Die schoenen Hyaenen
bewundert wurde.
Auch das ist ein Vorteil des Ruhms, dachte Jahne, als sie den grüngefliesten Gang im Los Angeles County Gefängnis entlangging. Die Gefangenen durften nur von Verwandten und Anwälten besucht werden, auch wenn sich hier und da ein Reporter mit den entsprechenden Scheinen Zutritt verschaffte. Ein Filmstar besaß offenbar schon von vornherein Sonderrechte.
Jahne hatte sich als Freund in der Familie ausgegeben. Der Gefängnisaufseher hatte sie nur um Fotos mit Autogrammen gebeten, die sie in weiser Voraussicht mitgenommen hatte. Sie schenkte ihm auch zwei Karten für die Vorschau eines Films. Die Karten hatte sie vor einigen Tagen zugeschickt bekommen. Der Aufseher betrachtete Jahne genau. Sie ahnte, daß er nach Narben suchte. Eine stämmige Matrone filzte Jahne nach Waffen.
Jahne wurde in ein kleines Zimmer gebracht. Die Beleuchtung war grell. Ein zerkratzter Holztisch und vier alte Stühle möblierten den Raum. Neil saß mit dem Rücken zur Tür. Er trug einen orangefarbenen Trainingsanzug. Als er sich zu ihr umwandte, sah sie, daß sein Gesicht noch immer das Frettchenhafte hatte. Seine Augen wirkten verschleiert und lagen tief in den Höhlen.
Plötzlich stand er auf. »Veronica!« Er breitete die Arme aus. Seine Augen wurden feucht.
Jahne faßte es kaum. Wie schnell Neil sie erkannt hatte! Trotz der Operationen. Trotz der langen Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten. Trotz der ungewohnten Umgebung. Gehörte das zum Geheimnis der Liebe? Neil hatte Mary Jane geliebt, und er liebte sie noch immer. Sie umarmte ihn und setzte sich neben ihn an den Tisch.
»Verzeih, daß ich erst jetzt komme. Ich hatte Mühe, dich zu finden. Dein Telefon ist nicht eingetragen, und ich...«
»Das macht nichts, Veronica«, sagte Neil freundlich. »Das nehme ich dir nicht übel. «
Er wirkte gelassen, wenn auch etwas gedrückt. Wie soll man sich mit einem alten Freund unterhalten, der einen Mord auf dem Gewissen hat? Sollte sie überhaupt auf das Thema zu sprechen kommen?
»Was ist eigentlich passiert?« fragte sie behutsam.
»Sie haben einen Fehler gemacht. Das ist alles falsch gelaufen.«
»Was willst du damit sagen?« Jahne dachte an die Filmaufnahmen seiner Tat. Wollte Neil jetzt wirklich das Unschuldslamm herauskehren?
»Ich hatte nicht Jughead sein sollen, sondern Archie. Der, den jeder liebt. Das war der Fehler. Aber das ist jetzt in Ordnung gebracht worden. Roger hat es in Ordnung gebracht. Es war nicht meine Schuld, daß das Mädchen erschossen wurde. Da hat jemand Mist gebaut. Dieser Johnny Burton. Der hätte gar nicht den Zeremonienmeister machen sollen, sondern ich. « Sein Blick wurde unruhig und flackerte irr.
»Das wird dir bestimmt vergeben werden«, flüsterte sie.
»Großartig!« brüllte er, den Kopf in den Nacken gelegt. Plötzlich veränderte sein Gesicht sich zu einer listigen Fratze. »Dann bekomme ich meine Show wieder, ja? Denn diese Sauerei verkrafte ich nicht mehr lang. Ich werde einfach nicht anerkannt und niemand respektiert mich. Das hält niemand auf Dauer aus. Ich bestimmt nicht.« Seine Stimme wurde noch lauter. Ganz übergangslos legte er den Kopf auf die Arme und weinte. »Du weißt ja gar nicht, wie das ist«, schluchzte er. »Im einen Moment fühlt man sich noch ganz dicht vor der Anerkennung, in der nächsten verliert man sie. Und dann ist alles plötzlich lieblos und kalt.«
»Doch, Neil, das verstehe ich gut.«
Sie strich sanft über seine Schulter. So saßen sie nebeneinander, während Neils Tränen flossen.
»Das tut mir so leid, Neil. Brauchst du etwas? Ich schicke dir, was du willst.«
»Ich brauche nichts.« Er hob den Kopf und wischte die Tränen ab.
»Was ist denn mit einem Anwalt? Ich könnte dir helfen...«
»Die Freundin meiner Schwester ist Anwältin. Diana. Außerdem ist ja auch noch Roger da. Der kümmert sich um alles.«
»Neil, ich möchte dir so gern helfen.«
Seine Miene veränderte sich dramatisch. Aus dem leeren, tränenfeuchten Lächeln wurde ein böses tierisches Grinsen. »Nicht Neil! Archie! Ich bin jetzt Archie. Bin richtig beliebt. Alle haben mich gern.«
»Gut, Archie«, versuchte sie, ihn zu besänftigen. Sein Ausbruch ängstigte sie. War er verrückt? Erkannte er sie überhaupt? »Wie behandelt man dich denn hier?«
»Ich bin der beliebteste Typ vom Riverdale High. Ich wurde schon zum Präsidenten der Seniorenklasse gewählt. Reggie ist gegen mich angetreten, aber ich habe gewonnen. Die Wahl fiel einstimmig aus. Am Ende hat sogar
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