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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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soviel du willst. Doch darfst du nur von einer der drei Metallsorten nehmen, und ohne ein Wort zu sprechen.“
    Steuli ging auf den Vorschlag ein und die beiden wanderten miteinander in der Nacht nach Prazalanz bis zu einer Höhle. Sie gingen mit ihrem Kerzenlicht eine Strecke weit durch einen unterirdischen Gang, bis sie auf einen Kirchturm stießen. Dort stiegen sie durch die Schallöffnungen hinein und kamen über die Turmtreppe in die Kirche hinunter. Isabrech öffnete die Sakristeitür und sie fanden den Trog. Da hob er den Deckel auf und deutete dem Steuli, dass er jetzt zugreifen solle. Aber der gute Mann war so von Furcht ergriffen, dass er den Arm nicht nach dem Geld auszustrecken vermochte. Isabrech sprach dem Steuli Mut zu, aber umsonst. Schließlich schloss er den Trog wieder und sie traten miteinander den Rückweg an. Als sie wieder am Tageslicht waren, sagte der fahrende Schüler in seinem Unwillen zum Steuli:
    „Du bist doch der einfältigste Tropf, den es geben kann. Du hättest leicht reich werden können ohne die geringste Gefahr, und jetzt hast du die Gelegenheit nicht genützt.“
    Später machte Steuli noch einmal einen Versuch, aber er fand den Eingang nicht mehr.
    Dort, wo die untergegangene Stadt liegen soll, ist gegen Nordosten eine überwachsene Schutthalde abgeschlossen durch eine schroffe, steil abfallende Gipswand, der ein Bächlein entströmt, das über die Alm der Ill zurinnt und jahraus, jahrein trübe rinnt. An der Quelle des Bächleins geistert seit undenklichen Zeiten eine Jungfrau, die einen kostbaren Schatz hütet und schmerzlich der Erlösung harrt. Um die Jungfrau zu erlösen und den Schatz zu heben, muss man eine ungeheure, ekelhafte Kröte, die auf dem Deckel der Schatzkiste sitzt, dreimal auf den Mund küssen. Diesen Mut brachte aber bisher noch keiner auf, und die Jungfrau, an ihrer Erlösung verzagend, weint, dass die Tränen nur so in das Bächlein strömen. Darum geht es so trübe und heißt das Tränenbächle.
    Das Mäuseschloss zu Holzöster
    Bei Holzöster in Franking, nahe der Grenze zu Bayern und Salzburg, befindet sich ein Hügel, Burgstall genannt, und ein kleiner See. Auf der höchsten Stelle des Hügels stand einst das Schloss der Grafen von Franking und Holzöster. Der letzte Graf aus dieser Familie war ein sehr hartherziger und grausamer Mensch, der mit niemandem Erbarmen hatte und am liebsten alleine war. Wenn er jemandem an seinem Burgtor erblickte, ließ er ihn sogleich ergreifen und in den Turm werfen. Dort drinnen ließ er seine Gefangenen schmachten und dachte gar nicht daran, ihnen etwas zu essen zu geben. Er hatte sie ja nicht herbestellt, so dachte er, und würde sie deswegen auch nicht durchfüttern. Wenn die Armen dann, vom Hunger getrieben, anfingen zu schreien und zu winseln, so lachte der Graf und sprach:
    „Hört nur, wie meine Getreidemäuse schreien können!“
    Wie er seine Gefangenen so grausam verhungern ließ, konnte Gott nicht länger zuschauen und schickte ihm Mäuse. Das waren aber nicht zehn, zwanzig oder fünfzig, nein, das waren so viele, dass sie das gesamte Schloss einnahmen. Weil immer mehr und mehr von ihnen kamen, fand der Graf sie schon bald in seinem Bett und in seinen Schränken. Alles fraßen sie an und auf, wo er hintrat, stieg er auf eine Maus, und wo er sich hinsetzen wollte, da lagen Mäuseknödel. An dem Tag, als es keine Stelle mehr im Schloss gab, wo keine Maus war, beschloss er ein neues Schloss zu bauen, und zwar dort, wo es keine Maus erreichen könnte, mitten im See. Aber als das Schloss fertiggestellt und er eingezogen war, schwammen die Mäuse auf Hölzchen hinüber und bald war auch das neue Schloss von unten bis oben mit ihnen angefüllt. Nun artete die Mäuseinvasion so aus, dass der Graf auf eine fürchterliche Art zugrunde gehen musste, er wurde von ihnen angenagt und langsam aufgefressen. Wenig später verfielen beide Schlösser, und die Stelle, an der das Seeschloss gestanden war, kann man heute noch ausmachen, der Seegrund ist hier etwas höher als anderswo.
    Von seltsamen Dingen in der Weihnachtsnacht
    Ein Bauer aus Frauenkirchen wollte sich einmal davon überzeugen, ob es wahr sei, dass die Haustiere in der Christnacht wirklich sprechen können.
    Er verbarg sich dann am Abend im Stall in einem leeren Futtertrog und hörte, wie nach Mitternacht eine Kuh zur anderen sagte:
    „Heute noch stirbt unser Herr!“
    Entsetzt fuhr der Bauer auf, sprang aus dem Futtertrog und rannte in Todesangst aus dem Stall.

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