Die schoenen Hyaenen
einen Schlüssel.
»Mi casa, su casa«, sagte er.
»Das heißt also, daß wir zusammengehören?« fragte sie lachend, um ihre Gefühle zu verbergen.
Die L.A.Times lag auf seinem Bauch. Er trank frischgepreßten Grapefruitsaft. Wie üblich hatte er die Zeitungslektüre beim Sportteil begonnen. Sie sah ihm zu, als er nach den Basketballtabellen suchte. Jahne hielt den Schlüssel fest in der Hand. Mary Jane hatte nie von Sam einen Schlüssel erhalten. Sie starrte ihn an. Das merkte er wohl, denn er blickte auf. Auch das mußte man als Tribut an ihre Schönheit werten, daß Sam sich von seiner Leidenschaft für den Sport ablenken ließ.
»Sam, wieviele Frauen hast du schon gehabt?« Sie wußte, daß sie nicht hätte fragen dürfen, doch sie konnte sich nicht bremsen. »Wieviele hast du geliebt?«
»Soll das ein Verhör werden? Das mag ich nicht, Jahne. Ich nehme mal an, daß es auch eine Reihe von Highschoolboys gab, die sich um dich gerissen haben. Doch die interessieren mich nicht. Ich bin immerhin ein Jahrzehnt über meinen sexuellen Höhepunkt hinaus.«
»Das ist mir nicht aufgefallen.«
»Du schmeichelst mir.« Er widmete sich wieder der Zeitung.
Jahne las die Bücherrezensionen und sonstigen Kritiken. Doch der Gedanke hatte sich in ihr festgesetzt. Jahrelang aufgestaute Eifersucht und die entsetzlichen Jahre der Mary Jane verdrängten die Vernunft. »Ich will nichts von deinen Eroberungen wissen. Nur, wen du geliebt hast.«
Stirnrunzelnd senkte er die Zeitung. »Das klingt schon vernünftiger.« Er setzte sich zu ihr auf die Armlehne ihres Sessels und legte den Arm um sie. »Wozu willst du das denn wissen?« fragte er sanft. »Genügt es dir nicht, daß ich dich liebe? Jahne, ich bemühe mich so sehr, dich in dem Film gut aussehen zu lassen. Ist dir nicht klar, was ich für dich empfinde?«
»Du warst doch verheiratet.« Es klang wie eine Anschuldigung.
»Ja, das war ich. Ich dachte damals, ich liebte sie. Aber ich begriff, daß wir beide zu jung waren, um unserer Gefühle wirklich zu kennen.«
Jahne wußte selbst nicht, wonach sie suchte. »Wie alt warst du damals?«
»Etwa in deinem Alter. Aber du hast sehr viel mehr Verstand als ich damals.« Er streichelte ihr Haar. Dann legte er beide Hände um ihr Gesicht und beugte ihren Kopf zurück. »Ja, dein Kopf sitzt fester als meiner.«
Doch das genügte ihr noch immer nicht. Sie mußte es aus seinem Munde hören. »Wenn du deine Frau nicht geliebt hast, wen denn dann?«
»Jahne, es gibt Fragen, die ich dir nie gestellt habe, weil ich spürte, daß du nicht darüber sprechen willst. Das akzeptierte ich. Kannst du es nicht ebenso halten?«
»Du meinst meine Narben? Das ist doch etwas anderes. Sie haben nichts mit dir zu tun. Doch wen du liebst, wie du liebst, das geht mich etwas an.«
Sam stand auf. Er trank einen Schluck Saft und hielt das Thema für beendet. Das irritierte Jahne und erleichterte sie gleichzeitig. »Ich habe einmal eine Frau namens Nora geliebt. Sie war verrückt, ich war verrückt, aber ich habe sie geliebt.«
Jahnes Herz schlug schneller. Erfuhr sie jetzt, daß er Mary Jane nie geliebt hatte? »Hat sie dich geliebt?«
»Wer weiß? Sie hat es behauptet, doch sie hat mich mit dem Produzenten meines ersten Stücks betrogen. Wahrscheinlich rechnete sie sich bei ihm mehr Chancen aus als bei mir, einem einfachen Stückeschreiber. Damit hatte sie ja auch recht.«
»Wer noch?«
»Ich habe eine Frau in New York geliebt. Auch eine Schauspielerin.«
Lieber Gott, hab Dank! Doch dann fiel Jahne ein, daß er womöglich nicht Mary Jane meinte, sondern Bethanie Lake. »Wie hieß sie denn?«
»Was spielt das jetzt für eine Rolle?« Er kniete vor ihr, legte beide Hände auf ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen. »Ich kann ganz ehrlich sagen, daß ich niemanden so geliebt habe wie ich dich liebe. Du bist konkurrenzlos. Niemand reicht an dich heran. Glaubst du mir das?«
Das war es also. Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Wenn er Mary Jane geliebt hatte, leugnete er es jetzt jedenfalls. Tränen füllten Jahnes Augen.
»Jahne, weine nicht! Ich wußte, daß es dumm ist, Fragen zu stellen. Ich schwöre dir, daß ich sie alle längst vergessen habe. Sie zählen nicht. Es gibt nur dich.« Er zog sie aus dem Sessel und umarmte sie. So wiegte er sie wie ein Kind.
»Es gibt nur dich.«
Jahne stand für die Aufnahme von Three for the Road bereit. Marty und die Crew blickten sie an. Die Kameras surrten. »Perfekt«, sagte
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