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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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jungen Geliebten erzählte sie ihm, dass der kleine Loisl sie beim Vater verraten hatte und sie daher nicht mehr zu ihm kommen könne, solange der Bub im Haus sei:
    „Du musst mir helfen, ihn auf die Seite zu bringen!“, forderte sie ihren Schatz auf. Der erschrak, stimmte aber dann doch zu, da er meinte, ohne die Besuche der schönen Nachbarin nicht mehr weiterleben zu können.
    „Schick den Loisl morgen zu mir! Dann werf’ ich ihn in die Kalkgrube“, schlug er vor. Und als am nächsten Tag der Bauer auf dem Feld arbeitete, schickte die verblendete Frau ihren Stiefsohn mit einem Auftrag hinaus zum Kalkbrenner. Bei der Muttergotteskapelle, die auf dem Weg lag, kniete er auch heute vor dem Marienbild nieder und betete zur Himmelskönigin, so wie er es von klein auf tat. Dann pflückte er noch einen Strauß der schönsten Feldblumen und legte sie der Muttergottes zu Füßen. Inzwischen wollte der kleine Jörgele seinem Bruder nach, nahm aber einen anderen Weg und kam früher als dieser zum Kalkbrenner. Als nun der Loisl hinkam, traf er den Mann nicht mehr daheim an und machte sich unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg. Als die Bäuerin ihren Stiefsohn wieder heimkommen sah und der ihr erzählte, dass er den Kalkbrenner nicht angetroffen hatte, da lief sie, schon Unheil ahnend, zu ihrem Geliebten, um zu fragen, was denn geschehen war. Als er sie mit angsterfülltem Gesicht herlaufen sah, rief er ihr schon von Weitem zu:
    „Alles erledigt!“
    Da sank sie vor Schreck ohnmächtig zusammen. Der Kalkbrenner, der die beiden Knaben nicht unterscheiden konnte, da er sie ja nicht kannte, hatte ihren eigenen Sohn in die Kalkgrube geworfen.
    Prazalanz, die untergegangene Stadt
    Im Gebiet der heutigen Gemeinde Sankt Anton im Montafon lag einst angeblich die untergegangene Stadt Prazalanz, genau genommen soll die gottlose Stadt unter der Santantöner Alma begraben sein. Lange schon herrscht in der Wissenschaft Uneinigkeit darüber, ob in Prazalanz ein Bergsturz stattgefunden hat. Fels- und Bergstürze in den Alpen sind im Lauf der Jahrhunderte bis in die Gegenwart nichts Ungewöhnliches. Im Jahr 1348 stürzte der Dobratsch auf die Dörfer, im Jahr 1618 wurde Plurs bei Chiavenna in Norditalien verschüttet, im Jahr 1806 die Ortschaft Goldau in der Schweiz und ein Bergsturz im Liechtensteiner Oberland soll auch das ehemalige Trisona, heute Triesen, verschüttet haben.
    Neben Hinweisen auf die untergegangene Stadt Prazalanz in Chroniken des 18. Jahrhunderts erzählte im Jahr 1879 ein 55 Jahre alter Mann aus Bartholomäberg, dass er als Hirtenknabe in einem Loch, aus dem ein „Gipsbach“ herausfloss, mit Messing beschlagene Hölzer und auch einen Löwen mit einem Reifen im Maul herausgezogen habe.
    Mündliche Überlieferungen nennen auch die Lage der Kirche von Prastalanz, wie die Stadt auch genannt wurde, sie sei fünfzehn bis zwanzig Schritte von St. Anton gewesen.
    Auch Schatzgräber trieben ihr Unwesen in der Gegend, um nach den vergrabenen Schätzen zu suchen.
    Die Sage malt bis ins Detail den Untergang aus. Der Pfarrer sei eben traurig vor dem Pfarrhofe gesessen, während sich die Einwohner der Stadt in unmäßiger Weise und auf höchst freche Art der Tanzlust hingaben. Da habe das Hündchen des Pfarrers in einem fort gewinselt, und durch sein Vor- und Rückwärtsmarschieren den Pfarrer zum Nachgehen aus der Stadt hinaus bewogen. Als er draußen war, habe sich das Unglück ereignet und der Bergsturz sei eingetreten. Es wurde auch erzählt, dass vor dem Untergang der üppigen Stadt Geißhirten die Bewohner, die selbst mit dem herrlichsten Weizenbrot mutwilligen Frevel trieben, öfters ermahnt hätten, dass der überhängende Berg herabstürzen könnte, aber vergebens. Auch will man Behälter und Kisten mit Münzen ausgegraben haben.
    Der fahrende Schüler Hans Isabrech wollte sich einmal beim alten Steuli in Tschagguns dankbar zeigen, da er von diesem immer gastfreundlich aufgenommen wurde. Eines Tages sagte Isabrech daher zum Steuli: „Du bist ein gutes Männle und hast mir schon viel Gutes erwiesen, obwohl du selbst arm bist. Ich möchte mich erkenntlich zeigen und deine Lage erleichtern. Bei Prazalanz ist eine verschüttete Kirche, in der befindet sich ein großer Schatz. Es steht in der Sakristei ein Trog mit drei Abteilungen. In der ersten sind Gold-, in der zweiten Silber- und in der dritten Kupfermünzen. Ich darf für mich nichts von diesem Geld nehmen, du aber kannst dir ohne jede Gefahr davon nehmen,

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