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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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verratenen Geheimnis ertappt werden kann. Doch es ist gleichzeitig notwendig, wenn man, wie ich, an drei Orten zugleich sein muß.«
    »Laura, Sie müssen mich entschuldigen. Ich hab es eilig. Unten erwarten mich die Fotografen und die Leute vom Sender. Das Haus quillt über. Aber ich plaudere nichts aus. Das hebe ich alles für Sie auf. Sie sind immerhin meine älteste und liebste Freundin in Hollywood.«
    Lila konnte den Honig verteilen wie ihre Mutter.
    Das war das letzte mal, daß ich mit Lila Kyle sprach.

8.
    Michael McLain lag neben seinem Pool und trug eine weitere Lage Sunblocker auf. Er konnte diese perfekte Hautfarbe, die seine Männlichkeit so vorteilhaft betonte, hier erzeugen, ohne seine Haut zu gefährden, indem er sein Gesicht der Sonne alle fünfzehn Minuten aus einem anderen Winkel präsentierte.
    Aras Party würde für ihn anregend und qualvoll zugleich sein, wie wenn man mit einer Frau schläft, deren Körper makellos, deren Gesicht jedoch gewöhnlich ist. Genau das würde er ja auch in Kürze tun. Denn er hatte später am Abend eine Verabredung mit Adrienne.
    Birth of a Star hatte ihm den Auftrieb gegeben, den er seit langem gebraucht hatte. Doch Michael McLain war weder dumm noch naiv. Er machte sich nichts vor. Für einen Mann seines Alters hatte er den Gipfel erreicht. Etwas Besseres würde er nie angeboten bekommen.
    Die Zeit war reif, sein Image als Filmstar gegen eine andere Rolle auszutauschen. Und was hatte Michael McLain noch nie mit einer Frau gemacht?
    Er hatte noch nie geheiratet.
    Nun, in den 90er Jahren stand man wieder auf Familie. Hatte Adrienne ihm nicht gesagt, ihre Periode sei ausgeblieben? Diesmal gab es keine Abtreibung. Diesmal würde er heiraten und ein Baby bekommen. Er würde Vater werden. Wie kann man sein sechstes Lebensjahrzehnt besser beginnen?
    Er verkniff sich das zufriedene Lächeln. Das erzeugte nur Falten. Direkt nach der Emmyverleihung würde er es durchsickern lassen, daß Adrienne das Double in Birth of a Star gewesen war. Vorher mußte er noch gewisse Gesichtskorrekturen an ihr vornehmen lassen. Dann konnte er seine Heirat mit ihr bekanntgeben. Welche Schlagzeilen!
    Theresa O'Donnell trat aus ihrem Duschraum und schlang ein Handtuch um ihren alten Körper. Sie war müde, und die Vorbereitungen für den Abend hatten noch nicht einmal begonnen. Sie holte den von Estrella zurechtgelegten Lycrabody aus dem Ankleidezimmer. Es war eine Spezialanfertigung aus Paris und funktionierte wie ein Ganzkörperkorsett. Sie puderte sich und begann dann mit dem mühseligen Geschäft, den Body anzuziehen — ähnlich einer Wurstmasse, die in den Darm gepreßt wird.
    Erschöpft setzte sie sich anschließend vor den Spiegel. Ihr Anblick flößte sogar ihr Entsetzen ein. Sie war einmal »The Loveliest Girl of the World« gewesen.
    Aus ihrem Kinn waren mehrere geworden. Die Höhlen unter ihren Augen füllten nun Tränensäcke. Ihr Haar, nicht mal zu ihren Glanzzeiten ein Attribut ihrer Schönheit, wurde immer schütterer, eine Folge von vierzig Jahren Färben und Dauerwellen. Sie nahm eine Perücke und stopfte die grauen Haare darunter.
    Als nächstes trug sie schichtweise Grundierung auf ihre schlaffe Haut auf.
    Kevin erschien mit einem Glas Wodka. Er war eifersüchtig auf Robbie, der Theresa zu Aras Party begleiten sollte. Gehässig fragte er sie: »Soll ich dir einen Spachtel holen?« »Sehr witzig. Aber ich spreche nicht mit dir, bis du mir Candy und Skinny zurückgebracht hast.«
    »Die habe ich nicht. Aber ich könnte mir denken, wo sie sind.«
    Um vier kam Tante Robbie zu Theresa. »Wo ist sie?« fragte er Kevin. Der machte nur eine Kopfbewegung in Richtung auf das Schlafzimmer im ersten Stock.
    Robbie ging nach oben. Ohne anzuklopfen öffnete er die Tür.
    »Gütiger Himmel!« stöhnte er halblaut. Das Zimmer glich einem Schlachtfeld. Alle Vorhänge waren zugezogen. Im Halbdunkel sah Robbie Kleiderhaufen, ein Bett, von dem die Laken gerissen waren und einen aufgedunsenen Fleischhügel, der wie tot auf den Kacheln des Badezimmers lag. Theresa war nackt und schmutzig. Ihr graues Haar wirkte verklebt, wie das einer Straßendirne. So endet eine Legende, dachte Robbie. Er gestattete sich indessen nicht, bei dem Gedanken zu verweilen. Er mußte sich beeilen.
    Nachdem er die Vorhänge aufgezogen hatte, wurde das Zimmer hell. Theresa stöhnte und wandte den Kopf ab.
    Robbie zerrte Theresa vom Boden hoch und rief nach Estrella. Als das Mädchen kam, schrie es vor Entsetzen auf.

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