Die schoenen Hyaenen
wischte seine Hände ab. Dann ging er auf Sharleens und Deans Zimmer zu.
Sharleen duckte sich. Sie war sich noch nicht im klaren darüber, was sie da gerade gesehen hatte, doch ihre Hände zitterten. Irgend etwas stimmte hier nicht. Rasch zog sie Jeans und ein T-Shirt an. Dobe klopfte an die Tür.
Dean wachte auf. Sharleen öffnete die Tür. Die Morgensonne stand so tief, daß Sharleen die Augen zusammenkneifen mußte, um Dobe sehen zu können.
»Seid ihr fertig zum Frühstück?« fragte Dobe freundlich. »Klar«, rief Dean. Er verschwand im Badezimmer.
»Wir treffen uns in zehn Minuten in der Cafeteria.« Damit ließ Dobe sie allein.
Während Dean duschte und sich anzog, machte Sharleen die Betten, wischte Staub und faltete die Handtücher ordentlich zusammen.
Die Cafeteria war fast leer. Nur am Tresen saßen einige Lastwagenfahrer. Sharleen und Dean setzten sich Dobe gegenüber. Die Kellnerin schenkte ihnen Kaffee ein. »Was hättet ihr denn gern, Kinder?« fragte Dobe. »Bestellt, was ihr wollt. Ich zahle.« Er schob ihnen die Speisekarte über den Tisch.
Dean brauchte nicht lang zu überlegen. »Steak und Eier, Bratkartoffeln und Pfannkuchen mit Sirup.«
Dobe lachte. »So was gefällt mir: ein Mann, der sich nicht um seinen Cholesterinspiegel kümmert.« Er winkte die Kellnerin an den Tisch und bat zusätzlich um einen Teller mit gebratenem Speck für Oprah.
Sie frühstückten schweigend. Dean hatte seine gewaltigen Portionen zuerst vertilgt. Zufrieden erklärte er: »Voll wie eine gefüllte Weihnachtsgans. Ich drehe besser noch eine Runde ums Haus. Wenn es Ihnen recht ist, Mr. Samuels, bringe ich Oprah auch ihren Speck.«
Sharleen nützte Deans Abwesenheit sofort. »Dobe, ich weiß, daß Sie ein intelligenter und sehr netter Mann sind, aber wissen Sie, bei den Benzinkapseln... Also ich glaube, ich verstehe das nicht so recht.« Sharleen wollte den Mann nicht kränken, der ihnen soviel Gutes getan hatte. Doch wenn da etwas faul sein sollte, wollte sie mit Dean lieber rechtzeitig aussteigen. Sie hatten Schwierigkeiten genug.
»Was verstehen Sie nicht, Sharleen?« fragte Dobe.
Da rückte sie mit der Wahrheit heraus: »Ich habe gesehen, wie Sie Benzin in den Kofferraum gefüllt haben. Missverstehen Sie mich nicht, Dobe. Ich habe gar nicht das Recht, Sie zu kritisieren.«
Dobe beugte sich über den Tisch. Er blickte Sharleen offen an. »Ich habe viel Respekt vor dir, mein Mädchen.« Er überlegte kurz, wie er das formulieren sollte. »Ich merke auch sehr genau, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt, und so möchte ich mal sagen, daß du und Dean wahrscheinlich momentan einen guten Freund nötig habt. Jeden Tag beobachte ich, wie du dich schützend vor den Jungen stellst und wie er seinerseits darauf bedacht ist, daß dir nichts zustößt. Das gefällt mir. Sehr sogar. Sagen wir es mal so: Gott hat mich mit einer gewissen Begabung ausgestattet, und die verwende ich, um Geld zu verdienen. Den Guten tue ich nie etwas Böses an. Da kannst du ganz beruhigt sein.«
Sharleen nickte. »Ich verstehe: Aber vielleicht sollten Dean und ich doch lieber allein weiterreisen.«
»Das würde ich sehr bedauern. Siehst du, da ich nun einmal diese Begabung habe, lasse ich gern auch andere an dem, was der Herr mir geschenkt hat, teilhaben. Außerdem wird es manchmal ganz schön langweilig unterwegs. Trotz Oprah. Laßt euch von mir wenigstens bis Kalifornien mitnehmen, und erlaubt mir, für euch zu sorgen. Es ist mir schon aufgefallen, daß Dean eine gewisse Führung braucht.«
Sharleen dachte an die vielen Bequemlichkeiten, die sie dank Dobes Großzügigkeit genossen: das klimatisierte Auto, gutes Essen, ordentliche Betten. Doch Dobe leugnete nicht, daß er etwas Verbotenes tat. Scher dich fort von mir Satan, dachte sie. Andererseits sah Dobe überhaupt nicht wie ein Satan aus. Dagegen sprachen schon sein gütiges Gesicht und die Lachfältchen um seine Augen.
»Dobe, Sie wissen, daß Dean und ich kein Geld haben. Wir können also Ihre Hilfe nicht irgendwie vergelten, außer daß wir Ihnen Gesellschaft leisten.«
Dobe sah Sharleen noch immer an. »Das erkenne ich auch an. Ihr schuldet mir absolut nichts, Sharleen. Es hilft mir schon, daß du aussteigst, wenn wir an einer Tankstelle halten. Du bist ein rundherum erfreulicher Anblick. Ohne dich hätte ich häufig weder das Wasser bekommen, noch die Aufmerksamkeit auf mich lenken können. Diese Burschen werden manchmal ganz schön frech. Darum genügt es durchaus, wenn du
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