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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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sollen.«
    »Ja«, stimmte Ellen ihr zu. »Das Mindeste, was du uns dafür schuldest, ist ein offenes Wort.«
    Wir maßen einander mit Blicken. Da der Kampf zwei gegen eine unfair war, verlor ich natürlich.
    »Also gut«, seufzte ich, im Grunde erleichtert über diesen Ausgang, und erzählte meinen beiden Freundinnen stockend von den letzten schrecklichen Ereignissen.
    »Moment! Moment!«, rief Jackie, als ich geendet hatte. »Du willst uns jetzt sagen, dass du der wunderbaren Lena den Laufpass gegeben und dich für ihre vierzigjährige Mutter entschieden hast?«
    »Sei nicht so ein Holzklotz!«, rügte Ellen, die sich offensichtlich um Gelassenheit bemühte. Dass sie im gleichen Augenblick begann, mit einer unglaublichen Geschwindigkeit Gurken klein zu hacken, unterstrich ihren eisernen Willen, sich nicht zu unüberlegten Äußerungen hinreißen zu lassen. »Es ist doch gar nichts passiert zwischen Michelin und … Angela.« Sie hatte zwar eine Sekunde gezögert, aber dann doch den Namen ausgesprochen. Ich war ihr sehr dankbar, dass sie nicht auch noch das Wort ›Mutter‹ in den Mund genommen hatte.
    Jackie schüttelte ungläubig den Kopf. »Du bist zwar manchmal merkwürdig, Michelin, aber dass es so weit geht, das war mir nicht klar. Du warst doch schon am Ziel deiner Träume. Lena und dir stand doch der siebte Himmel offen. Ich meine, ihr hattet immerhin schon Sex!«
    »Das muss noch lange nichts bedeuten«, erwiderte ich ruhig und berichtete von der Einmalzahnbürste und Angelas verstörtem Anruf.
    Ellen nickte nachdenklich. »Da ist was dran. Irgendwie kam mir dieses Mädel noch nie so ganz koscher vor. Erst ziert sie sich derart, dass alle schon vermuten, sie sei nie aufgeklärt worden und habe keine Ahnung von Sex. Und dann stürzt sie sich plötzlich auf dich. Da musste irgendetwas dahinterstecken.«
    Jackie staunte. »Unglaublich! Das musst du Frederike erzählen! Oder darf ich das machen?«
    »Untersteh dich!«, knurrte ich. »Das bleibt unter uns! Kannst du dir vorstellen, wie erniedrigend es ist, wenn du nicht um deiner selbst willen begehrt wirst, sondern weil diejenige-welche nicht möchte, dass ihre Mutter ihr zuvorkommt?«
    Jackie schnalzte respektvoll mit der Zunge und rollte den Blätterteig aus.
    In diesem Augenblick klingelte es.
    Wir sahen uns kurz an.
    »Das wird Lena sein«, sagte ich und hörte deutlich den hysterischen Kiekser in meiner Stimme. Ich sah meine beiden Freundinnen eindringlich an. »Kein Wort darüber, kapiert?!«
    Jackie salutierte knackig, und Ellen nickte.
    Es war sogar nicht nur Lena, die dort die Treppe heraufkam. Nancy wurde vom Wirbel der Aufregung, den Lena um sich herum produzierte, förmlich in die Wohnung gesogen.
    In meiner geräumigen Küche wurde es plötzlich voll. Ich stand wie gelähmt neben dem Kühlschrank und versuchte mich dran zu erinnern, was noch zu tun war. Unter normalen Umständen war ich gar nicht übel im Delegieren von Aufgaben. Aber Lenas Ankunft hatte mir überdeutlich gemacht, dass ich mich nicht in einer Art Wachtraum befand, aus dem ich jederzeit würde erwachen können. Oh nein, dies hier war die Realität. In etwa zwei Stunden würde Angela zur Tür hereinkommen. Sie würde mich mit ihren grünen Augen kühl mustern, und ich würde nicht die geringste Chance haben, dieser Seelenpein zu entkommen. Der Verlauf des Abends entzog sich vollkommen meiner Kontrolle. Nahe am Rand zur Panik, hielt ich mich am Messerblock fest. Da ich nichts sagte, standen Lena und Nancy etwas verloren herum. Jackie hatte sich eifrig über ihre Arbeit gebeugt und sah nicht ein einziges Mal auf. Vielleicht hatte sie Angst, ihr frischerworbenes Wissen völlig unbeabsichtigt gleich wieder auszuplaudern.
    »Wollt ihr nicht vielleicht schon mal den Tisch decken?«, schlug Ellen schließlich an Nancy und Lena gewandt vor. »Wir haben schon die Möbel zur Seite geschoben und den Tisch ausgezogen. Aber mehr ist noch nicht passiert.«
    Lena sah mich fragend an. Als ich nickte, zogen die beiden ins Wohnzimmer hinüber, von wo wir wenig später Tellerklappern und Gekicher hörten.
    »So!«, sagte Ellen und wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab. »Und jetzt noch mal von vorn: Weißt du denn, ob Angela ihrer Tochter«, sie deutete Richtung Flur, »von diesem … ehm, Zwischenfall erzählt hat?«
    »Bestimmt nicht«, flüsterte ich. »Das hätte Lena sich anmerken lassen.«
    »Vielleicht hätte sie auch noch mal Sex machen wollen?«, wisperte Jackie durch den dichten Vorhang

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