Die schoenen Hyaenen
Star. Doch seit Jahren korrigiere ich die Fehler, die andere Chirurgen an sehr reichen, sehr berühmten Leuten begangen haben. Es wäre unethisch gewesen, wenn ich dir damals, als du zu mir kamst, Namen genannt hätte. Unethisch wäre es auch jetzt noch. Doch alle werden fürchten, daß ich nur hier bin, um wegen eines Buchs oder mit dem Fernsehen oder sonst einem Medium zu verhandeln und mit meinem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Angesichts dessen, was diese Schweine dir angetan haben, reizt es mich auch sehr, genau das zu tun. Allein in den letzten achtundvierzig Stunden bin ich von Laura Richie und nahezu allen Verlegern der englischsprechenden Welt angerufen worden. Alle baten mich, mehr zu erzählen. Sie haben mir unanständige Geldsummen geboten. Äußerst verführerisch für mich, weil sie vielen Kindern wie Raoul nützen könnten. Zu dir werden die auch noch kommen. Also wundere dich nicht darüber.«
»Ha! Ich werde mein ganzes Leben lang mit keinem blutsaugenden Reporter mehr sprechen und wünschte nur, ich könnte davonlaufen und irgendwo neu anfangen.« Sie lachte. »Das hast du sicher schon einmal gehört.«
»Ja, aber es ist auch gar nicht so abwegig. Vielleicht solltest du wirklich wieder nach New York gehen.« Er griff nach ihrer Hand. Seine war klein und warm und tröstlich.
»Wozu sollte ich nach New York gehen? Wieder auf die Bühne? Da kann ich nur lachen. Die Leute kämen doch bloß, um mich in irgendeinem Broadwaystück anzugaffen. Da bin ich noch besser im Zirkus aufgehoben. Nein! Die New Yorker Bühne ist für mich gestorben. Über meine kaputte Karriere werde ich mir später Gedanken machen, wenn ich Zeit dazu habe. Jetzt will ich jeden Moment auskosten, den du hier bist.« Jahne mühte sich zu lächeln. »Zuallererst muß ich mich wohl den schönen Mörderhaien stellen.«
Brewster lachte. »Einige davon waren sehr häßliche Mörderhaie, bevor sie zu mir kamen. Findest du nicht, daß du dich schon allein dadurch auszeichnest, daß du dich offen mit deinem Arzt sehen läßt? Damit bekennst du dich zu allem. «
Das mußte Jahne zugeben. »Nur bei den anderen weiß es niemand, während man mein Alter kennt, wieviel ich vorher gewogen habe und wie ich aussah. Die Mädchen, mit denen ich die Schule besucht habe, sind befragt worden, und meine Affären mit Pete und Michael McLain wurden ausgegraben. Das alles ist entsetzlich entwürdigend.«
»Ich bin kein Psychiater. Doch ich kenne mich mit den menschlichen Verhaltensweisen aus. Wenn sie dich heute abend sehen, werden sie dich wie Prinzessin Diana behandeln, und zwar vor ihren Skandalen. Vergiß nicht, daß ich Einzelheiten aus dem Leben vieler Berühmtheiten kenne, gegen die dein kleines Problem nur Stecknadelkopfgröße hat. Und wenn es zu schlimm für dich wird, und du dem allen entkommen willst, bin ich gern bereit, dir einige Bilder zu zeigen, die ich aus New York mitgebracht habe. Das mag nicht ganz der beruflichen Ethik entsprechen, aber ich hasse Heuchler.«
Lila streckte sich auf dem Seidenlaken. Dann nahm sie die Schlafbrille ab. Sie zuckte zusammen, als das grelle Nachmittagslicht auf ihre Augen traf. Das war der Nachteil eines Hauses in Malibu: die gnadenlose Sonne aus dem Westen. Auch bei zugezogenen Vorhängen war sie noch zu grell. Lila klingelte nach dem Mädchen um frischen Apfelsinensaft. Weitere Hilfe brauchte sie nicht. Wie immer kümmerte Lila sich selbst um ihre Toilette.
Jetzt war die begehrte Auszeichnung für Lila in greifbare Nähe gerückt. Sie fühlte ihr Gewicht schon in der Hand.
Die Risiken, zweifellos vorhanden, lohnten den Einsatz. Lila hatte Marty schon gesagt, daß sie auf einem eigenen Zimmer, einem eigenen Bett und einem gewissen Freiraum bestehen würde. Solange ihre Mätzchen ihn befriedigten, brauchte er sich schließlich nicht zu beklagen.
Das Telefon klingelte.
»Lila, meine Liebe, wie schön, daß ich Sie erreiche! Hier spricht Laura Richie. Hoffentlich störe ich nicht. Ich wollte nur die erste sein, die Ihnen zum Emmy gratuliert. Niemand verdient die Auszeichnung mehr als Sie.«
»Danke, Laura. Das werde ich Ihnen nicht vergessen. Sie gratulieren mir für etwas, das ich noch gar nicht habe. Damit beweisen Sie echtes Vertrauen. «
Ich lachte. »Unsinn, wozu gibt es Freunde? Die Sache ist ja bombensicher. Das wissen alle. Tatsächlich hatte ich schon den Artikel für meine morgige Kolumne vorbereitet. Manchmal ist so etwas riskant, weil man bei einer Lüge oder einem vorzeitig
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