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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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war, setzte sie sich in die Stube und wollte von dem herrlichen Wein kosten. Doch was war das? Das konnte doch niemand trinken!
    Angeekelt und mit Brechreiz leerte sie ihr Glas aus – anstatt Wein hatte sie Jauche im Glas! Das war die Strafe für ihre Habgier.
    In der Christnacht kamen vor etlichen Jahren zwölf Bäckergesellen zusammen. Sie gingen ins Wirtshaus und ein jeder bestellte sich ein Glas Wein. Es brauchte nicht lange und die Ersten wurden übermütig:
    „Wer traut sich um halb zwölf Uhr nachts auf den Friedhof hinaus?“
    Einer gab zur Antwort: „Ich trau mich schon hinaus.“
    Da sagten die elf anderen: „Wir zahlen einen Eimer Wein, wenn du dich traust. Du musst aber als Beweis ein handlanges Ästchen von dem Baum, der mitten im Friedhof steht, mitbringen. Wenn du’s aber nicht mitbringst, dann musst du den Eimer Wein zahlen – und wir meinen den üblichen Eimer Wein.“ (Ein Eimer Wein entspricht 56,6 Litern.)
    Da lief einer von den elfen fort, und zwar zu seinem Meister nach Hause. Der Meister hatte nämlich eine Bärenhaut, eine fachmännisch abgezogene. Der Bäckergeselle hüllte sich in die Bärenhaut ein, ging hinaus zum Friedhof und wartete auf den Mutigen. Um den Friedhof war eine Mauer gezogen und dazu noch ein Graben, und in diesen Graben legte er sich hinein, um sich zu verstecken. Als dann der furchtlose Bursche in der Nacht auf den Friedhofseingang zuging, da sprang der im Graben Liegende auf und knurrte ihn an. Dann sprang er ihm auf die Brust und riss ihm mit den Bärenpratzen den Wintermantel herunter, dass die Fetzen nur so herunterhingen.
    Da sagte der forsche Bäckergeselle:
    „Mein lieber Bär, wenn du mir so kommst, dann werd ich’s gleich anders machen.“
    Er nahm ein Holzscheit von einem Holzstapel an der Friedhofsmauer und haute dem Bären damit auf den Schädel; und dieser fiel um und war gleich mausetot. Sodann ging der Bäckergeselle in den Friedhof hinein und brach sich einen handlangen Zweig vom Baum in der Mitte. Er brachte ihn den anderen Burschen in die Wirtschaft und sagte:
    „Da habt ihr euren Zweig vom Friedhof.“
    „Ja, ist dir denn nichts passiert?“
    „Ja, ein Bär hat mir aufgelauert, ich habe aber gleich ein Holzscheit genommen und es ihm auf den Schädel gehauen, so dass er sofort tot war.“
    Die anderen sagten weiter nichts, guckten sich nur groß an, gingen gefasst zum Friedhof und fanden dort ihren Kameraden in der Bärenhaut. Sie drehten ihn um – er war noch ganz warm – und stellten dann mit Entsetzen fest, dass die Bärenhaut an ihm angewachsen war. Ja, er war in einen richtigen Bären verwandelt worden, als wenn der gerade erst aus dem Wald gekommen wäre. Das war die Strafe von unserem Herrgott, dass der Bursch in der Heiligen Nacht so einen Streich verübte. Doch was taten jetzt die Burschen? Sie suchten nach dem passenden Werkzeug, und das ist auf einem Friedhof bekanntlich nicht weit, und gruben außerhalb der Friedhofsmauer ein großes Loch. In dieses Loch legten sie dann den Bärenleib hinein und schütteten das Loch wieder zu.
    Danach gingen sie wieder in die Wirtschaft, tranken ihren Wein aus und und die Sache war bald vergessen.
    Die Übergossene Alm
    Am Nordabhang des Hochkönigs erblickt man eine mit ewigem Schnee bedeckte Hochfläche von etwa 500 bis 1000 Metern Breite bei einer Länge von etwa vier Kilometern. Dieser Gletscher bildet die Wasserscheide zwischen den Quellen, die über das Blühnbachtal und Werfen in die Salzach entwässern, und der Urslau samt ihrer Zuflüsse, die über die Saalach entwässern.
    Vor langer Zeit standen hier inmitten eines herrlichen Waldes, umgeben von grasreichen Wiesen, freundliche Sennhütten, auf denen gar schöne und reiche „Dirndln“ als Sennerinnen hausten. Wiewohl von ihren Eltern in Gottesfurcht erzogen, machte sie das Leben hier oben, wo sie so ganz sich allein überlassen waren, zuerst stolz, dann übermütig und schließlich maßlos. Ihre Fantasie brachte sie auf unterhaltende Einfälle, um sich das Leben lustiger und abwechslungsreicher zu gestalten. Sie verübten bald mancherlei Frevel und führten ein wahres Leben der Schande. Den Kühen hängten sie silberne Glocken um den Hals, den Stieren vergoldeten sie die Hörner, sie ließen sich den Wein fässerweise aus Salzburg herbringen und bewirteten damit lustige Jägerburschen, mit welchen sie den ganzen Tag über tanzten und sangen. Das Beten hatten sie längst vergessen, dagegen taten sie alles, was sündhaft war: Sie

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