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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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war, war darüber unglaublich traurig. Es weinte so viel, dass seine Augen blutrot und entzündet wurden, und es ging jeden Tag zu einer Kapelle des heiligen Nikolaus, damit er ihm helfen sollte. Es betete fast ununterbrochen zum Heiligen, dass er ihm doch zeigte, wohin das böse Wassermandl seine Schwester verschleppt hatte. Und wirklich gab ihm der Heilige einen Rat: Es sollte gleich frühmorgens hinab zur Au gehen, sich mit dem rechten Ohr auf den Rasen legen und lange Zeit ins Schilf hineinschauen. Es dürfte aber nicht ein Wörtchen reden und sich auch nicht räuspern dabei, ja möglichst sollte es nicht einmal atmen.
    Der kleine Bub tat alles genau so, wie es ihm gesagt worden war. Und als er gespannt auf dem Boden lag, hörte er auf einmal ein Surren und Summen im Wasser, als ob dort tausende und abertausende Brummfliegen umherflögen. Dann entstanden auf dem Wasser Ringlein, große und kleine, und viele Fische schnappten hoch und glitzerten dabei im Sonnenlicht. Schon hörte er im Schilf die schönsten Melodien, mal zart wie ein Hauch, mal gewaltig wie von einer Orgel und die Musik und das Rauschen kamen näher und näher. Mit einem Mal bogen sich die Halme weit auseinander und aus dem Nebel wirbelte eine schier endlose Schar winziger Männlein hervor. Sie hatten grüne Mützen auf und trugen bunte Muscheln auf goldenen Schalen in den Händen. Sie winkten und deuteten einander zu und wisperten so leise, dass es niemand hören konnte. Nun spannten sie ein großes, grünes Netz über das Schilf und hoben ein wunderschönes Mädchen in einem himmelblauen Bett aus der Tiefe herauf. Das Kind war so lieb wie ein Engel und schlief. Als nun das Kinderbett aufgestellt war, zupften die Männlein ein wenig an dem schneeweißen Kissen und sofort schlug das schöne Kind seine Augen auf. Nun sah man die Zwerge das Mädchen umsorgen, sie versuchten sie aufzuheitern und zum Spielen zu bewegen.
    Aber dieses sah fast teilnahmslos in die Ferne und war unendlich traurig, es gab da rein gar nichts, was es freuen wollte. Nun begann es heftig zu weinen, streckte die Hände nach dem Ufer aus und es schien so, als wollte es sein Brüderchen, das mit dem Ohr auf dem Erdboden lag, umarmen. Da rief er ganz ergriffen:
    „Schwesterl, mein liebes Schwesterl!“
    Da war alles wieder verschwunden, der Zauber gebrochen. Nur die Wellen der March schlugen wieder gleichmäßig ans Ufer wie sonst, und durch das Schilf strich ein feuchter Wind.
    Bei Mautern fuhr eines Tages ein Bauer mit seinem Fuhrwerk ganz nahe an der Donau entlang. Als er zu einem geeigneten Platz kam, hielt er die Pferde an und ließ sie ein wenig ausruhen, schließlich waren sie schon recht lange unterwegs. Als er dann wieder weiterfahren wollte, kamen sie nicht von der Stelle, so sehr sie auch zogen und so sehr sie der Knecht auf dem Kutschbock auch antrieb. So stieg der Knecht ab und sah, dass hinten auf dem Wagen ein buckeliges Männlein mit einer grauen Jacke saß, das sich ruhig seine Haare kämmte.
    Der Knecht sagte zum Bauern:
    „Da hinten sitzt so ein kleiner Kerl, der hält uns auf.“
    Da sprang das Männchen schnell ins Wasser und drohte ihm mit dem Finger. Zornig ging der Knecht zum Ufer und bückte sich, um einen schweren Stein aufzuheben, mit dem er dem Männchen eine Lehre verpassen wollte. Da packte ihn das Wichtlein blitzschnell bei den Haaren und zog ihn zu sich in die Donau.
    Am nächsten Tag wurde der Knecht tot am Ufer gefunden, sein Körper war von oben bis unten zerkratzt.
    In der Nähe von Stockerau hauste einst ein frecher Wassermann im Teich der Teufelsmühle. Jede Nacht verließ er das Wasser und stieg an Land. Bald war er so frech geworden, dass er das Nebengebäude der Mühle aufsperrte und dort zu Mitternacht seine Fische briet. Nach seinem Essen verschwand er dann wieder. Das blieb dem Müller natürlich nicht unbemerkt, doch wusste er nicht, was er tun sollte. Wassermänner können oft sehr grausam sein und daher wollte er sich nicht mit ihm anlegen.
    Da kam eines Abends ein Bärentreiber mit seinem Tanzbär vorbei, der zog von Jahrmarkt zu Jahrmarkt und unterhielt mit seiner Darbietung die Leute. Die Stockerauer Märkte boten da natürlich auch ein Ziel. Da die Menschen von nah und fern auf diese Märkte zogen, waren alle Herbergen ausgebucht und es fand sich keine Unterkunft für den Bärentreiber. Als dieser dann bei der Mühle vorbeikam, fragte er auch bei dem Müller um Unterkunft an. Doch selbst der hatte keinen Platz mehr, wollte ihn

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