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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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Augen, »in Deutschland herrscht das Rechtsfahrgebot!«
    »Oh!« Angela korrigierte schnell die Spur, die etwas zu mittig geraten war.
    So lotste ich sie durch den schwachen Spätabendverkehr bis zu ihrer Haustür. Dort sprang sie aus dem Wagen und rief: »Geschafft! Das Einparken übernimmst aber jetzt du. Das üben wir das nächste Mal!«
    Ihr ganzes Gesicht strahlte. Es hatte ihr Spaß gemacht. Und in ihrem Freudentaumel fiel ihr wohl gar nicht auf, dass sie mich nicht einmal gefragt hatte, ob ich noch mit raufkommen wollte.
    Ich parkte also rasch und tadellos ein und überquerte hinter ihr die wenig befahrene Straße.
    Als ich am Haus hinaufblickte, sah ich, dass die Wohnung im Dunkeln lag. Da es noch zu früh war, um im Bett zu liegen, schloss ich daraus, dass offensichtlich niemand zu Hause war. Fast hätte ich laut gelacht. ›Niemand‹ war zu Hause! Nun wich ich Lena bereits in meinen Gedanken aus.
    Tatsache war, dass ich ihr heute nicht mehr begegnen wollte. Morgen. Ja, morgen war ein guter Tag, um sie wieder zu treffen und um vorsichtig zu ertasten, was zwischen uns eigentlich lief, was möglich war und was … nicht. Aber heute Abend wollte ich nur noch eins: das Gefühl des unbeschwerten Nachmittages behalten und ohne eine eiskalte Ernüchterung ins Bett fallen. Ich würde also den angebotenen Tee trinken, zum Aufwärmen, und mich dann rasch auf den Heimweg machen.
    Während Angela in der Küche herumwurschtelte, holte ich mein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Die Mailbox zeigte mir fünf Anrufe an. Ich schaltete es wieder aus, ohne sie abzuhören. Es waren bestimmt Frauke, Frederike, Frauke, Frederike und vielleicht …
    »Was ist los? Du bist so unruhig«, stellte Angela fest, als sie ihren Kopf kurz aus der Küche herausstreckte. »Musst du heim? Ich will dich nicht aufhalten.«
    »Heim?«, wiederholte ich dumpf. »Da wartet niemand auf mich, außer Arbeit und ein vollgequatschter Anrufbeantworter. Nein, ich trinke noch den Tee mit dir. Dann komm ich noch früh genug zu all meinen Pflichten.«
    Sie lächelte.
    »Gut. Ich spring nur mal schnell unter die heiße Dusche. Ich glaub, ich bin blaugefroren.«
    »Warum bist du auch nicht eher losgefahren?«, fragte ich sie grinsend.
    Sie grinste zurück und verschwand im Bad.
    Ich nahm mein Gesicht ganz deutlich wahr, wie es sich langsam entspannte und vom frechen Grinsen ein Lächeln übrig blieb, das auf meinen Lippen hing und in meinen Augen. Ich betreute den Tee, nahm rechtzeitig das Sieb heraus und goss zwei Tassen mit etwas Kandiszucker ein. Die Tassen nahm ich mit ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch. Die Dusche hörte auf zu plätschern, und ich ging im Wohnzimmer herum, stand an den Regalen wie heute Nachmittag schon. Aber diesmal las ich nicht mit schräg gelegtem Kopf die Titel, sondern war mit meinen Gedanken noch am See und im Auto. Ihre trotzig verschränkten Arme, die irgendwann zu zittern begannen vor Kälte. Und wie sie sich dann meinem noch größeren Starrsinn irgendwann beugte, fluchend und meckernd den Zündschlüssel rumdrehte, den Wagen abwürgte, es noch einmal versuchte. Es war eine Herausforderung gewesen, die ich ihr da gestellt hatte. Und eine Aufforderung. Wozu?
    »Warum merke ich eigentlich gar nicht, dass du jünger bist als ich?«, fragte Angela da hinter mir. Sie hatte ein Faible dafür, sich anzuschleichen und dadurch einen gelungenen Auftritt zu inszenieren. Das war eindeutig die Schauspielerin in ihr.
    Ich wandte mich um. Sie sah rührend aus in einem viel zu großen mausgrauen Frotteebademantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte.
    »Ich spüre auch nicht, dass du älter bist«, erwiderte ich ehrlich. »Schätze mal, ab einem gewissen Alter sind zehn Jahre nicht mehr relevant. Besonders, wenn die Jüngere schon eine Menge erlebt hat und eine gewisse Reife mitbringt.«
    Ich grinste, denn das sollte ein kleiner koketter Scherz sein. Angela sah jedoch sehr ernst aus, als sie nickte.
    »Und ich bin eher unreif für mein Alter, weil mir die entsprechenden Erfahrungen fehlen«, sagte sie nachdenklich.
    Ich ging zur ihr hin und reichte ihr eine Tasse.
    »Du kannst das ja noch nachholen«, tröstete ich sie, »kein Grund zur Traurigkeit.«
    Sie nahm die Tasse und stellte sie neben sich ins Bücherregal.
    »Zu heiß?«, fragte ich, mit Blick auf das verschmähte Getränk.
    »Heiß«, sagte Angela, mit Blick auf mich. »Aber nicht zu heiß.« Sie hob die Hand und strich mir über die Wange. Ein wenig unbeholfen

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