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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Titten und Schwänzen und Kitzlern sprachen, denen es aber im Grunde nur darauf ankam, Geschäfte zu machen und die sich am wohlsten unter ihresgleichen fühlten. Wenn man es genau nahm, waren das auch Homos.
    Das alles verursachte Lila Migräne. Sie verdrängte solche Gedanken meist schnell. An sich brauchte sie ja nur eine Grundtatsache festzuhalten. Männer waren generell nutzlos, und sie haßte sie. Sie haßte die Schwulen und die anderen, sie haßte ihre Gespräche und haßte die Art wie sie gingen. Sie haßte ihre Behaarung und daß sie sich aufführten, als gehöre ihnen die ganze verdammte Welt. Sie haßte es auch, daß sie sie in den Schatten stellten, auch wenn sie hinter ihr her waren und ihr das Gefühl gaben, als zähle sie nicht. Trauen konnte sie keinem. Sie fürchtete sie eher. Sogar Robbie und Marty haßte sie. Marty ganz besonders.
    Allerdings haßte Lila die Frauen noch mehr als die Männer. Ihre Mutter natürlich am meisten. Darüber brauchte man keine Worte zu verlieren. Doch bei den Aufnahmen hatte Lilas Haß sich in die Breite entwickelt. Die Arbeit mit Jahne und Sharleen hatte Lila tägliche Übungsstunden in Frauenhass beschert. Bis zum Beginn der Aufnahmen für die Fernsehserie fehlte Lila ein echter Zugang zu Frauen. Theresa war nicht gerade eine mütterliche Frau, und sie hatte auch keine Freundinnen. Sie war auch keine Frau mit Männerbekanntschaften, denn die Schwulen zählten ja nicht.
    Darum war Lilas Entwicklung praktisch vorprogrammiert. Abartig. Einzelgängerin. Sie duldete keine Konkurrentinnen. Es hatte ja auch nur Candy und Skinny gegeben, die Lila bis zum heutigen Tag haßte. Estrella war die einzige wirkliche Frau in Lilas näherer Umgebung gewesen. Doch da Estrella Mexikanerin und zudem eine Angestellte war, zählte sie nicht.
    Bei den Aufnahmen kam Lila in direkten Kontakt zu zwei Frauen ihres Alters, beide schön, beide viel zu nah für Lilas Geschmack. Sie war nicht an den Geruch von Frauen gewöhnt, nicht daran, täglich mit deren Schönheit konfrontiert zu werden. Das machte sie nervös. Und wütend. Denn Jahne und Sharleen mochten zwar keine echte Konkurrenz für Lila sein, doch sie existierten. Andere nahmen von ihnen Kenntnis, besprachen etwas mit ihnen, machten ihnen den Hof. Marty hielt sich da zurück. Momentan war er ohnehin für Lila der einzige, der zählte.
    Der Regisseur Marty war also die Schlüsselfigur. Die anderen konnte Lila nicht beherrschen. Doch sie konnte beeinflussen, auf wen die Kameralinse gerichtet wurde — und zwar, indem sie ihren Einfluß auf Marty geltend machte.
    Was Marty in Lilas Bann zwang, war ihre Unerreichbarkeit. Sie lockte, versprach, ließ sich aber nicht einfangen. Nur Lila besaß den Schlüssel zu dem Geheimnis. Man mußte die Männer quälen, wußte Lila. Das mochten sie.
    Lila hatte nicht die Absicht, irgend etwas von sich selbst zu geben, es sei denn vor der Kamera. Doch Marty wollte seine Hoffnung behalten. Auch die Lektion hatte sie von ihrer Mutter gelernt. In der Hinsicht fühlte Lila sich den anderen eindeutig überlegen. Darum konnte nur Lila am Ende die wirklich Erfolgreiche sein.

10.
    »Glaubst du denn, ich wüßte nicht, wie alle mich auslachen? Weil ich mich nicht so fein ausdrücke und nichts von Mode und Eleganz verstehe, bin ich doof.« Sharleen Augen standen voll Tränen. »Ich weiß es doch. Aber ich setze mich darüber hinweg. Das hat mir meine Mutter geraten, wenn die Mädchen in der Schule über mich gelästert haben.«
    Jahne nickte und reichte Sharleen ein neues Papiertaschentuch. Aus Mitleid war sie Sharleen in den Wohnwagen gefolgt, nachdem der Kameramann für den Abend sein schweres Gerät verpackt hatte. Zum ersten Mal waren die beiden jungen Frauen eine längere Zeit allein.
    »Du hättest es vielleicht leichter, wenn wir den Text zusammen durcharbeiten würden.«
    »Du meinst üben? Nur wir beide?«
    Jahne lächelte. »Nicht üben, Sharleen: proben. Unter Schauspielern spricht man von proben.«
    »Und das würdest du mit mir machen? Nein. Das kostet dich zuviel Zeit.«
    »Ich mache es gern, Sharleen. Es wird mir auch helfen«, log Jahne. »Wer macht sich denn sonst noch über dich lustig?«
    »Nun ja, allen voran natürlich Lila. Du weißt ja wie. Sie bringt mich immer total aus dem Konzept. Vielleicht ist sie selbst bloß nervös. Aber mich treibt es auf die Palme. Ich bemühe mich wirklich. Jeden Abend lese ich meinen Text. Nicht nur einmal. Oft. Ich spreche ihn auch laut vor mich hin. Dean hilft mir

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