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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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gegenüber. Die Deckenbeleuchtung verbreitete ein kalkiges Licht. Sam war leichenblaß, seine Lippen bildeten nur einen farblosen Strich.
    »Wann hast du dich dazu entschlossen?« Er stellte die Frage nicht zum erstenmal. Sie sprachen über nichts anderes. Seit Stunden. Jahne verspürte eine grenzenlose Müdigkeit. Sie hatte versucht, alle Fragen zu beantworten. Trotz ihres Zorns fühlte sie sich schuldig. Sie hätte es ihm ja wirklich früher sagen müssen. Dann hätte er die Entscheidung selbst treffen können und wäre nicht in diese passive Rolle gedrängt worden. Doch sie hatte seine Fragen satt. Sie hatte ihm die ganze Geschichte erzählt. Jetzt wollte er sie wiederholt haben. Er kam ihr wie ein Anwalt der Anklage vor. Doch sie fühlte, daß sie ihm die Antworten schuldig war und holte noch einmal tief Luft. »Im Winter, nachdem du fortgegangen bist.«
    »Moment mal. Das klingt so, als stünden die beiden Vorgänge in einem Zusammenhang. Unser Zerwürfnis und deine Chirurgie.«
    »Das stimmt ja auch.«
    »Mary Jane, es war deine Entscheidung, dich aufschneiden zu lassen. Das kannst du mir nicht anhängen.«
    »Nein? Kann ich das nicht? Warum nicht? Hast du es mich nicht immer spüren lassen, daß ich nicht hübsch genug war?«
    »Das ist eine verdammte Lüge. Ich habe niemals ein Wort über dein Aussehen verloren.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Ich sagte, daß du es mich hast spüren lassen. Du hast mit all den hübschen Mädchen geschlafen, weil ich dir nicht genügte. Nicht so, wie ich aussah. Dann gefiel es dir in Hollywood, und du hast mich verlassen. Da beschloß ich, die Dinge in die Hand zu nehmen. Wage es nur nicht, mir das vorzuwerfen.«
    »Das sind doch Hirngespinste. Wir haben Schluß gemacht, weil es zwischen uns vorbei war. Das ist alles.«
    Jahne stand auf. Sie zitterte. Doch auch in ihrem Innern tobte ein Sturm des Zorns. »Lüg mich nicht an«, brüllte sie. »Ich habe mit dir geschlafen und kenne die Wahrheit. Mary Jane hast du nie gelobt. Nicht mit dem kleinsten Wort. Doch Jahne. ..« Sie senkte die Stimme, imitierte Sam: »Du bist so schön. Ja, Jahne, ja. Gott, wie ich deine Beine, deine Brüste liebe. Du bist so vollkommen, du bist... «
    »Halt den Mund! « schrie er. Sie hatte ihn allzu gut nachgeäfft. Er sprang auf und ging zur Tür.
    »Wohin gehst du? Wag es nicht, jetzt fortzugehen.« »Verdammt, du wirst mir nicht sagen, was ich tun soll.« Er stolperte über den Stuhl. Der stürzte zu Boden. Doch Sam ließ sich nicht aufhalten. Jahne nahm eine schwere Keramikschüssel und schleuderte sie an die Tür. Die Schüssel zerbarst an der Wand und hinterließ einen tiefen Kratzer am Türrahmen. Die Scherben spritzten durch die Küche. Jahne hatte Sams Kopf nur um Haaresbreite verfehlt. Zu Tode erschrocken drehte er sich um.
    »Kehr mir nicht den Rücken zu!« warnte sie ihn. »Lüg nicht, und verlaß dich nicht zu sehr auf mich. Ich bin nicht mehr die Frau, die du in New York sitzengelassen hast, du Hurensohn.
    »Du hast mich angelogen. Was willst du denn, das ich jetzt tun soll? Soll ich darüber hinweggehen? Weiß ich denn, wer du bist? Wie soll ich dir je wieder vertrauen?«
    »Ach, sieh mal an! Als hättest du mich nicht täglich angelogen. Du hast mich wegen der Rolle in Jack and Jill angelogen, wegen Bethanie Lake und April Irons. Du hast mich auch belogen, was meine Partner in Birth of a Star und die Qualität des Drehbuchs anlangte.« Obwohl sie eisern entschlossen gewesen war, nicht zu weinen, flossen nun die Tränen. Denn sie wußte ja, daß sie nicht übertrieb. Ihre Zwitterrolle zwischen Mary Jane und Jahne rieb sie auf. Sie nahm eine Vase mit Anemonen und warf sie auf den Boden. Der Vase folgten Kristallgläser. Entweder ging das Glas zu Bruch oder sie. Ihr Ausbruch lähmte Sam. Er war kein gewalttätiger Mensch.
    »Was willst du denn von mir, Jahne? Was?«
    »Daß du mich liebst.«
    »Ich habe dich doch geliebt. Und du hast mir das angetan! «
    »Nun spürst du es endlich mal selbst. Ich habe dich mehr geliebt als mein Leben. Du warst für mich keine Zufallsbegegnung. Du machst dir keine Vorstellung davon, wie es ist, wenn man liebt und merkt, daß man dem anderen nicht genügt, weil man nicht vollkommen genug ist, nicht hübsch oder jung genug.«
    »Darum hast du beschlossen, mir ein Lektion zu erteilen. Herrgott, das ist doch makaber! Das ist nicht deine Nase, es ist nur dein halber Po, und du hast ein künstliches Kinn. Während wir zusammen waren, hast du mich

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