Die schoenen Hyaenen
obwohl sie so dick mit Sonnencreme eingeschmiert war, daß nicht einmal eine Wasserstoffbombenexplosion ihre Haut hätte rosa färben können. Das seidige rote Haar, dick in eine Tönung gepackt, steckte unter einem zum Turban gebundenen Handtuch. José hatte ihr ein großes Glas eisgekühlter Limonade aus frischen Zitronen, gesüßt mit Süßstoff, serviert. Er hatte es sogar mit einem Blatt Melisse garniert. Lila wußte die Vorzüge, die sie in Robbies Haus genoß, durchaus zu schätzen.
Tante Robbie kam und setzte sich auf die Liege neben Lila. »Darf man fragen, warum du hier in der Sonne brätst? Hast du noch nie von den Löchern in der Ozonschicht gehört? Du wirst Hautkrebs bekommen. Dann stirbst du. Das will ich aber nicht, denn ich hasse Trauerkleidung. Schwarz steht mir nicht.«
»Ich brauche eine sonnengebräunte Haut.«
»Mit scheint, du brauchst etwas mehr Grips.«
»In Hollywood läßt man sich bräunen.«
»Das stimmt nicht. In Hollywood versucht man zunächst mal, Karriere zu machen.« Robbie rief nach José und bestellte eine Margherita und noch ein Glas Diätlimonade für »seine Freundin«, wie Robbie das formulierte.
»Es wird Zeit, daß wir etwas auf die Beine bringen. Tante Robbie hat viel über deine Zukunft nachgedacht, Lila, und ich habe da den einen oder anderen Gedanken.«
Das hatte Lila schon so oft gehört. Doch seine Ideen brachten nie etwas. Er hatte den Kontakt zum Showbusiness verloren, in dem man ohnehin nichts übrig hatte für Leute von gestern.
»Will einer deiner Freunde einen Film drehen?« spottete sie. »Nicht so schnell, Mädchen. Du kannst von Glück sagen, wenn du etwas im Fernsehen bekommst.«
»Das will ich aber nicht«, meuterte Lila und setzte sich. Das Bikinioberteil fiel ihr in den Schoß, doch das interessierte Robbie ja nicht. »Ich will einen Film machen. Beim Fernsehen kommt man dem Volk zu nahe. Außerdem gibt es keine echten Stars im Fernsehen, nur Leute mit einem gewissen Bekanntheitsgrad.«
»Meine Güte, hast du da Apparate hängen«, stellte Tante Robbie fest. »Ein bißchen mehr Zurückhaltung, wenn ich bitten darf.«
Lila zog gehorsam das Oberteil an. »Du hast selbst gesagt, daß Fernsehen zweite Wahl ist.«
»Viele haben über das Fernsehen den Sprung zum Film geschafft. Doch wir zäumen die Sache von hinten auf. Zunächst brauchst du einen Agenten.«
»Und wen schlägst du da vor, Robbie? Bloß nicht Ara. Der ist Agent meiner Mutter, hundertvier Jahre alt und riecht aus dem Mund wie ein kranker Hund. Überhaupt steht er schon mit einem Fuß ihm Grab. Übrigens wird er auch nicht mit mir reden, weil Theresa das nicht erlauben würde.«
»Es ist schon krankhaft, wie du über deine Mutter denkst. Wenn sie so verdammt viel Macht hätte, würde sie doch wohl längst eine Rolle an Land gezogen haben. Sie wird dir schon nichts in den Weg legen. Ara ist erst einundachtzig und auch wenn er mit einem Fuß im Grab stehen sollte, hat er den anderen jedenfalls noch fest in Hollywood. Ara Sagarian hat so hervorragende Beziehungen, daß er auch über seinen Tod hinaus den Leuten, die er unter Vertrag hat, noch Rollen verschaffen wird.«
»Aber ich hasse ihn«, begehrte Lila auf.
»Ja, sicher«, erwiderte Robbie übertrieben geduldig. »Er ist immerhin ein Agent und hatte Jimmy Stewart, Frank Sinatra, Joan Crawford und natürlich deine Mutter unter Vertrag. Er hat immer noch zahllose Renner — Hagman und Michael Keaton zum Beispiel.«
»J.R., nein, wie mich das beeindruckt!« höhnte Lila.
»Mach dich nur lustig. Jedenfalls hat er zur Zeit im Fernsehen viel zu melden. Etwas anderes sehe ich auch nicht am Horizont. Den Termin kann ich dir verschaffen. Das übrige ist deine Sache.«
»Na ja, ich könnte ja mit ihm reden.« Sie lachte. »Soll ich einfach sagen, ich suche eine Hauptrolle, aber nur im Film, nicht im Fernsehen?« Sie meinte das nicht ernst. Doch sie wußte, daß sie nicht einmal als Tochter von Theresa O'Donnell mit offenen Armen von Ara empfangen werden würde. Die Sprösslinge der Stars liefen Ara wahrscheinlich massenhaft die Türe ein. »Meinst du denn, er will mit mir sprechen? Ich meine, nicht nur aus Höflichkeit Smalltalk machen und so?«
»Da mach dir keine Gedanken«, meinte Robbie überzeugt. »Ara ist mein Pate in der Schwulenmafia von Hollywood. Der tut mir jeden Gefallen. Wenn du also zustimmst, rede ich mit ihm und fühle mal ein bißchen vor.«
»Also gut, Robbie, aber im Fernsehen nur kleine Serien und eine Hauptrolle,
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