Die schoenen Muetter anderer Toechter
wirkte das. Und es war nicht besonders gefährlich. Sie hätte jederzeit noch lachen können und so tun, als hätte sie in mir nur die Freundin ihrer Tochter gesehen, mit der sie einen amüsanten Nachmittag verbracht hatte.
Ihre Berührung elektrisierte mich. Sie war etwas, nach dem ich mich den ganzen Nachmittag gesehnt zu haben schien, ohne es zu wissen. Ehe ich mich versah, hatte ich den Kopf gedreht und die Hand geküsst, die dort an meiner Haut entlangzitterte.
Wir sahen uns einen Moment lang an. Ihre Augen forschten in meinen rehbraunen.
Ich schwöre, ich dachte ab dieser zarten Berührung nicht einen einzigen Augenblick noch daran, dass sie Lenas Mutter war. Sie war einfach eine bezaubernde Frau, die mich tief berührte und die wundersamerweise bisher wie unter einem Schutzmantel neben mir gestanden hatte. Mein Begehren und mein Wunsch, ihr nah zu sein, waren an diesem Mantel abgeperlt wie Wassertropfen am Ostfriesennerz. Aber jetzt hatte sie ihn ausgezogen. Keine Ahnung, warum. Keine Ahnung, ob absichtlich oder aus einem blanken Versehen. Aber nun war es geschehen, und ich war überwältigt von all diesen Möglichkeiten, die plötzlich auf mich einstürmten, durch mich hindurch zu ihr.
Deswegen hielt ich ihre Hand fest, als wolle sie sie mit einem Ruck fortziehen. Doch statt das zu tun, beugte sie sich ein Stückchen vor und küsste mich zart auf die Wange, ganz nah an meinem Mund. Ihre Lippen trafen meine Haut in einem entzückendem Blitz aus Erstaunen. Nur ganz kurz. Nur eine Sekunde lang. Aber es reichte weiß Göttin aus, um alles zu verändern.
Ich griff nach ihrem Bademantel, in den weichen Stoff, der sich unter meinen tastenden Fingern anfühlte wie ein flauschiger Pelz. Nun standen wir so, umarmt, und ich küsste sie. Sie stand ganz still und hielt mir ihr Gesicht hin als etwas sehr Bewunderswertes, das liebkost werden musste, um ihm zu huldigen. Es gab ihre Stirn, auf der jetzt keine Falten mehr anzutreffen waren. Sie war ganz glatt poliert, und nur die geschlossenen Augenlider zitterten jedes Mal, wenn meine Lippen ihre Haut berührten. Deswegen küsste ich auch sie, sehr vorsichtig, denn nichts ist verletzlicher als diese feine Haut über unseren Augen. Und von dort wanderte ich weiter zu ihren Schläfen mit dem flaumweichen Haaransatz, von dem ich abrutschte und plötzlich in ihre Ohrmuschel hauchte, mit meinen Lippen an ihr entlangfuhr, bis ich am Hals ankam. Oh, der Hals war sehr gefährlich, denn in unmittelbarer Nähe befand sich der Ausschnitt des Bademantels, dessen Locken ich nur unter größter Mühe widerstehen konnte. Daher begegnete ich lieber ihrem runden Kinn und mit einem kleinen Hopser auch der Nasenspitze. Angela hielt die ganze Zeit ihre Augen geschlossen, während meine Lippen über ihr Gesicht wanderten. Doch als meine Erkundung fast wieder zum Ausgangspunkt angekommen war, wurde sie immer unruhiger in meinen Armen, drehte sich nach rechts und links, und ihr Druck gegen mich verstärkte sich – bis ich es endlich wagte und ihre Lippen berührte, die plötzlich in all ihrer Weichheit nach mir gierten. Angela klammerte sich an mich und seufzte sich in diesen Kuss hinein, der immer tiefer wurde und nicht aufhörte, bis wir beide wortwörtlich nach Luft schnappen mussten.
Und als hätten wir es gewusst und deswegen vorher nicht damit aufgehört, platzte mit dem Ende des Kusses auch die schillernde Blase, die um uns herum schützend gewabert hatte, als wehrhafter Wall gegen alle Gedanken, die uns hätten stören können. Die Blase platzte, und aus Angela schoss es heraus: »O Gott, was tue ich? Was tue ich hier? Ich spanne meiner Tochter die Freundin aus!«
»Aber wir sind doch gar nicht … Lena und ich sind kein Paar, weißt du das denn nicht?«, stammelte ich. Lenas Name und ihr Gesicht tauchten als fremde Wesen aus einem anderen Leben fern am Horizont auf.
»Woher soll ich das denn wissen? Glaubst du, Lena erzählt mir, mit welcher Frau sie ins Bett geht und mit welcher nicht?«
Ich versuchte wirklich, mein Gesicht unter Kontrolle zu behalten, aber es gelang mir einfach nicht. Ich war schon als Kind eine grauenhafte Lügnerin gewesen, absolut durchschaubar wie ein Sieb.
Angela merkte es natürlich und sah mich mit großen Augen an.
»Shit. Sag es nicht. Sag es bloß nicht. Ich weiß es schon!« Sie ließ abrupt die Arme von meiner Schulter fallen und biss sich auf die Lippe. »Dass ihr nicht zusammen seid, das bedeutet nicht, dass ihr nicht trotzdem zusammen im Bett
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