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Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition)

Titel: Die schönsten Erzählungen (Die schönsten Erzählungen / Geschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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essen? Fritz, ist alles bereit?«
    Sie gingen ins Speisezimmer. Auf dem Tisch unter der Lampe standen Kerzen und die auserlesensten Dinge: verschiedene Siphons, Flaschen mit kleinen Figuren auf den Pfropfen, Karaffen mit edlem Wein, delikate Schlemmerbissen und alle möglichen Spirituosen. Sie tranken ein Gläschen und nahmen einen Imbiss zu sich, tranken ein zweites Gläschen, nahmen nochmals einen Imbiss, und allmählich kam ein Gespräch in Gang. Serpuchowskois Gesicht rötete sich, und er begann ohne Hemmungen zu sprechen.
    Sie unterhielten sich über Frauen, über die Mätressen von Bekannten: wer sich eine Zigeunerin, wer eine Tänzerin oder eine Französin hielt.
    »Der Mathieu hast du also den Laufpass gegeben?«, fragte der Hausherr. Er sprach von der Mätresse Serpuchowskois, die ihn ruiniert hatte.
    »Nicht ich ihr, sondern sie mir. Ach, mein Lieber, wenn ich so bedenke, mit welchen Unsummen ich in meinem Leben um mich geworfen habe! Jetzt bin ich schon froh, mit ein paar tausend Rubeln rechnen zu können, bin wirklich froh, alldem zu entfliehen. In Moskau halte ich es nicht mehr aus. Ach, was ist da viel zu reden.«
    Den Hausherrn langweilte es, Serpuchowskoi zuzuhören. Er hatte den Wunsch, von sich zu sprechen, zu prahlen. Aber auch Serpuchowskoi wollte von sich selbst erzählen, von seiner glänzenden Vergangenheit. Der Hausherr goss ihm Wein ein und wartete nur darauf, ihm, sobald er geendet hätte, wieder von sich zu erzählen und ihm auseinanderzusetzen, dass er sein Gestüt jetzt auf eine noch nie und nirgends dagewesene Höhe gebracht habe. Auch wollte er ihn davon überzeugen, dass Marie ihn nicht nur des Geldes wegen, sondern wirklich von ganzem Herzen liebe.
    »Ich wollte dir sagen, dass in meinem Gestüt…«, begann er, wurde aber von Serpuchowskoi unterbrochen.
    »Früher einmal liebte und verstand ich es, das Leben zu genießen, kann ich dir versichern. Du sprachst da von Rennen: Wie schnell ist denn nun dein bestes Pferd?«
    Der Hausherr griff freudig die Gelegenheit auf, von seinem Gestüt zu erzählen, wurde jedoch von Serpuchowskoi wiederum schon nach den ersten Worten unterbrochen.
    »Ja, ja«, sagte er, »aber bei euch Gestütsbesitzern spielt doch nur der Ehrgeiz eine Rolle, nicht das Vergnügen und die Freude am Leben. Bei mir war das ganz anders. Ich erwähnte vorhin, dass ich ein Kutschpferd besessen habe, einen Schecken, der genauso gesprenkelt war wie jener, den dein Pferdehirt ritt. Ja, das war ein Pferd! Du hast es nicht gekannt – es war im Jahre zweiundvierzig. Ich war eben erst nach Moskau gekommen, fuhr zu einem Pferdehändler und wurde bei ihm auf einen scheckigen Wallach aufmerksam. Er war gut gebaut. Ich fand an ihm Gefallen. Was soll er kosten? Tausend Rubel. Er gefiel mir, und ich kaufte ihn für meine Equipage. Ein solches Pferd hatte ich noch nie besessen, und auch du wirst so eins weder jetzt noch irgendwann einmal aufzuweisen haben. Ein besseres Pferd ist mir, sowohl was die Schnelligkeit als auch was die Kraft und Schönheit betrifft, nie begegnet. Du warst damals noch ein kleiner Junge, du hast es nicht gekannt, wirst aber, nehme ich an, von ihm gehört haben. Ganz Moskau kannte es.«
    »Ja, ich habe davon gehört«, bestätigte der Hausherr zurückhaltend. »Doch ich wollte dir gerade von meinen…«
    »Also auch du hast von ihm gehört. Ich kaufte den Gaul, ohne mich um seine Abstammung zu kümmern, ohne ein Attest zu verlangen. Erst nachträglich habe ich seinen Stammbaum erfahren und mit Hilfe Wojejkows alles aufgespürt. Er war ein Sohn Ljubesnys I. und hieß Leinwandmesser. Er legte beim Laufen so aus, wie man Leinwand misst. Im Chrenowoer Gestüt hatte man an seinem scheckigen Fell Anstoß genommen und ihn an den Stallmeister abgetreten, der ihn kastrieren ließ und dann an einen Pferdehändler verkaufte. Solche Pferde gibt es heutzutage nicht mehr, guter Freund! Ach, war das eine Zeit! Ach, du Jugendzeit!«, stimmte er eine Melodie aus einem Zigeunerlied an. Der Alkohol begann bereits zu wirken. »Ja, es war eine schöne Zeit. Ich war fünfundzwanzig Jahre alt, hatte meine achtzigtausend Silberrubel jährlich, hatte noch kein einziges graues Haar auf dem Kopf und noch sämtliche Zähne – wie eine Perlenschnur anzusehn. Was ich auch unternahm, mit allem hatte ich Erfolg. Und jetzt ist alles aus…«
    »Nun, eine solche Schnelligkeit wie heute kannte man damals noch nicht«, fiel der Hausherr sofort ein, als Serpuchowskoi einen Augenblick innehielt.

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