Die schoenen Hyaenen
dabei. Er ist nicht sehr schlau. Das weiß ich. Aber ich bin ja auch nicht viel gescheiter als er. Jeder ist genervt, wenn eine Szene immer wieder gedreht werden muß. Ich gerate so schnell durcheinander und bin so wahnsinnig müde. Manchmal glaube ich, das Leben besteht für mich nur noch aus Unterricht und Arbeit ohne Schlaf. Da hilft es nicht, wenn Lila auch noch auf mir rumhackt.«
Jahne nickte grimmig. »Sie kann uns beide nicht leiden. Versuch, es dir nicht unter die Haut gehen zu lassen. Wer lacht denn sonst noch über dich?«
»Mr. Tilden, der zweite Regisseur. Er hat mich neulich >Elly May Clampett< genannt. Da haben sie alle gelacht.« »Versteh ich nicht.«
»Von den Beverly Hilbillies , der Show. Du weißt schon.« Barry Tilden war ein verbitterter, komischer, älterer Schwuler. Er hätte Sharleen nicht vor der ganzen Mannschaft blamieren dürfen. Damit stempelte er sie zum Sündenbock.
»Ich weiß ja, daß mich alle für doof halten. Aber ich bin weder taub noch stumm noch blind«, schluchzte Sharleen.
»Nein, das bist du nicht.« Jahne gab ihr ein frisches Kleenex. »Du bist auch kein Kind mehr. Du hast Macht. Wenn Barry Tilden dich beleidigt, kannst du ihn rauswerfen lassen.«
Sharleen hob den Kopf. Das lange silberblonde Haar umrahmte ihr verweintes Gesicht. Trotz der geröteten Augen und der Tränen war sie hinreißend schön. Jahne hatte noch nie eine Frau gesehen, die durch Weinen schöner wurde. »Das würde ich nie tun«, entsetzte Sharleen sich. »Er ist doch Lohnempfänger. Vielleicht muß er noch mehrere Kinder ernähren.«
»Es geht nicht darum, daß du es tust, sondern tun könntest, wenn du wolltest. Du bist für die Serie unersetzlich. Die Jobs der ganzen Truppe, einschließlich den Technikern, stehen und fallen mit uns dreien. Darum hat niemand das Recht, sich über dich zu amüsieren. Du kannst sie schon arbeitslos machen, indem du Marty oder Sy sagst, daß du sie nicht mehr sehen willst.«
»Bist du schon mal rausgeschmissen worden?« fragte Sharleen düster.
Jahne log und schüttelte den Kopf.
»Aber ich. Und es ist ein beschissenes Gefühl, wenn man Miete zahlen muß und kein Geld für Lebensmittel hat.«
Jahne lächelte Sharleen an. »Du bist wirklich nett. Wie gesagt, ich will nicht, daß du Barry vor die Tür setzen läßt. Laß ihn nur merken, daß du das könntest.«
Sharleen dachte darüber nach. »Wie denn?«
»Sieh ihn mit einem Blick an, der sagt: >Reden Sie nie wieder so mit mir<. Er ist ein Mistkerl, aber nicht dumm. Er hört schlagartig damit auf. Garantiert.«
»Vielleicht bei dir und Lila, aber nicht bei mir.«
Jahne konnte Sharleens Naivität nicht fassen. Sie fragte weich: »Weißt du nicht, daß du die größte Sensation seit der Stummfilmzeit bist? Du bist eine ganz heiße Nummer. In dieser Minute lassen sich zahllose Mädchen das Haar wie du schneiden, versuchen, eine Jacke wie deine zu kaufen. Frauen nennen ihre Babys Sharleen. Ist dir das nicht klar?«
»Das glaub ich nicht.«
»Es stimmt aber.« Jahne holte tief Luft. »Liest du denn keine Zeitschriften? >Sharleens drei Schönheitsratschläge für junge Mädchen<; >Sharleen führt die neue Mode vor<; >Wie finden Sie Sharleen Smith?<. Das sind nur einige Artikel über dich. Du bist als Star so begehrt wie du nur sein kannst. «
»Weißt du, Dean und ich gehen nicht viel aus, und wir sind beide keine Leseratten.«
»Trotzdem mußt du wissen, was um dich herum passiert. Die Leute wollen alles über dich wissen. Auch diese Laura Richie, die diese Kolumnen schreibt. Die können gar nicht genug über dich herausbekommen. Was du zum Frühstück ißt, wieviel du wiegst, wo du einkaufst, was deine Lieblingsfarbe ist.«
»Warum nur?«
»Das kann ich dir nicht beantworten. Vielleicht weil die Menschen sich einsam oder gelangweilt fühlen und wir ihnen etwas zum Nachdenken geben. Vielleicht betrachten sie uns auch wie ihre Nachbarn. Viele brauchen jemanden, zu dem sie aufsehen oder für den sie sich begeistern können.«
»Ich will aber nicht, daß sie alle herumschnüffeln!« rief Sharleen.
»Das ist der Preis. Du hast viel Geld und bist berühmt. Ein Privatleben hast du nicht mehr.« Sharleen wurde blaß. Sie erschrak bis ins Mark. Da wiegelte Jahne ab. »So schlimm ist das nicht, Sharleen. Du mußt nur bei Interviews aufpassen und in jedem Fall auf Diskretion in deinem Privatleben achten.«
»Was meinst du damit?« Sharleen sah aus, wie jemand, der sich gegen einen Schlag wehrt. Ihre Hand
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