Die schoenen Muetter anderer Toechter
paar Minuten geschehen war!
»Ist in Ordnung«, antwortete ich ihr und ging die Stufen hinunter.
Z EHNTES K APITEL
Dreizehn bei Tische …
H erzrasen. Nicht schlafen können. Wichtige Termine vergessen. Launenhaftigkeit. Die Talfahrt nahm kein Ende. Meine Alm, mein wunderbarer Ort des Selbst, meine Ruhe, mein Seelenfrieden – futsch!
Die ersten vierundzwanzig Stunden hatte ich noch das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Und obwohl ich nicht glücklich damit war, befriedigte diese Erklärung ganz deutlich mein Gewissen: Angela war die Mutter meiner Geliebten, und unter diesen Umständen sollten keine tiefen Küsse ausgetauscht werden. Doch schon mit der fünfundzwanzigsten Stunde begann die Höllenfahrt der Zweifel.
Alles fing an mit einer simplen Frage, die plötzlich vor meinem geistigen Auge erschien: War Lena denn überhaupt meine Geliebte? Eine wichtige, eine raumgreifende Frage. Deren Beantwortung lag nicht allein bei Lena, von der ich übrigens tagelang nichts hörte. Die Antwort auf diese entscheidende Frage lag vor allem bei mir. Und ich wagte kaum, sie mir zu geben – denn es gab zwei Möglichkeiten, wie diese Antwort ausfallen könnte. Für den Fall, dass ich entscheiden würde, Lena als meine Geliebte zu wollen, wäre alles geklärt. Ich würde den Kuss mit Angela als einen dummen Ausrutscher abtun und ganz in meiner frischen Liebe zu Lena aufgehen.
Für den Fall allerdings, dass ich entscheiden würde, in Lena einfach nur eine begehrenswerte junge Frau zu sehen, mit der ich zwar eine nette Nacht verbracht hatte, die ich allerdings nicht wirklich würde lieben können … für den Fall also, dass ich so entscheiden würde, steckte ich bis zum Hals im Schlamassel. Deswegen traute ich mich kaum, darüber nachzudenken, wohlwissend, dass eine Entscheidung auch ohne Denken gefällt werden würde. Schließlich spielt bei derartigen Entscheidungen der Verstand nur eine höchst nebensächliche Rolle.
Um mich zu beruhigen und meinen inneren Frieden wiederzufinden, fuhr ich mit dem Fahrrad in den nahe gelegenen Wald und ging spazieren. Es war frisch im Wald. Ich war umgeben von hellem Grün. Blätter, die sich erst vor ein paar Wochen entfaltet hatten und nun um die Wette strahlten. Meine Schritte federten über den erdigen Boden, auf dem noch das Laub des letzten Herbstes ruhte, während sich über und neben mir bereits neues Leben zur vollen satten Blüte bereitmachte. Ich lief lange so, setzte mich hin und wieder auf einen Baumstamm und horchte in mich hinein. Doch ich konnte meine Gedanken nicht zum Schweigen bringen. Meine Alm verbarg sich vor mir, als habe sie etwas Schlimmes zu befürchten.
Plötzlich hörte ich über mir ein Flügelschlagen und sah mich um. Hoch hinauf schoss ein Pfeil und glitt durch die Lüfte. Der lange spitze Schwanz war unverkennbar. Ein Wanderfalke. Diese Vögel waren so selten hier in der Gegend, dass es ein kleines Wunder war, ihm für einige Momente zu begegnen. Ich starrte dem wunderschönen Geschöpf nach, bis der Falke nur noch ein winziger Punkt am Horizont war und schließlich verschwand. Es war ein Geschenk. Und zwar eines von denen, die ich nicht festhalten konnte.
Nach ein paar Tagen war ich furchtbar mit den Nerven am Ende. Ich startete mehrere Versuche, Jackie und sogar Ellen von meiner misslichen Lage zu erzählen. Doch jedes Mal scheute ich mich dermaßen davor, es auszusprechen, dass ich das Gespräch wieder in ungefährliche Bahnen lenkte, ohne auch nur ein verfängliches Wort zu diesem Thema fallen zu lassen.
Meiner Alm-Mentalität entsprachen diese Ausweichmanöver keineswegs. Auf meiner Alm gab es nur Klarheit. Etwaige Zweifel wurden dort sofort beseitigt, denn sie störten empfindlich den Frieden.
Wollte ich mir also selbst nicht die Rückkehr zum Ruheplatz meiner inneren Gelassenheit verbauen, musste ich als Erstes die Zweifel bekämpfen. Am besten, indem ich mich mit Angela traf und meine Gefühle daraufhin prüfte, ob sie immer noch in den roten Bereich ausschlugen.
Das, was zunächst schlug, war mein Herz, als ich die Telefonnummer wählte. Es hämmerte gegen meinen Brustkorb, als wollte es herausspringen.
»Hallo«, begrüßte mich Angelas warme Stimme vom Band. »Möchten Sie eine Nachricht für Lena oder Angela Rose hinterlassen? Nur zu! Wir freuen uns!«
»Ja, ja, ich würde gern eine Nachricht hinterlassen!«, stammelte ich. »Ich würde mich … also hier ist Michelin. Michelin Schwarz, um genau zu sein. Und ich würde mich sehr über
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