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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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das nicht machen müssen. Ich habe mit dem auskommen müssen, was ich hatte.«
    »Demnach ist es mein Fehler. Ich höre von dir keine Entschuldigung. Du sprichst nicht von Gewissensbissen oder Schuldgefühlen. Ich höre nur, daß du rechtschaffen und richtig gehandelt hast. Bist du zufrieden mit dem, was du mir angetan hast?«
    Er hielt in der Bewegung inne. Bisher hatte er sie noch angesehen. Nun senkte er den Blick.
    Sie warf den Schlüssel auf den Boden und verließ Sams Haus.
    Jahne stand im grellen Sonnenschein vor Sams Haus im nachgemachten Indianerstil und erkannte, daß sie niemanden hatte, an den sie sich jetzt wenden konnte.
    Mit Mai hätte sie sprechen, ein Glas Bier trinken, weinen und lachen können. Jahne setzte sich in ihren Wagen und fuhr wie eine Wilde durch die Canyon Road. In das Mausoleum, das sie bewohnte, konnte sie nicht gehen.
    Es gab nur eine einzige Zuflucht für sie. Sie fuhr nach Osten. Vierzig Minuten später erreichte sie das Tor. Der Sicherheitsdienst grüßte und rief im Haus an. Jahne wartete. Sie hoffte inbrünstig, daß Sharleen da sein möge.
    Sie war da und kam ihr an der Haustür entgegen. Lächelnd lehnte sie sich an die Wagentür. »Schön, daß du da bist.«
    Aus Jahne brach so heftiger Tränenstrom heraus, daß sie das Steuerrad umklammern mußte, um nicht vom Sitz zu fallen.
    »Jahne, meine Liebe, was ist denn passiert?« Sharleen öffnete die Tür. Doch Jahne konnte sich nicht bewegen. »Komm, Honey.« Sharleen löste Jahnes Hand vom Steuerrad. »Komm zu uns ins Haus.«
    Doch es dauerte noch eine Weile, bis Jahne dazu imstande war.

4.
    Strahlende Sonne erfüllte das Schlafzimmer. Jahne schlug die Augen auf. Seit drei Tagen wohnte sie bei Sharleen. In ihrem Herzen dankte Jahne ihrer Freundin und deren Freund innig für das, was sie getan hatten. Auch wenn Dean nicht der hellste sein mochte, war er doch schrecklich lieb. Es tat gut, einfach neben ihm zu sitzen.
    Sharleen hatte Marty angerufen und ihm mitgeteilt, daß Jahne krank sei. Sharleen hatte sogar einen Arzt kommen lassen, »damit es koscher aussieht«, wie sie sagte. Sharleen fuhr täglich zu den Aufnahmen, weckte Jahne aber nicht. Erst gegen zehn Uhr klopfte Dean schüchtern an Jahnes Tür und brachte ihr ein Glas frischen Saft und eine Tasse Kaffee. Er blieb, bis sie beides getrunken hatte und holte dann die Hunde herein, mit deren Tricks er sie ablenkte.
    Später machte Dean es Jahne unter einem Baum im Garten bequem, während er sich seiner Gartenarbeit widmete und mit den Hunden spielte. Anfangs konnte Jahne nicht einmal lesen.
    Der üppige Garten erinnerte sie an die Gemälde von van Huysum im Getty-Museum. Überfluß, hier in natura, nicht nur als Farben auf der Leinwand. In Jahnes Leben hatte der Überfluß immer gefehlt. Ein karges Leben in New York, ein hohler Erfolg in L.A. Es lief alles auf eine fruchtlose Suche nach etwas hinaus, was sie suchte und nicht fand: Liebe, Wärme, Überfluß.
    Zweifellos hatte sie sich vieles selbst verdorben. Sie hatte sich einen Mann als Objekt ihrer Liebe ausgesucht, der selbst keine Liebe schenken konnte. Ein oberflächlicher, egoistischer Mann. Sie hatte ihre Freunde verlassen und sich den Geboten ihres Ego und ihrer Eitelkeit unterworfen, was ihr nur wenig eingebracht hatte. Gewiß, ihr Gesicht hatte auf Zeitschriften geprangt, ihr Bild flimmerte über den Bildschirm, Sie besaß Geld und Ruhm. Doch vieles hatte sie ausgelassen. Sie war nie in Europa gewesen, hatte nie ein Baby geboren, nie auf einem Pferd gesessen, beherrschte keine Fremdsprache, konnte nicht Ski fahren, hatte nie im Freien kampiert, eine Kreuzfahrt unternommen oder ein College besucht. Außerdem hatte sie niemandem geholfen außer sich selbst.
    Gott hatte sie mit einer Begabung ausgestattet. Brewster Moore hatte ihr Schönheit verschafft. Wenn Jahne Bilanz zog, mußte sie sich eingestehen, daß sie fast so blind und egoistisch gehandelt hatte wie Sam Shields. Sie hatte das, was man ihr gab, vergeudet.
    Sam. Wenn sie an ihn dachte, mußte sie weinen oder lachen. Er hatte sie nie verstanden oder es auch nur einmal ernsthaft versucht. Sowohl Mary Jane als auch Jahne hatten darüber hinweggesehen. Sam hatte sich von ihr bemuttern lassen, er hatte ihrer Schönheit gehuldigt. Doch gekannt hatte er sie nicht. Und was hatte er ihr gegeben? Komplimente, Umarmungen, Liebkosungen. Brosamen. Die hatte Jahne für ein Festmahl gehalten.
    Sie verstand inzwischen die Versuchungen, denen Sam erlegen war. Ehrgeiz hatte

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