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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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ihrer krausen Haare.
    Ich grinste müde.
    »Angela wird es niemandem erzählen. Sie ist viel zu sehr mit sich selber beschäftigt«, erklärte ich leise. »Die Angst vor ihren eigenen Gefühlen wird sie ganz schön in Schach halten.« Hörte ich da etwas Bitternis aus meinen Worten heraus?
    Ellen hob den Zeigefinger und lauschte zum Wohnzimmer hinüber, bevor sie sagte: »Ich finde ihre Haltung überaus konsequent. Sie hat doch nur rechtzeitig und durchaus richtig gerade noch die Kurve bekommen vor einer dummen Dreiecksgeschichte, in der fatalerweise auch ihre Tochter eine Rolle spielt! Was sagt dein Schäbig-Männchen zu dieser Theorie, dass es nur die blanke Angst ist, die Angela auf Abstand zu dir hält?«
    Sie kannte mich zu gut!
    »Was wohl? Es revoltiert und tritt mich. Es ist nun mal nicht für einfache Lösungen. Immer muss es alles komplizierter machen, als es ist.«
    »Weil es eben immer komplizierter ist, als du es gern hättest!«, erklärte Ellen mitleidslos. »Wenn jemand an der Unmöglichkeit zwischen euch die Schuld trägt, dann bist du es selber.«
    »Ach, Ellen, das kannst du doch auch nicht so einfach sagen«, warf Jackie ein, mit einem feuchtschimmernden Blick auf mich. Ich tat ihr leid! Und das machte alles noch ein wenig schlimmer für mich. In Jackies Augen war ich offenbar verloren.
    »Doch, Jackie«, seufzte ich. »Ellen hat leider recht. Ungerechtfertigte Scheu hat Angela tatsächlich nicht an den Tag gelegt. Eher im Gegenteil. Wenn ich an ihre Reaktion auf meinen Kuss denke …«
    Ich brach ab. Wahrscheinlich konnten meine Freundinnen mir sowieso schon überdeutlich ansehen, dass ich mich nach einer Fortsetzung dieses Kusses geradezu verzehrte.
    »Die Entwicklung dieser Geschichte ist ganz außergewöhnlich!«, stellte Ellen gerade fest und unterzog den Salat einer gewissenhaften Prüfung.
    »Ich kann es euch nicht erklären.« Ich rang wirklich um Worte. »Wochenlang bin ich um Lena herumgeschlichen wie die Katze ums Mauseloch. Und just in dem Augenblick, in dem ich scheinbar am Ziel meiner Wünsche bin, wende ich den Kopf und entdecke etwas … das anders ist, mir näher, vertraut und rätselhaft zugleich. Ich frage mich selbst, wie das passieren konnte. Aber es ist nun mal passiert.«
    Jackie schien gerührt. »Vielleicht war mein Traum neulich ein Hinweis auf die beiden als Einheit von Mutter und Tochter? Was meinst du? Dann kann aber nun niemand so genau wissen, mit wem von den beiden du denn nun glücklich werden kannst. Vielleicht sind beide gemeint?«
    Ich zog eine Grimasse. »So wie es momentan aussieht, wird keine von beiden gemeint sein. Dieses Abendessen hier wird nämlich in erster Linie deshalb veranstaltet, weil Lena ihre Eltern wieder vereint sehen möchte und sie zusammen an einen Tisch bringen will.«
    Ellen hielt kurz inne und traktierte dann mit doppelter Geschwindigkeit das Gemüse. »Du bist irrsinnig, Michelin, oder eine Masochistin!«, behauptete sie überzeugt. »Nur eine Irre veranstaltet ein Dinner, bei dem die Frau, die sie vielleicht liebt, mit ihrem Ex-Mann verkuppelt werden soll. Oder fügst du dir gern selbst Schmerzen zu? Ich muss sagen, eine gewisse Tendenz dazu hattest du früher schon.«
    »Sprich doch bitte nicht von Liebe«, bat ich sie gereizt. Dieses Wort machte mich nervös. »Frederikes Leben hängt davon ab, dass sie heute Abend irgendetwas aus Nancy herausbekommt. Und außerdem habe ich es Lena vor langer Zeit versprochen. Wie hätte ich es denn jetzt abschlagen können, ohne ihr von dem Grund für meinen Rückzug zu erzählen?«
    »Vor langer Zeit?«, wiederholte Ellen mit ironischem Tonfall. »Wir sind nicht bei den Gebrüdern Grimm! Du kennst Lena seit … seit …?«
    »Sechs Wochen«, half Jackie ihr weiter. Unter normalen Umständen hätte es mich verwundert, wie gut die beiden plötzlich miteinander harmonierten. In meiner momentanen Notlage fiel es mir jedoch kaum auf. Die ganze Welt schien kopfzustehen. Wieso sollten sich dann nicht auch Ellen und Jackie plötzlich verständigen können?
    »Das sind allerdings Umstände, unter denen ich richtig gerne an einem entspannten Abendessen teilnehme«, sagte Ellen ernst, nachdem wir eine Weile schweigend gearbeitet hatten.
    »Genau!«, stimmte Jackie ihr zu. »Und dieses ganze Brimborium hier!« Sie deutete auf die Unmengen an Lebensmitteln, die sich auf allen Ablageflächen in der Küche türmten. »Warum hast du nicht einfach ein Blech Pizza gemacht und fertig?«
    Ich ruderte mit den Armen.

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