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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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gewesen sein könntet, nicht?!«
    »Nein«, musste ich kleinlaut zugeben. »Das bedeutet es nicht.«
    »Das glaube ich nicht!«, entfuhr es ihr, und sie wandte sich mit versteinerter Miene ab. »Das kann ich einfach nicht glauben. Ich fange etwas an mit einer … ja, wie nennt ihr das denn dann? Liebhaberin? Mit einer Liebhaberin meiner Tochter …«
    Ich versuchte ein beruhigendes Lächeln, das mir aber ziemlich schief geriet. Ausnahmsweise war ich auch völlig überfordert mit der Situation. »Dass wir uns küssen, bedeutet doch noch nicht, dass wir etwas miteinander anfangen. Ich meine, da liegt ja noch einiges zwischen und ich finde …«
    »Also, meine Liebe!«, brach Angela energisch gestikulierend mitten in meinen Satz. »Ist mir egal, was ihr untereinander so tut. Küssen. Fummeln. Gruppensex. Und nennt es meinetwegen, wie ihr wollt. Aber ich knuspere nicht einfach so in der Gegend herum. Ich küsse nicht jeden x-Beliebigen und erst recht keine Frauen, die mehr als zehn Jahre jünger sind als ich und eigentlich sowieso etwas mit meiner Tochter haben. Und denk bloß nicht, dass ich mich auf irgendetwas Sexuelles einlassen werde! Das werde ich nämlich nicht!«
    »Ja, das ist ja auch okay für mich«, versuchte ich es noch einmal, aber sie fiel mir wieder ins Wort.
    »Es ist okay für dich?«, keifte sie fassungslos. »Du hast also gar nicht vorgehabt, mit mir irgendetwas zu … das hast du gar nicht vorgehabt? Was denn dann? Nur so ein bisschen unverfängliches Küssen? Verdammt, weißt du eigentlich, wann ich das letzte Mal so geküsst worden bin?«
    Ich rang um Worte. »Es tut mir leid, Angela. Das habe ich doch gar nicht so gemeint. Natürlich würde ich gerne mit dir … ich würde wirklich sehr gerne …« War mir schon jemals etwas derart schwergefallen, es auszusprechen?
    »Vergiss es!«, sagte sie und stampfte barfuß in die Küche. Die Tür knallte hinter ihr. Aus der Küche hörte ich ein Rumoren und das Klappern von Geschirr, Besteck und Töpfen in Schränken. Es klang, als räume sie die Spülmaschine aus. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie erwartete, ihr nicht zu folgen. Obwohl mir ihre Übersprungshandlung, sich jetzt auf nebensächliche Hausarbeit zu stürzen, zum Lachen absurd vorkam, wartete ich. Vielleicht musste sie sich einfach abreagieren? Ich wartete nicht gerade geduldig, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Die Geräusche verebbten. Es wurde still. Dann wurde die Tür langsam geöffnet, und Angela stand im Flur. Ihre Schultern hingen in dem übergroßen Bademantel.
    »Tut mir auch leid«, sagte sie. »Können wir das einfach vergessen, was passiert ist? Können wir das?«
    Konnte ich das?
    Ich zuckte mit den Achseln und nickte leichthin. »Ja. Ja, wieso nicht? Vergessen wir es einfach!«
    »Vielleicht gehst du jetzt besser.«
    »Sicher. Ich gehe.« Ich sammelte meine Sachen im Flur ein, schlüpfte in meine Schuhe, und dann standen wir verlegen voreinander.
    Der Schutzmantel, den sie seit unserer ersten Begegnung getragen hatte, lag bestimmt irgendwo in einer Ecke. Jedenfalls hielt mich nun nichts mehr davon ab, sie zu wollen. Ich hatte meine rosarote Brille verloren, durch die ich meine scheinbar schicksalhafte Begegnung mit Lena gesehen hatte. Mein Gefühl für Angela wühlte in mir herum und breitete sich in allen Winkeln aus, auch in den entlegenen. Natürlich. So war es. Blind war ich einer falschen Spur gefolgt und war sie dummerweise bis zum Ende gegangen, taub gegen alle inneren Stimmen. Die Realität, wahrhaftig viel schöner als alle Hirngespinste, hatte ich nicht an mich herangelassen. Jetzt erkannte ich all das. Ich stand einsam in der klaren Luft meiner Alm. Es hatte geschneit. Und ich hatte keine Schuhe an.
    Alles in mir schrie mir zu, dass ich nicht gehen sollte. ›Bleib!‹, kreischte es in mir. Sogar das Schäbig-Männchen trommelte in mir herum gegen meine Magenwände. ›Bleib hier und sag ihr, dass du ihr Zeit lässt, dass ihr noch einmal reden solltet, und noch einmal küssen! Geh doch jetzt nicht einfach so, du dumme Kuh!‹
    »Bis bald dann«, sagte ich, allen dröhnenden Stimmen in mir zum Trotz.
    »Bis bald«, erwiderte sie, nicht so, als rechne sie mit einem baldigen Wiedersehen. »Ach, und Michelin?«
    »Ja?«
    »Bitte, erzähl Lena nichts davon!«
    Ich sah sie an, in ihrem grauen Frotteemantel, der weder sie noch mich vor unseren Gefühlen schützen konnte. Irgendetwas, sagte ich mir, war hier verdammt falsch gelaufen. Und zwar nicht das, was vor ein

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