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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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auch wenn ich ein blutiger Neuling bin. Bloß keine blöden Sitcoms. Nicht so ein Schwachsinn mit hirnrissigen Pointen.«
    »Jesus! Ein bißchen wählerisch die Kleine, wie?« Robbie verdrehte die Augen zum Himmel.

21.
    Mary Jane steckte ihre Grenzen ab. In den nächsten drei Monaten würde sie sich täglich nur neunhundert Kalorien genehmigen und nicht mehr als neun Dollar für Lebensmittel ausgeben. Während der ersten beiden Tage dieses neuen Lebensabschnitts blieb sie im Bett. Sie schlief viel. Doch nachdem sie ihre Erschöpfung überwunden hatte, erkannte sie, daß das kein Rezept sein konnte. Denn zu Haus im Bett begann sie zu essen. Sie mußte das Haus verlassen. Ohne Bewegung kein Gewichtsverlust, ohne Gewichtsverlust keine Aussicht auf einen Termin bei Dr. Moore.
    Zwei Wochen nach der Beerdigung der Großmutter zog Mary Jane sich ihren alten daunengefütterten Anorak an und verließ die Wohnung, gesättigt von einem weichgekochten Ei, zwei Scheiben trockenem Toast und einem kleinen Glas Tomatensaft. Es war kalt an diesem Märztag, doch zumindest fehlte diesmal der schneidende Wind. Sie ging nach Osten. Die 54. Straße ist zu keiner Tageszeit schön, doch an einem grauen Vormittag wie diesem besonders unerfreulich. Hier und da lagen noch vereinzelt Schneereste. Abgabe und Schmutz hatten ihnen eine schwarze Haube übergestülpt. Die Passanten wichen ständig den Hundehaufen auf den Bürgersteigen aus. Mary Jane wechselte zur 10. und dann zur 9. Straße mit ihren Kaschemmen und Alkoholläden. Küchenabfälle warteten vor den Häusern auf Abholung. Am Broadway wurde es noch schlimmer. Männer in korrekten Geschäftsanzügen hasteten vorbei, Aktentaschen in der Hand, die Gesichter verbissen. Niemand schenkte den geschmacklosen Postern oder den Pornoshops einen Blick. Es fragte sich, welcher Anblick bedrückender war: die Pendler, die sich in ihren stets gleichbleibenden Bahnen bewegten, oder diese degenerierten Typen, die sich schon jetzt vor den Gittern der Sexshops drängten, um sich ihren Vormittags-Wichs abzuholen. Man stelle sich ein Publikum vor, das sich um neun Uhr früh einen Pornofilm ansieht! Was sind das für Menschen? Mary Jane schauderte und hastete weiter.
    Als ihr kalt wurde, legte sie Ecke Seventh's Avenue/38. Straße eine Pause ein. Sie befand sich jetzt mitten im teueren Boutiquenviertel. Hier trank sie eine Tasse Kaffee und mußte dafür einen Dollar ihres kostbaren Schatzes ausgeben. Doch zumindest nahm sie damit keine Kalorien zu sich. Ein Gast hatte seine Zeitung auf dem Tisch liegengelassen. Mary Jane blätterte sie durch. Sie las nur die Überschriften von den täglichen Verbrechen, mit oder ohne tödlichen Ausgang, und den Kindesmisshandlungen. Dann blätterte sie in den Klatschspalten. Sie enthielten die üblichen Skandal- und Sensationsgeschichten aus New Yorks Theaterwelt, der High Society und aus Hollywood. Shirley McLaine schrieb wieder mal ein Buch über ihre früheren Leben, während ihr Bruder sich die Einnahmen seiner Schwester zunutze machte und mit einem Starlet flirtete.
    Plötzlich blieb Mary Janes Blick an einer Meldung hängen.
    Crystal Plenum ist so verliebt in ihre Arbeit, daß sie sie mit nach Hause nimmt. Die Produktion des Films Jack and Jill and Compromise hat begonnen, eine ganz heiße Sache. Offensichtlich fühlt sich auch Sam Shields so, der Produzent. Crystal und Shields wurden zusammen im Spago gesehen. Sie turtelten bei einem Frühstück in der Polo Lounge.
    Mary Jane wurde es erst heiß, dann kalt. Sie glaubte, sie werde jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Sie bezahlte und verließ das Café wie von Furien verfolgt. Drei Jahre lang hatte sich Mary Janes Leben nur um Sam gedreht. Nun gab es ihn nicht mehr. Sie sah auf die Uhr. In Anbetracht der Zeitverschiebung lag Sam wahrscheinlich jetzt noch neben Crystal Plenum im Bett. Schmerzte es mehr, die Rolle an Crystal verloren zu haben oder den Mann, den Mary Jane liebte? Sie wußte es nicht.
    Sie weinte, während sie ihre Wanderung durch die Straßen, wieder aufnahm. Im Chelsea Hotel, einer heruntergekommenen Absteige, in der gelegentlich Künstler und Schriftsteller übernachteten, war es so düster wie eh und je. In der Toilette sah Mary Jane in einen blinden Spiegel. Wenn Dr. Moore es am Ende doch ablehnt, die Operationen an dir vorzunehmen, kannst du immer noch hierher kommen und deinem Leben ein Ende machen, dachte sie. Das hatten schon viele vor Mary Jane hier gemacht.
    Sie blätterte eine Weile in einem

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