Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Frau erholte sich nur langsam von dieser Last und hatte noch lange unter dieser Kraftanstrengung durch den bösen Geist zu leiden.
Als einmal in Lauterach die Rede vom Klushund war, sagte ein Schuster, er fürchte sich vor keinem Hund und keinem Teufel. Dieser Schuster war später einmal in Flühlen auf dem Pfänder auf der Stör. Nach der Arbeit machte er sich auf den Heimweg nach Lauterach. Als er die Klause erreicht hatte, war es schon Nacht. Auf einmal sprang ihm ein großer Hund auf die Schultern. Nur mit Mühe schaffte der Schuster es doch noch bis nach Hause und war drei Tage später eine Leiche.
Etwas mehr Glück hatte Johann Lingenhehle vom Tannenbach in Bregenz. Er ging einmal auf den Berg hinauf zu einem Bauern in die „Stubat“. Dort unterhielten sich die beiden mit Kartenspielen. Nach einer Weile kam die Bäuerin mit einer Schüssel voll „Küchle“ herein und stellte sie auf den Tisch. Sie sollten wacker zugreifen, sagte sie. Bevor sich der Bregenzer, es war schon ziemlich spät, verabschiedete, meinte er dreist:
„Jetz nimm i grad no a paar Küchle in ’n Sack für e Klushund“, und steckte einige in seine Tasche. Dann machte er sich auf den Heimweg. Wie er zur Klause kam, begegnete ihm tatsächlich der Klushund. Doch vor lauter Schreck dachte der Mann gerade jetzt nicht an die Küchlein in der Tasche. Der Hund sprang ihm auf den Rücken, die mächtigen Vorderpratzen stemmte er ihm auf die Schultern. Der Mann kam nur mit Müh und Not und völlig verschwitzt nach Hause. Seine Frau erkannte sofort, dass ihm etwas zugestoßen sein musste und fragte ihn besorgt, warum er denn so verstört aussehe.
„Der Klushund ist mer ufgseasse!“, war seine Antwort und seine Frau fragte weiter:
„Host em viellicht ebbas verspreche ghet, dem Klushund?“
Jetzt fiel dem Mann ein: „Jo, richtig, Küchle hon em versproche!“, und langte in die Tasche.
Er hätte dem Klushund die versprochenen Küchlein nur hinzuwerfen brauchen und wäre dann nicht belästigt worden.
Eine Begegnung mit dem Klushund kann aber auch ganz harmlos und ungefährlich geschehen. Zum Beispiel wurde der Klushund öfters auf der alten Straße zwischen Dornbirn und Hohenems gesehen. Als er wieder einmal am Abend diesen Weg entlanglief, kam er in die Lehmgasse und trottete in ein Haus abseits der Straße, wo ein alter Schreiner gerade seine Arbeit beendete. Der Mann empfing ihn freundlich und gab ihm zu fressen. Dann lief der Klushund weiter seines Weges, und das tut er wohl heute noch.
Das Doggi
Wie das Doggi eigentlich aussieht, weiß man nicht, wohl aber, dass es ein launischer Hausgeist ist, der wie der Schrättlig seine Freude daran hat, nachts in Schlafzimmer zu schleichen und die Leute im Bett zu drücken. Der Walser sagt „’s Doggi hed me dröckt“, und am Land sagt man „der Schrätligg hat mi druckt“.
Der Druck eines Doggis ist so stark, dass den Schlafenden fast das Atmen vergeht und es ihnen so vorkommt, als liege ein Zentnergewicht auf ihnen. In der Schweiz heißt der nächtliche Alp an vielen Orten auch Schrättel. In Liechtenstein sagt man, dass man nie eine leere Wiege schaukeln solle, denn sonst wiege man den Schrättlig. In Mühlbach im Elsass und in den benachbarten Ortschaften ist das Schrätzmännel ein Kinderschreck, der sich den schlafenden Kindern aufs Herz setzt und sie zu erdrücken versucht. Das Doggi kann seine Gestalt verändern, und nur durch diese Eigenschaft kann es überhaupt in die Schlafkammern hineinkommen.
Man erzählt auch, dass es nachts durch das Schlüsselloch in die Schlafzimmer komme, sich besonders gern über die Kinder lege und an ihren Brustwarzen zu saugen versuche. Am nächsten Morgen haben die Säuglinge dann ganz rote und geschwollene Brüste.
Am Thüringerberg lag eine Frau im Wochenbett und hatte in dieser Zeit eine fremde Pflegerin im Haus. Bald schon schrie das Neugeborene in der Nacht zum Erbarmen und seine Brüste waren geschwollen und so groß wie halbe Eier. Es wurde ihm Hennendreck aufgebunden, wie es in einem alten Hausmittel hieß, doch alles nützte nichts. Nachts schrie das Kleine entsetzlich und die Mutter jammerte, sie habe gesehen, wie das Doggi über ihr Deckbett hergelaufen sei. Als dann die fremde Pflegerin entlassen wurde, hatte das Übel endlich ein Ende.
Auch Hexen konnten zum Doggi werden, dann plagten sie nicht nur Kinder, sondern auch die jungen Haustiere und verursachten bei ihnen Milchansammlungen. In den Ställen saugten sie an den Kitzlein und
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