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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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war, daß sie ihre Mutter übertrumpfen würde. Denn das machte Lila größer als Theresa O'Donnell je gewesen war. Sie fröstelte, als sie daran dachte, daß sie Martys Werben fast zurückgewiesen hätte.
    Nur Marty besaß die Macht, Lila in diese Höhen zu tragen. Nur Marty liebte sie so. Auch wenn ihre Affäre nicht ideal sein mochte, auch wenn er ein Mann war, den sie eigentlich nicht einmal berühren wollte, behandelte er sie gut, besser als je ein Mensch zuvor. Tränen traten in ihre Augen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    »Gut«. Er nahm das Etui von dem Kaminsims. »Hier habe ich noch etwas für dich.«
    Lila nahm das Geschenk und öffnete es. Auf weißer Seide ruhte ein riesiger Brillantring.
    »Zwölf Karat. Lupenrein. So hinreißend wie du«, sagte Marty.
    Lila starrte auf den funkelnden Ring. Seine Pracht nahm ihr den Atem. Sie konnte den Blick nicht davon losreißen. 
    »Du wirst mich heiraten«, verkündete Marty.

3.
    Jahne konnte weder essen noch schlafen. Die Szene mit Sam stand ihr noch immer vor Augen. Angesichts Sams Zorn hatte Jahne sich seltsamerweise schuldig gefühlt. Weil sie ihn noch immer liebte und weil sie zugelassen hatte, daß er sie liebte. Sam hatte sie, außer sich vor Schock, Schmerz und Wut, verlassen. Doch er hatte fünf lange Tage später tagsüber angerufen, als er davon ausgehen mußte, daß sie nicht anwesend sein würde und hatte eine Nachricht hinterlassen. Er habe viel zu tun, müsse wegen des Films nach Hongkong fliegen und werde erst Wochen später zurückkehren. Er habe nachgedacht und wolle sie bei seiner Rückkehr sehen.
    Sam hatte noch immer nicht angerufen. Jahne glaubte noch daran, daß die Zeit die Wunden heilen würde und Sam allmählich seine Liebe für Mary Jane und Jahne zusammenfügen konnte.
    Nacht für Nacht quälte sie sich mit der Frage herum, ob sie die Schmerzen nur für Sam auf sich genommen hatte, damit sie ihn zurückgewinnen konnte, oder ob sie dabei an ihre Zukunft und ihr weiteres Leben gedacht hatte. Nacht für Nacht strich sie ruhelos durch das leere Haus.
    Immer wieder stand sie auch vor dem großen Spiegel in ihrem Ankleidezimmer und betrachtete ihr Gesicht. Das hatte ihr Macht über Pete gegeben, es hatte ihr die Rolle im Melrose Playhouse beschert, Martys Aufmerksamkeit verschafft und ermöglicht, Sam an sich zu binden.
    Doch inzwischen sah Jahne ein, wie machtlos sie im Grunde seit ihrem Zerwürfnis mit Sam war und seit die Aufnahmen für Three for the Road wieder begonnen hatten. Denn auch bei der Serie hatte sich vieles verändert. Ihre Meinung war nie gefragt gewesen, jetzt zählte sie überhaupt nicht mehr. Die Beziehung zwischen Lila und Marty und die Missstimmung, die Jahne durch ihr verspätetes Eintreffen beim Set verursacht hatte, bekam sie voll zu spüren. Und was Birth of a Star anlangte, so war sie, auch bei diesem Film von allem ausgeschlossen. Ihre Anrufe wurden nicht erwidert. Man brauchte sie nicht mehr. Sie bekam nicht einmal Abzüge zu Gesicht!
    Lila hielt dagegen offenbar alle Fäden in der Hand. Jahnes Rolle war törichter und aussageschwächer geworden. Lila beherrschte fast alle Szenen, bekam jeden zündenden Text und alle Nahaufnahmen. Sharleen stolperte willig durch ihre Rolle, doch Jahne fand es beschämend. Und Sy Ortis lehnte jede Hilfe ab, weil er sich darauf berief, daß er von vornherein von der Filmerei abgeraten hatte und er das alles nur als Folge von Jahnes Eigenmächtigkeit hielt. Er freute sich darüber, daß der Film in Schwierigkeiten steckte. Auch er hatte keinen Vorabzug erhalten.
    Neuerdings verlor Jahne keinen Gedanken mehr an ihre Diät. Sie brachte ohnehin kaum einen Bissen hinunter. Die Jeans schlotterten um ihren Körper. Unter ihren Wangenknochen bildeten sich Höhlen, unter ihren Augen Ringe.
    Das fiel auch Pete eines Nachmittags auf. »Fehlt dir was?« fragte er. Sie hatten seit Monaten nicht mehr Worte gewechselt als »Hallo« und »Gute Nacht«. Er hatte sein aufrichtiges, jungenhaftes Wesen nicht verloren. Daß es sogar Pete auffiel, wie sehr Jahne litt, machte sie betroffen.
    »Nun, es geht mir nicht sonderlich gut«, versuchte sie abzuwiegeln.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Beschämt senkte sie den Blick. Seine Güte trieb ihr die Tränen in die Augen. »Nein, danke.« Doch als er ging, fiel ihr etwas ein. »Moment, Pete, warte, bitte. Ist dein Vater nicht Vorführer?« Er nickte. »Glaubst du, er könnte mir eine Kopie des Films besorgen?«
    Man konnte es so beschreiben:

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