Die schoenen Hyaenen
mit dieser Spezies geholfen: einer hysterischen Claudette Colbert, einer tobenden Joan Crawford, auch bei Sean Penn mit seinen Wutanfällen. Sys Schauspielkunden war eines gemeinsam. Sie wollten alle das haben, was sie nicht bekommen konnten.
Ein glänzendes Beispiel dafür war Lila Kyle. In jedem Laden des Landes hingen Poster von ihr, von den Titelseiten der Illustrierten ganz zu schweigen. Es gab Warenladungen von Buchmaterial über sie. Eine ganze Abteilung von Aras Agentur beschäftigte sich ausschließlich mit Lilas Autogrammwünschen. Sie wurde national und international um Interviews gebeten und hatte sogar eine Einladung ins Weiße Haus erhalten. Aber sie wollte die Hauptrolle in April Irons Neuverfilmung Birth of a Star . Und die konnte sie nicht haben. Sie alle bekamen eben nie genug. Ara war der ewigen Forderungen überdrüssig.
Er setzte sich auf sein weichgepolstertes Sofa im Büro und drückte die Tasten der Sprechanlage auf dem Couchtisch. »Stellen Sie sie durch, Miss Bradley«, bat er und lehnte sich seufzend zurück. »Lila, meine Liebe, wie geht es Ihnen?«
»Haben Sie sie gesprochen?« keifte Lila. Sie verzichtete seit geraumer Zeit bei ihren Telefongesprächen auf Höflichkeit. In der vergangenen Woche hatte Lila mehrmals täglich bei Ara angerufen, stets nur von dem einen Thema beherrscht: die Neuverfilmung.
»Sie ist in New York, Lila. Das habe ich Ihnen gesagt. Wenn sie zurückkommt, wird sie mich anrufen. Sie können sich beruhigen, mein Kind.«
»Ich bin nicht Ihr Kind«, fauchte Lila. »Rufen Sie sie in New York an. Ich verstehe nicht, warum sie Sie nicht zurückgerufen hat. Schließlich gibt es dort auch Telefone. Weiß sie nicht, wer Sie sind, Ara? Vielleicht hat sie gar nicht... «
Will Lila mir jetzt das Telefonspiel beibringen? Das habe ich perfekt im Griff, dachte Ara gereizt. Er konnte und wollte nichts mehr von dieser Tirade hören. »Lila, Schatz, April wird heute nachmittag im Büro erwartet. Wenn sie mich nicht bis drei Uhr angerufen hat, werde ich sie zurückrufen. Seien Sie so lieb und beschäftigen Sie sich bis dahin. Ich rufe Sie an. Denken Sie statt dessen über den Ricky-Dunn-Film nach. Das wäre entschieden besser.«
»Bremsen Sie mich da absichtlich aus, Ara? Es ist mir scheißegal, welchen Film Sie für mich richtig finden und welchen nicht. Ich möchte mit April Irons sprechen, und ich möchte die Rolle.«
Ara sah es förmlich vor sich, wie Lila die Worte durch zusammengebissene Zähne sagte. Erstaunlich fand er, daß bei ihr der Zahnschmelz nicht schon abbröckelte. Er schüttelte den Kopf.
Natürlich wußte Ara, worauf es Lila abgesehen hatte. Sie gedachte all das zu bekommen, was ihre Mutter gehabt hatte. Ihn, Ara, eingeschlossen. »Wir unterhalten uns nach drei«, sagte er so behutsam wie möglich, entschieden sanfter als ihm zumute war, und beendete das Gespräch.
Trotz Lilas Verzweiflung oder vielleicht gerade deswegen mußte Ara lächeln. Das erinnerte ihn alles an den ältesten Witz in Hollywood: Das Starlet bettelt und winselt erfolglos um eine Rolle. Am Ende verspricht sie dem herzlosen Agenten, wenn er ihr nur einen Vorsprechtermin vermitteln würde, würde sie seinen Schwanz in den Mund nehmen und so lange daran lutschen wie sie könnte. »Und was habe ich davon?« fragte der Agent. Ara mußte lachen.
Doch an sich war die Sache mit Lila absolut kein Witz. Lila besaß keine Spur von schauspielerischer Begabung. Das mußte sie wissen. Das war nicht schlimm, nicht einmal nötig. Lila war schön, das stand außer Zweifel. Außerdem verstand sie es, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie besaß dieses unbeschreibliche Etwas, das die Menschen bewog, sich ihr zuzuwenden und sie zu beachten. Wie Elizabeth Taylor.
Leider kannten sie alle ihre Grenzen nicht.
Kurz darauf meldete Miss Bradley den Anruf von Miss Irons. Ara lag noch immer auf dem Sofa. Er kam nach der Begrüßung gleich zur Sache. »April, ich würde mich heute gern mit Ihnen unterhalten. Sie wissen, warum ich Sie angerufen habe. Das steht in meinem Fax. Es geht um Birth of a Star und Lila Kyle.« Ara machte eine Pause und tupfte seine Mundwinkel mit dem Taschentuch ab. Er mußte das in letzter Zeit sehr viel seltener tun.
»Tut mir leid, Ara. Das sage ich nur ungern. Aber die Rolle ist praktisch besetzt. Wir machen jetzt Probeaufnahmen mit dem Mädchen. Was ich bisher davon gesehen habe, überzeugt mich. Sam Shields will sie jedenfalls unter allen Umständen haben.« Ara hörte das Bedauern in
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