Die schoenen Hyaenen
Marty. »Du bist perfekt.« Und dann sagte Sam aus dem Dunkel hinter den Kameras hervor: »Perfekt!« Sie war nackt. Doch sie produzierte sich stolz vor allen und wurde von allen bewundert.
»Seid ihr verrückt?« schrie Lila. »Seht euch diese Narben an! Seht sie euch doch an.« Sie blickten genauer hin. Unter ihren Blicken wurden Jahnes Narben rot, begannen zu glühen. Zu Jahnes grenzenloser Beschämung begannen ihre Brüste herunterzuhängen, ihre Oberschenkel wurden dicker, ihr Bauch rutschte tiefer und wölbte sich nach vorn. Alle lachten. Neil stand neben ihr im Kostüm eines Zauberers. »Simsalabim«, rief er und hob seinen Zauberstab. »Vorher und nachher.«
Jahne wachte von ihrem Alptraum in Schweiß gebadet auf. Zwar schlief Sam neben ihr. Doch das Entsetzen hielt Jahne noch in seinen Klauen. Sie atmete stoßweise. Sam wachte nicht auf, als Jahne leise aufstand, das Schlafzimmer verließ und ins Badezimmer ging. Es war riesig, größer noch als das im Beverly Wilshire. Auch hier fehlte der Whirlpool nicht. Der Raum wurde indirekt beleuchtet. Schränke und Kommoden waren in die Wand eingelassen.
Sie machte Licht und betrachtete sich in dem deckenhohen Spiegel. Sehr genau musterte sie das Gesicht, das sie bezahlt hatte. Ihre Augen waren geblieben. Doch im Licht des Badezimmers hatten sie sich irgendwie verändert. Sie drehte die Lampe aus und ging ins Wohnzimmer.
Auch hier machte sie Licht. Der weißgekachelte Boden führte ins Eßzimmer, die langgestreckte Diele und die Küche. Jahne öffnete die Glastüren, die zum Pool und in den Garten hinausgingen. Der Mond schien hell. Es war eine der wenigen smogfreien Nächte von L.A. Jahne stand auf ihrer luxuriösen Terrasse, umgeben von tropischen Bäumen, vor ihr lag eine Nachbildung eines römischen Schwimmbeckens.
Leider fand Jahne daran keinen Gefallen. Es kam ihr fremd vor, entsprach weder ihrem Geschmack noch ihrem Wesen oder ihrem Lebensstil. Vielmehr hatte man es ihr aufgezwungen, genau wie ihren Ruhm und ihr neues Leben. Großartig, doch nicht für sie. Sie seufzte. Ihre Füße wurden kalt.
Da rieb sich Snowball, die schwarze Katze, an ihren Beinen. Als sie von ihrem Kurzurlaub kamen und das Haus betraten, hatte Sam alles bewundert, mit Ausnahme von Snowball. In New York hatte er Midnight auch nur geduldet. Die Katze sprang ihm damals gern nachts auf die Brust und weckte ihn. »Warum haben. Frauen Katzen?« hatte er sich beschwert. Als ob sie es spürte, hatte Snowball sich von Anfang an von Sam ferngehalten. Doch sie umschlich Jahnes Füße, als wollte sie Sie warmhalten.
Sam wachte auf, als Jahne zurückkehrte. »Wo warst du denn?« fragte er sie.
»Ich habe geträumt, bin aufgewacht und etwas herumgegangen. «
Er versuchte sie ins Bett zu ziehen. »Ich habe auch geträumt. Von dir«, murmelte er. Weil er sie so heftig zog, fiel sie über ihn. Snowball glitt ihr aus den Armen, versuchte sich zu fangen und sprang über Sams Brust davon. Sam schrie überrascht auf. Die Katze hatte ihn verletzt.
»Nicht, Midnight!« rief Jahne. »Tut mir leid, Sam. Ich hatte die Katze auf dem Arm.«
Sam schwieg. Jahne bekam Angst. «Fehlt dir etwas?« fragte sie. Er schwieg noch immer. Sie hörte, wie er nach dem Lichtschalter tastete. Plötzlich wurde es hell im Zimmer. Jahne kniff die Augen zusammen. Sie sah die Kratzer, die von den Pfoten der Katze herrührten. Sie bluteten. Doch Sams Gesicht jagte ihr einen viel größeren Schrecken ein.
»Nicht Midnight. So heißt die Katze nicht.«
»Wie habe ich ihn genannt?« fragte Jahne. Doch sie kannte die Antwort. Die Dunkelheit, der Alptraum und die Katze hatten den Betrug entlarvt.
Schwarze Katzen, die Snowball hießen, weiße, die Jahne Midnight nannte. Das paßte zu Mary Janes widersprüchlichem Wesen. »Wer bist du?« fragte er.
Sie saß wie gelähmt auf der Bettkante.
»Wer bist du?« fragte er wieder. Er stand auf und ergriff ihre Schulter. »Das ist alles schon einmal passiert. Eine Katze, die im Bett auf mich sprang. Doch es war keine schwarze namens Snowball, sondern eine Weiße namens Midnight. Wer bist du?«
Seine Stimme wurde lauter. Er blickte ihr in die Augen, die jetzt nicht von den tiefblauen Konkavlinsen geschützt waren. »Mein Gott!« sagte er und erkannte sie. Dennoch wiederholte er seine Frage.
Für Jahne brach die Welt zusammen. Alles drehte sich um sie in rasender Geschwindigkeit. »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie.
Um Viertel nach drei Uhr morgens saßen sie sich am Küchentisch
Weitere Kostenlose Bücher