir meine Rollen aussuchen und die ablehnen kann, die mir nicht zusagen. Das würde mich glücklich machen.«
»Sie meinen wie Meryl Streep?« Sys Stimme troff vor Hohn.
»Genau wie Meryl Streep«, bestätigte Jahne gelassen.
Sy stand auf und lehnte sich direkt vor Jahne an den Schreibtisch. »Leider erreicht niemand diesen Punkt, Jahne. Nicht einmal Meryl Streep. Sie kann unter verschiedenen Rollen wählen. Dennoch nahm sie die Rolle in She-Devil und Death Becomes Her an. Beides schlechte Filme. Warum nimmt eine begabte Schauspielerin, die längst anerkannt ist, Rollen wie diese an und riskiert, Zuschauer zu verlieren?« Sy beugte sich noch näher. »Das werde ich Ihnen erklären. Ein Agent ist mehr als nur einer, der Verträge aushandelt. Er sollte auch die Karriere fördern. Jemand hat Meryl einen schlechten Rat gegeben. Trotz ihrer Begabung besaß sie nicht genügend Objektivität, um einen Hit zu erkennen. Jemand wie Meryl kann solche Flops wegstecken. Doch womöglich erreicht sie den früheren Gipfel nicht mehr.«
Jahne hatte sich ganz der Schauspielkunst verschrieben. Doch sie war nicht dumm. Was Sy sagte, machte Sinn. Sie setzte sich also über ihre Vorurteile hinweg und unterschrieb.
»Michael McLain für Sie, Mr. Ortis«, wurde ihm von seiner Sekretärin gemeldet.
Sy zögerte, bevor er den Hörer abhob. Innerlich
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