Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
pflasterten den Weg zu ihren Hütten mit Käselaiben und füllten die Lücken mit Butter aus. Zur Schönheitskur badeten sie in Milch, tranken statt Wasser zerlassene Butter oder formten aus der Butter Kugeln, mit welchen sie sich scherzend bewarfen.
Da kam eines Tages ein Wanderer auf die Alpe, der vor Müdigkeit und Erschöpfung kaum noch die Kraft hatte, sich bis zur nächsten Almhütte zu schleppen, um dort um Nachtherberge zu flehen. Statt nun des alten Mannes Bitte zu erfüllen, wiesen sie den Armen mit den harten Worten ab:
„Der Teufel mag dir Herberge geben, wir brauchen keinen so ungebetenen Gast!“
Nochmals wiederholte jener sein Flehen an der nächsten Almhütte, doch auch hier vergeblich.
Jetzt war das Maß voll und den Frevlerinnen hatte das letzte Stündlein geschlagen. Kaum hatte sich der Wanderer entfernt, da wälzte sich’s von den Teufelshörnern her in dunklen, unheimlichen Wolken, und ein furchtbarer Schneesturm erhob sich, dass den Sünderinnen angst und bange wurde. Ihre Lippen versuchten zu beten, aber umsonst. Gottes Strafgericht brach herein. Große Schneemassen stürzten vom Himmel und begruben innerhalb weniger Stunden die Frevlerinnen samt ihren Hütten für ewige Zeiten, daher wird sie die Übergossene Alm genannt.
Von Österreichs Seen.
„ … und wurde schließlich zum Wahrzeichen.“
Vom Wörthersee
Der Wörthersee ist der größte See Kärntens und liegt zwischen den bedeutenden Städten Klagenfurt und Villach in einer Senke. Westlich vom Landschaftsschutzgebiet Maiernigg fällt eine steile Wand zum Wasser ab, die von der Bevölkerung Schwarze Wand genannt wird. Zur Mitternacht kann man an dieser Stelle die Glocken einer längst versunkenen Stadt hören, die hier vor vielen hundert Jahren gestanden ist. Es war eine große Stadt mit prachtvollen Gebäuden und keiner der Bewohner hatte unter Armut oder Hunger zu leiden. Ganz im Gegenteil, die Menschen in dieser Stadt lebten in großem Reichtum und wurden mit jedem Tag übermütiger. Sie hatten vor nichts mehr Achtung und ihr ganzes Streben ging nur mehr dahin, noch größere Feste zu feiern und sie verloren jeden Respekt vor den göttlichen Gesetzen und den Menschenrechten.
So versammelten sie sich an einem Karfreitagabend zu Tanz und Völlerei. Es war schon sehr spät und das Fest schien kein Ende nehmen zu wollen, die Menschen tanzten immer noch in wilder Ekstase. Da öffnete sich die Tür des Tanzsaales und ein hageres, eisgraues Männlein blickte verwundert auf das lärmende Treiben in der prunkvollen Halle. Mit ärgerlicher Stimme rief es endlich:
„Oh ihr gottlosen Schwelger und Prasser, wisst ihr denn nicht, was morgen für ein Tag ist? Morgen könnt ihr feiern – kehrt also heute schnell heim, ehe ihr hart bestraft werdet!“
Erst schaute die Menge das kleine Männlein nur verwundert an, dann aber begann sie es auszulachen und die Feiernden hielten sich ihre dicken Bäuche vor Lachen. Der Alte drehte sich um und ging verdrossen wieder hinaus. Sogleich begann die wilde Musik wieder zu spielen und es wurde noch freizügiger getanzt und noch mehr getrunken und gebrüllt als zuvor. Um Mitternacht öffnete sich abermals die Tür und es trat wieder das graue Männlein herein. Dieses Mal hatte es ein kleines Fässlein unter dem Arm, und so mancher in seinem Rausch fragte sich, was wohl für eine Köstlichkeit da drinnen sein mochte.
„Es ist noch nicht die Zeit des Feierns gekommen, lasst also ab und geht nach Hause!“, mahnte es abermals die reichen Menschen, die keine Grenzen mehr kannten. „Wenn ihr mir nicht folgt“, fügte es hinzu, „öffne ich den Hahn dieses Fässleins und Tod und Verderben kommen über euch.“
„Mir hat noch kein volles Fass Tod oder Verderben gebracht, wohl aber ein leeres“, rief man ihm aus der Menge zu, und noch manch anderer Spott wurde ihm zugerufen.
Da schlug es Mitternacht und mit dem letzten Glockenschlag erloschen alle Lichter, die Mauern erbebten und ein furchtbares Gewitter befand sich plötzlich über der Stadt. Der Sturm wütete und in Strömen floss der Regen. Das unbekannte Männlein hatte das kleine Fass geöffnet, jetzt lag dieses im Wasser und aus ihm strömten noch weitere endlose Fluten. Es setzte alle Räume unter Wasser, das sich in der ganzen Stadt ausbreitete. Es überschwemmte die gesamte Gegend und stieg Minute um Minute an, bis kein Stück, das von Menschenhand geschaffen worden war, noch zu sehen war.
So wurde die Stadt vernichtet und mit ihr gingen
Weitere Kostenlose Bücher