Die schoenen Muetter anderer Toechter
miteinander …oder nicht … ich meine, verstehst du? Es ist rein …ehm … platonisch zwischen uns.«
»Zwischen wem?«
»Zwischen Lena und mir.«
»So?«
»Ja.« Ich war verwirrt. Ihre Reaktion passte so gar nicht mit meinen Vorstellungen zusammen. »Ich dachte, das interessiert dich vielleicht. Du hattest doch gedacht … beziehungsweise ich dachte ja auch erst … Als ich Lena auf dem Schwof sah, da dachte ich wirklich, sie wäre … aber ist sie gar nicht. Vielleicht war sie nur ein … ja, so eine Art Wegweiser? Jetzt ist jedenfalls alles ganz anders. Vielleicht ist es für dich auch wichtig, das zu wissen?«
Angela räusperte sich unwillig. »Ein Wegweiser? Meine Tochter?«
Oh, Mist! Ich war in ein Fettnäpfchen getreten.
»Das meine ich natürlich nicht abwertend. Lena sieht es bestimmt nicht abwertend. Sie ist zufrieden damit, wie es jetzt ist.« ›Zufrieden‹ klang auch nicht unbedingt so glücklich, wie ich es gerne gehabt hätte. »Lena geht es wirklich gut damit«, korrigierte ich rasch. »Sie will ja überhaupt gar nichts anderes …«
»Michelin«, unterbrach Angela mich ungeduldig. »Was möchtest du mir eigentlich sagen?«
»Ich möchte dir sagen, dass ich jetzt weiß, was ich will.«
»Das freut mich ausgesprochen für dich, Michelin«, antwortete Angela hitzig. »Es freut mich wirklich, dass du in den vergangenen vier Tagen für dich alles geklärt hast. Ich kann das leider von mir nicht behaupten. Ich weiß nur, dass ich ein wenig kopfstehe, weil mir nämlich so etwas noch nie passiert ist und ich mir nicht erklären kann, wie es dazu kommen konnte.«
Ich schluckte. Das hatte ich mir anders gedacht. Mit Lena war es wirklich einfacher gewesen. Aber ich hatte vergessen, dass ich hier das verschärfte Modell vor mir hatte.
»Solche Dinge passieren wunderbarerweise nun mal einfach so«, versuchte ich sie in eine andere Tonart zu locken.
» Mir aber nicht!«, heulte Angela am anderen Ende der Leitung auf. »Ich bin so spießig und normal, wie du es dir nur vorstellen kannst. Ich bin Mutter! Ich fange nichts an mit den … platonischen Freundinnen meiner Tochter!«
»Rein theoretisch oder auch praktisch?«, piepste ich.
Angela schnaufte.
»Du findest das Ganze wahrscheinlich auch noch komisch. So eine alte Glucke vergisst sich und geht auf eine Dreißigjährige los. Vielleicht denkst du ja, ich bin ein bisschen verwirrt? Die Scheidung, Lenas Auszug, alles ein bisschen viel für mich, oder?«
Sie hatte sich richtig in Rage geredet, und ich hatte keinerlei Erfahrung mit Methoden, die zu ihrer Beruhigung führen könnten.
»Vielleicht hast du dich selber bisher noch nicht gefunden?«, wagte ich daher einen ersten Lösungsansatz.
»Und du denkst, du könntest mir dabei helfen? Denkst du, es ist damit getan, mich zu küssen und dann einfach wieder abzuhauen? Oder denkst du, wir könnten jetzt da weitermachen, wo wir vor ein paar Tagen aufgehört haben? Ich sage dir eins: Nach ein paar Wochen wird der Reiz des Neuen für dich verflogen sein, und ich stehe da vor den Trümmern einer Welt, in der ich mich sowieso nur leidlich zurechtfinde. Denkst du denn, dass du es aushalten könntest, wenn ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist? Denkst du das?«
»Ich denke, du bist wundervoll«, sagte ich leise.
Eine Weile kam kein Ton aus dem Hörer.
»Michelin, tu das nicht«, bat sie mich schließlich. Ihre Stimme zitterte. »Für dich ist das vielleicht alles nur ein nettes Zwischenspiel, ein neue Erfahrung unter vielen anderen. Für mich würde es ein komplett neues Leben bedeuten. Ich kann das nicht!« Damit legte sie auf.
Die wunderschön schillernde Seifenblase in meinen Kopf zerplatzte mit dem Klick , das aus dem Hörer erklang.
Ich versuchte, ihre Entscheidung zu akzeptieren. Denn eines hatte sie richtig erkannt: Auch ich konnte ihr keine Garantie geben. Keine Garantie dafür, dass sie die Veränderungen in ihrem Leben würde meistern können. Keine Garantie letztendlich auch für meine Gefühle.
Also endete hier, was ich für einen Anfang gehalten hatte. Es gab keine dazugehörige Geschichte.
Ich beschloss, einen Schlussstrich zu ziehen. Auch unter das Kapitel Lena. Sie war eine nette Frau. Unter anderen Umständen wäre sie eine Bereicherung für meinen Freundinnenkreis. Doch ich sah in ihren Zügen immer die Angelas und wollte mich nicht solcherart von ihnen verfolgen lassen.
Zum Renovieren hatte ich mich mit Lena noch einige Male getroffen. Jedes Mal zuckte ich zusammen,
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