Die schoenen Hyaenen
verwünschte er den Anruf. Was mochte der schon wieder von ihm wollen? Obwohl die Besprechung mit Jahne Moore am Ende für ihn positiv ausgegangen war und er sie nun unter Vertrag hatte, ärgerte er sich. Er ärgerte sich immer, wenn er einen neuen Kunden nur mit Mühe einfangen konnte. Eine hochgestochene Pute, die erstmal von ihrem Podest geholt werden mußte, fand Sy. Bis sie unterschrieb, hatte sie die finanziellen Daumenschrauben bis zur Schmerzgrenze angezogen. Das schmälerte Sys Triumph. Und jetzt auch noch Michael!
»Michael, rufen Sie mich an, weil Sie sich zu dem Ricky-Dunn-Film entschlossen haben?«
»Vielleicht. Mir ist noch etwas eingefallen, was wir nicht besprochen haben.«
Sy stützte den Kopf in die Hand. Er fühlte sich grenzenlos müde. »Soll ich raten, oder sagen Sie es mir?«
»Ich bekomme das Mädchen. Nicht Dunn. Ich. Und mein Name steht über dem Titel. Okay?«
Sys Kopf fiel auf den Schreibtisch. Dieser Kerl würde ihm noch den letzten Nerv rauben. »Das muß ich erst mit seinen Leuten absprechen.«
»Sie haben doch seine Leute. Also, ich will an oberster Stelle stehen und das Mädchen am Ende bekommen. Nur dann ziehe ich den Film in Erwägung.«
»Michael, das ist ein wirklich besonderer Film. Die Liebe steht nicht im Vordergrund, verstehen Sie? Und wir können nicht jemanden wie Sie zum Liebhaber einer Neunzehnjährigen machen. Das wirkt doch nur komisch. Ihre Fans möchten Sie mit einer reiferen Frau zusammensehen.« Sy fühlte, daß ihm gleich die Luft knapp werden würde. »Sie wissen ja auch, daß der Name über dem Filmtitel im allgemeinen dem Schauspieler vorbehalten bleibt, der das Mädchen bekommt. Doch Ihr Name wird wesentlich größer sein als seiner.«
»Was, zum Donnerwetter, meinen Sie mit komisch? Ich schlafe ständig mit Neunzehnjährigen. Das sollten Sie wissen, Sy. Die kriechen bei mir unter den Dielen vor. Reihenweise.«
Sy fühlte sich in die Ecke gedrängt. Normalerweise konnte er jeden Druck mit einem um so härteren Gegendruck beantworten. Nicht so heute. Vielleicht, weil dieses Luder, diese Jahne Moore, ihn gerade genervt hatte. Sie hatte ihm das Honorar diktiert, statt andersherum. Herrgott, er war nun seit zwanzig Jahren in der Branche, und da kam so eine Rotznase daher und zwang ihn, ihr Rede und Antwort zu stehen. Doch für Michael mußte er Geduld aufbringen.
»Es wirkt schon komisch, wenn es um einen Altersunterschied von vierunddreißig Jahren geht. Es wäre ja fast, als würde man Sean Connery zusehen, wie er mit Drew Barrymore schläft, Michael.«
»Die hatte ich auch im Bett.«
Jesus steh mir bei, dachte Sy. »Wirklich? Erstaunlich, Michael. Sie können offenbar mit jeder schlafen.«
Michael lachte.
»Was halten Sie von einer echten Herausforderung, Michael? Ich wette, daß Sie nicht alle drei Stars aus DiGennaros neuer Show ins Bett bekommen. Sie sind alle Kids. Neunzehn, zwanzig Jahre. Ich wette, das schaffen Sie nicht.«
»Und wenn doch? Was bekomme ich dafür?«
»Ich garantiere Ihnen Ihren Namen über dem Filmtitel.«
»Und wenn nicht?«
Zum erstenmal lachte Sy. »Dann werden Sie diesen Film ohne Erstnennung drehen und die beiden nächsten auch.« Michael zögerte.
»Na, was ist, Michael? Das stellt Sie doch nicht etwa vor Probleme? Ich bitte Sie! Michael McLain wird doch seine Potenz nicht anzweifeln.«
»Also gut. Abgemacht, Sie Miststück. Alle drei.«
»Sehr gut. Aber ich verlange Beweise, Michael. Nicht nur Jägerlatein. Beweise.« Sy hing auf. Wenn Michael McLain diese Jahne Moore zu einem weiteren Stein in seiner Krone machte, würde es sie zumindest von ihrem hohen Roß herunterbringen. Wenn nicht, mußte Michael Sys Filme so akzeptieren, wie Sy sie ihm diktierte.
Sy fühlte sich schon entschieden besser.
16.
Wie in Dantes Hölle gibt es auch in Hollywood viele Stufen. Sie gehen selten oder nie ineinander über, höchstens bei der Arbeit. Ich, Laura Richie, bin auf Bühnen gewesen, bei Fernsehaufnahmen, Filmaufnahmen, Außenaufnahmen. Sie dürfen mir glauben, daß das etwas ist, was sich nie verändert.
Der technische Stab, die Tontechniker, die Kameramannschaft, die Designer der Beleuchtungseffekte, die Vorarbeiter und Handlanger gehören auf eine Stufe. Die Herren im grauen Tuch, die für Produktion, Budget, Öffentlichkeitsarbeit und Vertrieb zuständig sind, auf eine andere.
Dazu kommen noch diejenigen, die um die Talente herum sind, ohne richtig dazuzugehören. Sie spielen kleine Rollen, treten in Massenszenen
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