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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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wenn ich ihre wohlproportionierte Gestalt auftauchen sah. Dem musste ich ein Ende setzen.
    Doch an dem Tag, an dem ich Lena zum letzten Mal treffen und ihr meinen Entschluss mitteilen wollte, rief Frederike mich an.
    »Michelin!«, schluchzte sie in den Hörer und klang dabei so herzzerreißend, als hätte sie drei Tage durchgeheult. »Du bist noch meine einzige Hoffnung. Wenn Frauke recht hat und diese Nancy wirklich etwas weiß, dann musst du es aus ihr herausbekommen!«
    Ich erinnerte mich nur ungern an die wenigen Male, zu denen ich Nancy bei den voranschreitenden Renovierungsarbeiten getroffen und versucht hatte, sie auszuquetschen. Durch Frauke, Frederike und Karolin gespickt mit guten Ratschlägen für Überführungsversuche, ließ ich nichts unversucht. Doch Nancy reagierte niemals wie erhofft. Offenbar kannte sie Iris wirklich nicht und schien auch nichts über das verschwundene Manuskript zu wissen. Entweder sie war sehr schlau oder wirklich unschuldig an dieser Sache.
    Der Silberstreif Hoffnung, der durch Fraukes Entdeckung auf dem Anrufbeantworter am Horizont aufgetaucht war, verglomm in der dunklen Nacht der Unwissenheit wie eine Sternschnuppe.
    »Ich habe wirklich schon alles versucht, Frederike«, erklärte ich der Verzweifelten. »Mittlerweile glaube ich, ihr Versprecher war ein blanker Zufall. Aber ich bin auch nicht besonders gut in Detektivarbeit.«
    »Deswegen dachte ich ja an dieses Abendessen, das du und Lena veranstalten wollt«, schniefte Frederike.
    »Das Abendessen!«, keuchte ich. Das hatte ich völlig vergessen!
    »Ja.« Frederike schluckte. »Bitte, Michelin, ihr müsst es vorantreiben! Ich drehe noch durch! In sechs Wochen ist mein Abgabetermin beim Verlag. Es ist absolut unmöglich, bis dahin alles noch mal zu schreiben. Aber es ist auch nicht das, was mich so fertig macht. Es ist die Mühe und die Kraft, die ich in die Geschichte gesteckt habe. Ich habe so viele wunderschöne Momente aufs Papier gebannt, und jetzt ist das alles plötzlich … weg.«
    Ich umklammerte den Hörer und lauschte eine Weile hilflos dem Schluchzen meiner lieben Freundin.
    Konnte ich ihr jetzt sagen, dass ich mich heute Abend zum letzten Mal mit Lena treffen würde und das geplante Abendessen damit ins Wasser fiel?
    »Du-du hilfst mir doch, oder, Miche-michelin?«, hickste Frederike. »Ich-ich muss unbedingt das Manus-manuskript zurückbekom-kommen. Es ist eine-eine Sache auf Leben und-und To-tod.«
    Ich brachte es nicht fertig, es ihr zu sagen.
    »Ich helfe dir, Frederike«, sagte ich und versuchte, viel Zuversicht in meine Stimme zu legen. »Wir machen das schon! Irgendwie werden wir es wieder herbeizaubern!«

    »Ich kann nicht hexen!«, maulte Jackie, die neben Ellen in meiner Küche stand und mit Schneckengeschwindigkeit Kartoffeln schälte. Alles dauerte meiner Meinung nach viel zu lange. Ich war nervöser als ein Vulkan vor dem Ausbruch.
    Eigentlich hatte Lena das Essen in ihrer kleinen Wohnung geplant, doch die Arbeiten dort zogen sich hin. Und da meinerseits aufgrund der Frederike-Hilfsaktion die Zeit drängte, hatte ich meine Räume für dieses Unternehmen zur Verfügung gestellt. Jackie und Ellen waren so lieb, mir bei den Vorbereitungen zu helfen, sonst hätte ich wohl den Verstand verloren.
    »Michelin, ich kapiere nicht ganz, wieso du hier fast Rad schlägst. Kannst du vielleicht mal eine Minute stillstehen, während du diese Soße anrührst?«, krittelte Ellen mit ihrer sanftesten Stimme von der Seite her.
    Ich wusste, dass meine Augen vor festsitzendem Schrecken weit aufgerissen sein mussten, als ich sie jetzt ansah. Selbstverständlich musste ich ihnen total durchgeknallt vorkommen.
    »Vielleicht sollte ich euch vor dieser Veranstaltung noch in etwas einweihen«, begann ich. Denn ich hatte es tatsächlich bis zu dieser Sekunde noch nicht fertiggebracht, ihnen von den Geschehnissen zwischen Angela und mir zu erzählen. Wahrscheinlich war dieser Zeitpunkt der ungünstigste, den ich mir aussuchen konnte …
    »Wir sind ganz Ohr!« Jackie sah mich interessiert an.
    Betäubt starrte ich einen Moment lang zurück und schüttelte dann den Kopf: »Nein, es geht doch nicht!«
    Jackie heulte empört auf, und Ellen schnaubte leise.
    Eine Weile arbeiteten wir schweigend weiter. Doch Jackie konnte irgendwann nicht länger den Mund halten. Sie kräuselte ihre vollen Lippen.
    »Ehrlich gesagt, Michelin, finde ich es unverschämt, dass wir gleichzeitig als Küchenhilfe und als repräsentative Gäste fungieren

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