Die schoenen Hyaenen
Geschenk erhalten. Überhaupt hatte sie noch nie einen Brillanten besessen, obwohl sie sich nun jeden Schmuck leisten konnte. Tränen füllten ihre Augen und schwemmten den Kummer fort, der ihr noch vor Minuten die Kehle zugeschnürt hatte.
»Der Stern spricht für sich selbst, Jahne. Du bist auf dem richtigen Weg und wirst einmal ganz groß sein. Und wenn du auf der obersten Sprosse der Leiter stehst, denk an mich und diesen Abend, und berühre den Stern an deinem Hals. «
Dankbarkeit und Freude überwältigten sie. Sie gingen in sein Haus. Er ließ ihr ein Bad einlaufen und badete sie wie ein Kind. Er schien zu wissen, wie sehr sie diese Wärme jetzt brauchte, mit der er sie umgab. In ein großes Badetuch gehüllt, trug er sie in sein Schlafzimmer, als sei sie die sprichwörtliche Feder auf seinen Armen.
Den Sex empfand Jahne wie eine Erlösung. Sie dachte nicht nach, sondern erwiderte seine Zärtlichkeiten. Er küßte sie und rieb ihren Rücken, bis ihr Verlangen übermächtig wurde. Dann hielt er sie über sich, scheinbar mühelos. Neckend ließ er sie auf sich herunter und küßte ihr Gesicht, hob sie dann aber wieder in die Höhe. Endlich senkte er sie auf sich, stieß sie hinunter, hob und senkte sie wieder und wieder. Spielerisch leicht.
Michael erreichte, daß Jahne sich beschwingt und sehr weiblich fühlte. Er folgte ihren Bewegungen kraftvoll und geschickt. »Danke«, flüsterte sie. Und noch einmal: »Danke.« Die Kette schwang um ihren Hals. Sie stöhnte vor Lust. Sie brauchte nicht lang, bis sie ihren Höhepunkt erreichte.
Nachher lag sie neben ihm und staunte über seine Stärke. »Wie schaffst du das nur?«
»Täglich einige Liegestütze. Doch die lohnen sich«, meinte er schmunzelnd.
Das Blut rauschte noch immer in ihren Ohren. Das war auch gut so, denn so hörte sie nicht das leise Surren der versteckten Videokamera.
8.
Während Neil Morelli sich nach seinem Vortrag wieder zu fassen versuchte und Jahne in Michaels Umarmung lag, wanderte Sam Shields ruhelos in seinem Büro auf und ab. Um ihn herum lagen dutzendweise zerknüllte Blätter. Er kam mit dem verdammten Manuskript einfach nicht voran. Ob es daran lag, daß es ein altmodisches, hoffnungslos melodramatisches Sujet war oder was sonst der Grund sein mochte — er fand nicht den richtigen Aufhänger für die Neufassung. Während Hollywood ihn verführt hatte, lebte in dem alten Sam immer noch genügend Ehrgeiz und Idealismus, der ihn zwang, nur etwas zu schreiben, das inhaltlich stimmig war, die Charaktere glaubhaft agierten und der Handlungsablauf in einem nachvollziehbaren Höhepunkt gipfelte.
Sam konnte es sich nicht leisten zu versagen. Jetzt fehlte ihm der Bonus des Anfängers. Er mußte seinem Namen als erfolgreicher Regisseur von Jack and Jill gerecht werden. Doch statt daß ihm sein Erfolg Vertrauen einflößte, empfand er das Risiko nur noch krasser.
Nie zuvor hatte er die vielen Gefahren gesehen, die ihm auf dem Weg zum Erfolg drohten. Wenn April sein Drehbuch nicht akzeptierte, war er erledigt. Wenn Bob LeVine kein grünes Licht für die Produktion gab, war er erledigt. Wenn die Produktion lief und er nicht im Zeitplan blieb oder die Kosten überzog oder April seine täglichen Vorabstreifen nicht gefielen, war er erledigt. Wenn das Drehbuch endlich zu seiner Zufriedenheit ausfiel und der Film abgedreht wurde, Sam innerhalb der Kostenmarge blieb und das Premierenpublikum den Film ablehnte, war er erledigt. Es gab ungeheuer viele Möglichkeiten zu versagen und so wenig Hoffnung auf einen Erfolg!
Er dachte an den Rat des Vaters: »Mach keinen Scheiß.« Nun, er versuchte dem Rat zu folgen. Doch seine Eltern hatten ihn nicht gerade mit einem Polster an Selbstbewußtsein ausgestattet. Das mußten sie bei ihren zahlreichen Besuchen in den Schnapsläden vergessen haben.
Sam trat gereizt nach dem zerknüllten Papier auf dem Boden. Er wußte, daß er das alles aufsammeln mußte, denn eine der wichtigsten Regeln hier hieß: Strahle stets Optimismus aus. In Hollywood durfte man nicht eingestehen, daß man hungrig, wütend, einsam oder müde war. Erst recht durfte man keine Angst zeigen. Wenn er sich abends mit April traf, spielte er ihr bis zur Erschöpfung den leidenschaftlichen Liebhaber vor und versicherte ihr, wie gut alles voranschritt. Er hätte es begrüßt, offen mit ihr zu sprechen. Er brauchte jemanden, dem er seine Nöte und Befürchtungen anvertrauen konnte. Nur dann kam er weiter. Doch April ließ sich nicht mit Mary
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