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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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als er. Wortlos sah sie die dunklen Schatten auf der Aufnahme. Sie brachte es nicht über sich, ihn zu fragen oder gar anzubetteln. Doch als ahne er, was in ihr vorging, begann er von sich aus:
    »Ja, ich glaube, ich kann aus Ihnen eine Schönheit machen. Sie gehören zu den Glücklichen. Bei Ihnen ist es nur eine Frage von Zeit und Geld. Sicherheiten kann ich Ihnen nicht geben. Das müssen Sie sich immer vor Augen führen. Außerdem müssen Sie sich mit dem Ausmaß und den Risiken des Programms vertraut machen, das ich Ihnen erklären werde.«
    Sie nickte. Zur Antwort fehlte ihr die Kraft. Ihre Dankbarkeit kannte keine Grenzen. Sie war auch dankbar, daß er ihr gestattete, mit ihren Gedanken allein zu bleiben, indem er sie nicht ansah. Dr. Moore stand so dicht neben ihr, daß sie den Geruch der Desinfektionsseife wahrnahm und noch einen Duft. Sie glaubte, es müsse ein Vanillegeruch sein.
    »Ich schlage vor, daß wir mit den Veränderungen am Kopf beginnen. Die Wangenknochen brauchen Implantate, die Arbeit an Ihrem Kinn soll für bessere Proportionen sorgen und eine bessere Beziehung zu den Gesichtsflächen.« Während er sprach, berührte er auf den Röntgenaufnahmen die vorstehenden Brauen, die Wangen und schließlich die Kinnpartie. Erst danach sah er Mary Jane an und nickte. Sie sagte noch immer nichts. »Diese Arbeiten werden ein halbes bis ein Jahr in Anspruch nehmen. Das hängt von dem Heilungsprozeß ab. Dazu kommen die Operationen an den Weichgeweben.«
    »Was ist das?« fragte sie heiser.
    »Die Wiederauflage Ihrer Haut auf Ihre neue Gesichtsstruktur. Lidplastik ist erforderlich, obwohl ich nur ein abgewandeltes Liften der Lider für nötig halte. Sie haben keine Tränensäcke unter den Augen, nur etwas nachgebendes Gewebe. Es genügt, wenn wir das Fett schmelzen, das sich hier festgesetzt hat. Wir machen das nach einem Verfahren, das ich erfunden habe. Ich werde hier« — er berührte sanft ihr Augenlid — »das Gewebe erhitzen und das Fett wegschmelzen. Auf diese Weise erhalten Sie ein schönes Augenlid. Das wird keine sichtbaren Narben hinterlassen.«
    Er berührte ihren Hals, tastete über die Haut. »Wir werden auch hier eine Fettentfernung vornehmen müssen. Dann liften wir ganz umfassend. Das heißt, wir straffen nicht nur die Gesichtshaut, sondern trennen sie regelrecht bis hierher ab.« Er wies auf den Brustknochen. »Wir strecken sie und entfernen das Zuviel, bevor wir die Haut wieder annähen.«
    »Das hinterlässt doch Narben«, wandte Mary Jane ein.
    »Die werden Sie nicht sehen. Ich nähe die Haut oberhalb des Haarkranzes an. Auf diese Weise verdeckt das Haar fast alles.«
    »Müssen Sie meinen Kopf dafür glattrasieren?« fragte sie entsetzt. Ihr festes, dichtes Haar stellte eigentlich das einzig wirklich Schöne an ihr dar. Sam hatte ihr Haar immer geliebt.
    »Nein. Wir haben große Erfolge damit, daß wir es sterilisieren. Infektionen auf der Kopfhaut gibt es bei mir nicht.«
    Er ging zu seinem Schreibtisch und forderte auch Mary Jane auf, Platz zu nehmen. »Sie haben sehr gut abgenommen. Das ist erfreulich. Es beweist mit nicht nur die Spannkraft des Gewebes, sondern auch Ihr persönliches Engagement.«
    Unter seinem Blick wurde sie verlegen, denn zweifellos galt sein prüfender Blick nur weiteren Unvollkommenheiten ihres Äußeren. Gleichzeitig dankte sie ihm innerlich, fühlte sich ihm auch auf eine ganz eigene Art nahe. Endlich gab es einen Mann, vor dem sie nichts verbergen mußte.
    Wieder einmal verblüffte sie, daß Dr. Moore offenbar nicht nur die Struktur ihrer Knochen und Haut bestimmen, sondern auch ihre Gedanken lesen konnte. »Ein Vorhaben dieser Art führt zu einer großen Vertrautheit. In gewisser Weise könnte man von einer gegenseitigen Verführung und einer Heirat sprechen. Sehr viel wird von Ihrem Gewebe abhängen, davon, wie Sie Ihre Wünsche übermitteln können, wie Sie sich den Erfordernissen unterordnen und wie Ihre Haut heilt. Alles andere hängt von mir und meiner Geschicklichkeit ab. Gesichtschirurgie ist eine Gabe. Abgesehen von dem rein technischen Können erfordert es visionäre Vorstellungskraft. Man muß die Möglichkeiten entdecken. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, muß ich mich in die Aufgabe verlieben. «
    »Haben Sie sich verliebt?« fragte sie. Draußen rauschte der Regen vom Himmel. Im Raum hörte man nur gelegentlich einen Tropfen auf den Fenstersims fallen und das leise Summen der Neonleuchte über dem Lichtkasten mit den

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