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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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und lobte.
    Es gab ihr einen schmerzhaften Stich in der Brust, sooft sie an die Jugendlichen in New York dachte, die danach gierten, gesehen, gehört, geliebt zu werden. Jahne hatte den Ruhm ausgekostet. Nun mochte er einer anderen zufallen. Sie hatte sich selbst auf der Suche nach dem Gral verleugnet. Dabei war es nicht einmal ein heiliger Gral gewesen, sondern ein ganz ordinärer.
    Nicht Jahne allein trug die Schuld an dieser Entwicklung. Jede Fernsehshow, jede Zeitschrift, jeder Film hatte sie in diese Richtung gedrückt. Sei hübsch, beliebt, attraktiv, sexy! Nun wurde sie begehrt. Film und Fernsehserie gingen bald in den internationalen Verleih. Heute Scuderstown , morgen die ganze Welt. Ironie des Schicksals. Sie hatte es ihrer Großmutter, den Klassenkameradinnen, den Besetzungsagenten und Produzenten in New York zeigen wollen. Nun lebte ihre Großmutter nicht mehr. Jahne erinnerte sich nicht an die Namen ihrer Klassenkameradinnen in der High School. Und in New York kümmerte sich ohnehin niemand um sie.
    Da sie schon einmal dabei war, mit ihrem Leben abzurechnen, machte sie gleich weiter. Die Bühne hatte sie darum so angezogen, weil sie Angst vor dem Leben hatte. Sie fürchtete sich vor der Alltagsroutine: Stellung, Ehemann, Familie. Jahne dachte an Sharleen und ihren mutigen Entschluß, nach Wyoming zu gehen und dort ein ganz normales Leben zu führen. Könnte ich das auch? fragte Jahne sich. Eine Rolle spielen ist leicht, eine Rolle leben jedoch schwer. Doch Jahne wollte keine Gefühle mehr spielen, sondern ihr Leben leben. Michael McLain hatte ihr beigebracht, worin der Unterschied zwischen einem Helden auf der Bühne und einem Schurken im Leben besteht.
    Schurken gab es in L.A. genug. Alle spielten die Helden. Sy Ortis, Les Merchant, Hyram Flanders, Bob Levine, Michael McLain, Marty DiGennaro. Nicht zu vergessen Sam. Sie verkauften Traumfleisch.
    Jahne betrachtete das Bild von sich und Sam, das neben ihrem Bett stand. Es war in Santa Cruz aufgenommen worden. Vor wenigen Monaten! Damals hatte Jahne noch an Sams Liebe geglaubt.
    Wieder eine Erkenntnis: Sie war froh, diese Erfahrung mit Sam gemacht zu haben. Sie hatte sich nach Sam gesehnt, war zurückgewiesen worden und hatte darunter gelitten. Sie hatte alle Demütigung der Welt erlitten, die einem dicken, traurigen, klugen und sensiblen, häßlichen Mädchen widerfährt. Anders als die meisten, hatte sie sich verändern können. Doch Schönheit schützt nicht vor Verrat. Das hatten auch Mai und Brewster Moore gesagt. Am Ende geriet die Schönheit den Frauen zum Fallstrick.
    Jahne ging ins Badezimmer, um ihre Waschsachen einzupacken. Im Spiegel betrachtete sie ihr generalüberholtes Gesicht, von einem Künstler geschaffen. Teuer, symmetrisch, schön. Nur die Augen hatten sich nicht verändert. Die Augen eines kleinen Mädchens, das in einem Krankenhaus wartete, während seine blutüberströmte Mutter von Männern in weißen Kitteln fortgebracht wurde.
    Auf Marmorplatten und in Schubladen drängten sich Flaschen, Tuben und Töpfchen, mit denen Schönheit erzeugt und erhalten werden sollte. Jahne schleuderte es samt und sonders auf den Boden. Emulsionen und Rouge vermischten sich mit Mascara, Moschusdüfte mit denen von Lavendel und Kräutern. Mit Lippenstift schrieb sie auf den Spiegel: Nie wieder. Das edle Badezimmer, eben noch ein Tempel für weibliche Verschönerungskünste, war ein Schlachtfeld geworden.
    Nun lag Jahne auf der Couch in ihrem riesigen Wohnzimmer. Ein Zimmer zum Wohnen? Nein. Sie würde ihm nie nachtrauern. Was sollte sie nun tun? Nach New York zurückkehren? Wo konnte sie sich sicher fühlen?
    Sie griff zum Telefon. Bitte sei da, betete Jahne. Sie stellte sich Brewster Moores Wohnung vor. Schlief er in einem Einzelbett, einem französischen oder einem Doppelbett? Schlief er allein? Bitte, lieber Gott, laß ihn allein schlafen!
    »Hallo?«
    »Brewster? Hier spricht Mary Jane.« Sie hörte, wie er hastig den Atem einzog. »Habe ich dich geweckt? Das tut mir leid.«
    »Macht nichts. Ich habe schon sehr lange nicht mehr mit Mary Jane gesprochen.«
    »Ich weiß. Auch mir ist sie fremd geworden. Brewster, es ist etwas geschehen... ich meine.., ich wollte sagen, daß ich mich verändert habe...« Es klang albern und machte keinen Sinn. Brewster schwieg. »Wann mußt du wieder nach Honduras, Brewster?«
    »Erst im nächsten Monat.«
    »Brauchst du eine Krankenschwester?«
    »Brauchst du eine Stellung?«
    »Nein, aber ich hätte gern eine. Sehr,

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