Die schoenen Hyaenen
muß.« Das Gesicht nach unten, eingehüllt in den faulen Geruch des Zimmers, versuchte Sharleen alles, um dem Schoß des Betrunkenen zu entrinnen.
»Bitte, Daddy, nicht! Es tut mir ja leid.« Doch da schlug er sie schon mit aller Kraft auf den nackten Po. »Bitte!« schrie sie wieder. Er preßte ihren Kopf so fest auf die Matratze, daß sie kaum noch Luft bekam und schlug weiter.
»Schlampe! Hure! Wie deine Mutter. Mit wievielen Jungen hast du's schon getrieben? Mit Boyd und mit wem noch? Du elendes Miststück.« Er nahm eine ihrer längst wunden Pobacken in die Hand und zwickte sie grausam zusammen. Sharleen schrie vor Schmerz und Scham.
»Halt den Mund«, warnte er sie, ohne seine Prügelei zu unterbrechen. Sharleen schwieg tatsächlich. Irgendwann hörten die Schläge auf. Doch der Vater hielt Sharleen noch immer fest. Sie atmete flach.
Plötzlich durchfuhr sie eisiges Entsetzen. Die Hand ihres Vaters glitt zwischen ihren Beinen nach oben bis zu ihrer intimsten Stelle. Er riß ein Büschel Schamhaare aus. »Hast du die Jungen hier rangelassen?«
»Nein, Daddy«, würgte sie mühsam hervor.
Gnädig nahm er seine Hand fort. Doch aufatmen konnte Sharleen nicht. Denn er faßte nach ihrer rechten Brust, die ihm über das eine Knie hing. »Hast du sie deine Titten anfassen lassen?«
»Nein«, schrie sie wieder. Er quetschte die,Brustwarze fest zwischen Daumen und Zeigefinger ein. Der Schmerz durchfuhr Sharleen wie ein Messer.
»Wirklich nicht?«
»Bestimmt nicht!« schluchzte sie.
»Gut. Sonst bist du bald eine Hure wie alle anderen.« Er stand auf. Sharleen rollte nackt auf den Boden. Angeekelt sah er auf sie hinunter. »Schamloses Stück Dreck. Zieh dich an. Ich gehe.«
Sharleen stolperte aus dem engen Raum. Sie ging wieder unter die Dusche. Es gab kein heißes Wasser mehr, nur noch kaltes. Das merkte sie gar nicht. Sie stand unter dem kalten Strahl und wartete, daß er ihre Schmerzen linderte. Danach tupfte sie die geschundene Haut mit einem dünnen Handtuch ab. Gott sei Dank hat das Dean nicht miterlebt, dachte sei. Mit seinen sechzehn Jahren war er einsfünfundachtzig groß und hundertfünfundsechzig Pfund schwer. Er hätte versucht, es mit dem Vater aufzunehmen, und der hätte ihn getötet. Sharleen errötete vor Scham, als sie an die Hand ihres Vaters auf ihrem nackten Körper dachte. Am schlimmsten war gewesen, was sie an ihrem Bauch gefühlt hatte, während er sie schlug. Ihr Vater hatte zweifellos beabsichtigt, daß sie seine Erektion spürte. Nein, Dean durfte nie etwas von diesem Auftritt erfahren.
Mit den Händen strich sie über die Stirn, als könnte sie den abstoßenden Vorfall damit aus der Welt schaffen. Dann zog sie sich das an, was sie sorgfältig für diesen Abend vorbereitet hatte: Eine Bluse und einen Rock, frisch gebügelt. Ihre Hände zitterten, als sie die Lippen vor dem fleckigen Spiegel über dem Küchentisch schminkte. Eisern zwang sie sich jedoch, die Nerven zu behalten. Herr im Himmel, nimm mir nicht auch das noch, betete sie. Die ganze Woche hatte sie sich auf ihre Verabredung an diesem Abend gefreut.
Sharleen nahm den Hackbraten vom Vortag aus dem Kühlschrank, der vorwiegend aus Brot und kaum aus Fleisch bestand, schnitt zwei große Scheiben ab und legte sie in eine Auflaufform. Sie häufte den Rest des Kartoffelpürees darüber und eine kleine Dose Mais. Das deckte sie mit Alufolie ab und stellte die Form in den Backofen. Sie schrieb Dean auf, wie er sein Abendessen warmmachen mußte und daß sie auf einer Schulfete sei. Von Boyd oder einer Verabredung schrieb sie nichts.
Im Spiegel vergewisserte sie sich noch einmal, daß der Überfall ihres Vaters keine verräterische Spuren hinterlassen hatte. Danach wartete sie vor dem Wohnwagen auf Boyd.
5.
Theresa O'Donnell ist seit über dreißig Jahren in der ganzen Welt berühmt. Jeder kennt ihre Filmkarriere, weiß alles über ihre Villa, ihre katastrophale Ehe, ihren sinkenden Stern, das rauschende Comeback und dann wieder das Abrutschen und die Alkoholexzesse. Schwer verständlich ist nur, daß bis vor drei Jahren niemand von ihrer Tochter Lila Kyle gewußt hatte. Und das, obwohl wir wie verrückt hinter allein her sind, was über die Reichen und Berühmten durchsickert, obwohl wir uns für Theresas neu erschienenes Album interessieren, das Parfum, das ihren Namen trägt, ihre Probleme mit dem Finanzamt.
Der Leser mag sich fragen, was die beiden Frauen Mary Jane und Sharleen verbinden könnte und ob Laura Richie nicht
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