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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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vielleicht den roten Faden ihrer Geschichte verloren hat. Aber Sie lieber Leser, ahnen wohl schon, wie die Schicksale dieser Frauen in einen Knoten aus Ruhm Sex und Kommerz verknüpft sind. Und sie fragen sich nun, wer die dritte im Bunde ist: Sie ist die berühmteste und berüchtigste von allen.
    Fast lautlos glitt der Rolls Corniche durch das Westtor von Bei Aire. Leicht surrte er die Steigung hinauf und hielt am Ende einer pompösen Auffahrt. Lila Kyle stieg aus. Sie schritt über die breiten Stufen aus Carraramarmor, öffnete eine reich geschnitzte Holztür und ließ sie krachend hinter sich zufallen. Sie stand in einer Diele, die einem Foyer glich, dessen Glanz allerdings verblichen war, obwohl der riesige Kristalllüster und die geschwungene Treppe zum Obergeschoss noch von der alten Pracht zeugten.
    »Kein Heim, aber beeindruckend«, sagte Lila halblaut. Sie stieg nach oben. Estrella, Haushälterin von Lilas Mutter, tauchte auf und verwies Lila erbost: »Knallen Sie die Tür nicht immer so! Wie oft habe ich Ihnen das schon gesagt?«
    Lilas Hand ruhte auf dem Geländer. Sie wandte sich ohne Hast nach Estrella um und warf die Handtasche lässig über die Schulter. Lila war nicht nur die Tochter einer weltbekannten Mutter. Auch ihr Vater, Kerry Kyle, hatte in den 40er und 50er Jahren Berühmtheit erlangt. Gereizt fragte Lila sich, wann dieser Drachen von einer Haushälterin endlich entlassen wurde. »Du sagst mir, was ich tun soll, Estrella? In meinem Haus? Das dürfte dir kaum zustehen. Du bist hier nur eine Angestellte. Und ich bin, verdammt noch mal, kein Kind mehr. «
    Estrellas Gesicht rötete sich. Angst trat auf ihre Züge. Lila hatte schon vor langer Zeit begriffen, daß man sich nicht die Freundschaft dieser Luder kaufen konnte, wohl aber ihren Respekt verlangen durfte. Diese Lektion hatte ihre Mutter leider nie gelernt.
    Lila durchquerte ihren Salon und warf in ihrem Schlafzimmer die Handtasche aufs Bett. Sie zwängte sich aus den eng-anliegenden Jeans und dem dreihundert Dollar teuren Seidenjersey-T-Shirt und stellte die Sauna an. Während die aufheizte, nahm Lila aus dem begehbaren Kleiderschrank den Chenille-Morgenrock, den sie besonders schätzte.
    Von dem Schlafzimmer, das ihrem gegenüberlag, sah sie zum Swimmingpool hinunter. Dieses Zimmer gehörte Lilas beiden »Schwestern«, Holzpuppen, die Theresa in ihrer Fernsehshow berühmt gemacht hatten. Die Puppen lagen in einem Doppelbett, die starren Augen zur Decke gerichtet. Lila verzog das Gesicht. In dem seit langem unbenutzten Zimmer roch es nach Moder. Warum läßt sie das alles so vergammeln, dachte Lila verärgert. An Geld fehlte es nicht. Puppenmutter Theresa verfügte über genügend Einnahmen. Nein, Theresa ließ einfach nach. Sie verprellte ihre Angestellten und ersetzte sie nicht durch neue. Unbeteiligt sah sie zu, wie der Haushalt verkam. Inzwischen beschäftigte sie nur noch Estrella und Perez. Estrella saß die meiste Zeit auf ihrem fetten braunen Hintern neben Theresa vor dem Fernseher. An sich kümmerte Lila das nicht. Ihr war nur wichtig, daß ihr immer genügend Geld zur Verfügung stand.
    Vom Fenster aus konnte Lila den Pool überblicken. Aus dieser Entfernung wirkte das alles nicht einmal übel. Nur aus der Nähe betrachtet, fielen die Risse in den Kacheln des Beckens auf und das Unkraut, das um das Badehaus wucherte.
    Ein berühmter Schauspieler hatte das Haus in den 30er Jahren gebaut, bevor sein Stern sank und er bankrott ging. Das Haus und die luxuriöse Anlage galten damals als Gipfel der Verschwendungssucht in Hollywood. Seither wurden Stil und Aufwand allgemein jedoch um ein Vielfaches übertroffen. Auf der Höhe ihrer beruflichen Karriere hatte Theresa O'Donnell den Besitz gekauft und dem Haus zu seinem ursprünglichen Glanz verholfen. Doch das lag viele Jahre zurück.
    Inzwischen hatte bei Theresa O'Donnell der Abstieg begonnen. Sie bekam keine Rollen mehr — weder im Musiktheater, noch beim Film; nicht einmal für diese blödsinnigen Shows oder für Aufzeichnungen wurde sie engagiert. Sie lebte zwar bequem von den Einkünften aus einem gut angelegten Vermögen, doch das glamouröse Leben war vorbei. Manche glaubten sogar, Theresa wohne gar nicht mehr hier, sei gar schon tot. Doch die alternden Galane — der »Hof der Schwulen Königinnen«, wie Tante Robbie ihn nannte — schauten nur zu gern bei Theresa vorbei, um sich herauszuputzen, Kleider und Make-up auszuprobieren und als Höhepunkt schließlich Theresa ihren

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