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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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einen Monat nach dem ersten Kennenlernen geheiratet.
    Die Verzauberung bröckelte rasch ab. Als Werbetexter zu arbeiten, hielt Philip für unter seiner Würde. Doch was konnte er schon, das nicht unter seiner Würde gewesen wäre? Er sprach davon, ein Buch zu schreiben, setzte den Vorsatz jedoch nicht in die Tat um. Seine Frau verzieh ihm das nie. So verging die Zeit. Der reichliche Schnapskonsum bewirkte, daß Philip nicht einmal mehr als Texter Arbeit fand. Sams Mutter, mit einem Herz aus Stein, begriff, daß sie sich von Sams Bildung und seinen hochfliegenden Plänen hatte blenden lassen. Sie hatte auf das falsche Pferd gesetzt.
    Sam glättete sein zerknittertes schwarzes Leinenjackett. Er trug fast ausschließlich Schwarz. Das leichte Jackett taugte nicht für ein winterliches New York. In L.A. war es gerade richtig gewesen. Dort hatte einfach alles geklappt. Zwischen ihm und April hatte es gestimmt, die Textänderungen waren akzeptiert worden. Alles deutete darauf hin, daß man im Mai mit der Produktion beginnen konnte.
    Zu einem Stück wie Jack and Jill gehörte Mut. Sam hatte eine Verfilmung eher als Schwarzweißstreifen vor Augen gehabt. Auch jetzt konnte er sich noch nicht ganz von der Vorstellung trennen. Dabei fehlte es in dem Drama weder an Humor noch an Spritzigkeit. Doch das änderte nichts an der düsteren Wahrheit dahinter.
    Ein Stück Leben. Sams Leben. Ein junger Mann aus Long Island geht in die Großstadt, hungert, lebt fürs Theater, schreibt gute Stücke, die niemand will, gibt fast auf, schreibt dann doch noch ein Stück und erreicht damit den Durchbruch.
    Sam verlor die Lust am Auspacken und kippte den Haufen schmutziger Wäsche einfach in eine Ecke. Normalerweise hätte er Mary Jane die Wäsche gebracht. Doch unter den Umständen ging das nicht.
    In den letzten zwei Jahren hatten sie vorwiegend zusammen in Mary Janes Wohnung gelebt, obwohl Sam seine kleine Dachwohnung in der östlichen 19. Straße beibehalten hatte. Er brauchte einen Ort, an den er sich zurückziehen konnte. Das machte er auch Mary Jane deutlich. So hatten sie ihre Grenzen abgesteckt. Sie waren ein Paar, doch Sam ließ keinen Zweifel daran, daß er seine Freiheit behalten wollte.
    In einer Ecke seiner Wohnung stand ein Anrufbeantworter. Sam drückte auf die Taste. Er ließ das Band zurücklaufen und hörte Mary Janes Stimme: »Bist du noch nicht zurück? Hoffentlich hattest du einen guten Flug. Ich muß jetzt zum Arbeitsamt. Bei diesem Wetter! Ruf mich an, wenn du da bist. Ich gehe um halb zwölf.« Sam sah auf die Uhr. Mary Jane war also schon unterwegs. Es war Viertel vor eins. Das paßte ihm ganz gut. Obwohl ihre Stimme munter geklungen hatte, fühlte Sam sich nicht wohl in seiner Haut.
    Alles andere als wohl. Mary Jane war gewiß keine kapriziöse Frau. Von denen hatte Sam genügend ausprobiert, neurotische, depressive, narzisstische Schauspielerinnen, die ihm die Hölle heiß gemacht hatten. Mit dreiundzwanzig hatte er Shayna geheiratet und sie vier Jahre lang ertragen. Danach hatte er seine Freiheit genossen, bis er Nora fand, die kaum besser war als Shayna. Nora folgten zahlreiche grazile, vollkommene Frauen, Körper wie Tänzerinnen, prächtige Brüste, hübsche Lippen, zärtliche Blicke aus betörenden Augen, die viel versprachen und nichts hielten. Alle hatten ihn entweder gelangweilt oder verrückt gemacht.
    Mit sechsunddreißig mußte Sam sich praktisch eingestehen, daß er ein Versager war, verzweifelt und bedrängt von Zukunftsangst. Angst vor einer neuen Beziehung, die bald wieder in die Brüche gehen würde, Angst vor einem vermeintlichen Durchbruch, der dann doch zum Flop werden könnte, Angst davor, daß er nach dem nächsten erfolglosen Stück ausgebrannt sein würde und ihm neue Ideen fehlten. Da lernte er Mary Jane kennen, begabt, ja, sogar mehr als das. Sie übernahm die Rolle der Jill und erfüllte sie mit Leben. Solange Mary Jane auf der Bühne stand, konnte Sam die Augen nicht von ihr lassen. Die Arbeit mit ihr machte Spaß. Mary Jane ließ kein Nuance aus. Sie kannte ihr Metier. Auf unnachahmliche Weise verstand sie es, Emotionen aufzubauen. Sie brachte den Gag genau zum richtigen Zeitpunkt. Und das Abend für Abend. Sie spielte immer so, als wäre es das erste Mal. So wirkte es frisch und neu.
    Wenn Mary Jane nicht auf der Bühne stand, konnte man keinen Staat mit ihr machen. Sam hatte sie seinen kritischen Eltern nie vorgestellt. Er konnte sich mühelos vorstellen, was seine Mutter nach dem ersten

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